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31 Prozent für die NPD bei den Kommunalwahlen in Hessen und was das mit der AfD zutun hat

Die AfD mag ein Übel sein, aber vielleicht ist sie dieser Tage ein notwendiges Übel, weil sie als einziges Sammel- und Auffangbecken für all die Frustration fungiert, die sonst direkt die NPD vorantreibt.

In Büdingen-Michelau ist die — Robert Roßmann (@RobertRossmann)6. März 2016

Die am Wochenende noch offenen Wahllokale sind im deutschen Hessen wieder geschlossen, die Zettel mit ihren Kreuzen werden eifrig gezählt, aber jetzt schon steht nach dem hessenweiten Trendergebnis fest: Mit etwa 13,2 Prozent darf sich die AfD als drittstärkste Kraft im Land feiern. „Es ist sehr erschreckend", kommentierte die Vize-Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Eva Högl, im ARD-Hauptstadtstudio den Wahlausgang. Kai Klose, Chef der auf Platz vier abgeschlagen Grünen in Hessen erklärte gegenüber der Bild: „Das bittere, unerwartet gute Abschneiden der AfD hat auf kommunaler Ebene viele klassische Bündnisse—fast alle möglichen Zweierbündnisse, soweit ich das überblicken kann—an den Rand der Unmöglichkeit gebracht."

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Bittere Sache das. Noch bitterer wird es aber, wenn man sich das Wahlergebnis im Wetteraukreis anschaut: In der Gemeinde Altenstadt kam nicht die AfD, sondern die NPD auf ein Ergebnis von 12,3 Prozent, was eine Verzehnfachung ihres bisherigen Stimmenanteils bedeutet. In Büdingen bekamen sie sogar ganze 14,2 Prozent, ein Anstieg um ganze 12 Prozent.

Trendergebnis — hessenschau.de (@hessenschauDE)6. März 2016

Damit nicht genug: Im Stadtteil Michelau gewann die NPD die Wahl mit 31,8 Prozent der Stimmen—die CDU kam auf 29,5 Prozent und SPD auf 27,3 Prozent. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass wir hier über kein tiefbraunes Fleckchen Erde in der sächsischen Prärie reden, sondern über Hessen; unmittelbarer Nachbar des Wetteraukreises ist die Studentenstadt Gießen.

Wie lässt sich ein solches Ergebnis denn erklären? Dass allein auf Grund der Flüchtlingskrise seit geraumer Zeit ein kräftiger Rechtsruck durch das deutsche Land ging und geht, muss nicht nochmal ausbuchstabiert werden. Im 21.000-Einwohner zählenden Büdingen ist es nicht anders. Die Stadt besitzt eine der größten Erstaufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge in Hessen, auch hier schmeckt das offensichtlich vielen Bürgern nicht, für gewöhnlich machen sie ihrem Unmut dadurch Luft, dass sie mit der AfD anbandeln. Das Problem im Büdingen war nur, dass die AfD bei den Kommunalwahlen nicht angetreten ist. Deswegen konnte sie für die frustrierten Bürger nicht als Puffer zwischen den etablierten Parteien und der NPD dienen, von der selbst das Bundesverfassungsgericht noch nicht so recht weiß, wie sehr sie mit der NSDAP verwandt ist.

Hinzu kommt auch noch die sehr niedrige Wahlbeteiligung bei den Kommunalwahlen, von der tendenziell die radikalen Parteien profitieren—ihre Anhänger gehen wählen, Wut und Hass treibt an. Die AfD mag ein Übel sein, aber vielleicht ist sie dieser Tage ein notwendiges Übel, weil sie als einziges Sammel- und Auffangbecken für all die Frustration fungiert, die sich ohne diese Zwischenschaltung direkt im braunen Abgrund verlieren würde. Die AfD ist eine Art Vorhölle. Das einzig Positive an ihr: Nach abgesessener Zeit und Einsicht lässt sich wieder ein Weg zurück an die Oberfläche finden. Tragisch wird es, wenn selbst dieser Abgrund als Puffer nicht mehr greift. In der Stadt Leun (Lahn-Dill-Kreis) ist die AfD angetreten und es hat trotzdem nichts geholfen: Die NPD verführte 17,3 Prozent der Wähler. Ihr könnt Paul auch auf Twitter folgen.