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Nazi-Jagd in Österreich: There's an App for that

Österreichs Polizisten haben kleine Penisse, dafür aber eine App. Mit ihr könnt ihr am Wochenende Nazis jagen.

Foto via Flickr

Der Knüppel der österreichischen Exekutive war immer schon ein wenig kurz. Während zum Beispiel die Amerikaner auf öffentliche Fahndung zählen, wird darauf bei uns eher wenig Wert gelegt und die Ermittlungsfähigkeiten des gemeinen Österreichers nicht wirklich ernstgenommen. Doch mit diesem Sommer hat endlich auch die digitale Schwanzverlängerung der Exekutivbeamten Eingang in unsere Hand- und Hosentaschen gefunden—und zwar in Form der Polizei-App.

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Die App aller Apps beschäftigte mich mehrere Tage, wie sonst nur der Live-Feed einer Straußengeburt. Meine liebsten Menüpunkte der letzten Wochen waren: Personenfahndungen, ungeklärte Strafsachen, sichergestellte Gegenstände, Most Wanted und unbekannte Leichen. Ich verfolgte die Ermittlungen und Updates zu Verbrechen, von denen das neueste aus unerfindlichen Gründen aus dem Jahr 2008 stammt, mit der selben Mischung aus Masochismus und Ekel, die einen auch zwingt, die ZIB2-Interviews mit Frank Stronach anzusehen. Während ich mich die letzten Wochen also auf Nazi-Jagd befand, Ausschau nach Verbrechern hielt, mich fragte, ob irgendeine der sichergestellten Uhren vielleicht von meiner Hand verschwunden sein könnte und mich mit der Identifizierung unbekannter Leichen beschäftigte, hat nun das Innenministerium interveniert, aktualisiert und unsere Schaulust ein bisschen zensiert. Aktuelle, österreichische Verkehrsmeldungen und Einladungen zum Ferienspiel mit dem sprechenden Polizeiwagen „Gustav“ sind hinzugekommen, die Leichen dafür aus der mobilen Version verschwunden (aber auf der Website immer noch vorhanden).

Loisl wie er leibt und lebt(e).

Nur eine vermeintliche Leiche ist der App erhalten geblieben—mein persönliches Highlight und von nun an Lebensziel: Alois Brunner. SS-Hauptsturmführer, Geburtsjahr 1912, nach dem seit 2007 gefahndet wird, als man erneut auf Lebenszeichen des Naziverbrechers gestoßen ist. Weil wir aber nicht mehr im Wilden Westen sind, gilt auch Tot oder Lebendig nicht und so wird nach einem noch immer gesund und munteren Brunner gefahndet. Und das, obwohl er wahrscheinlich schon lange im Fegefeuer schmort. Alois’ besondere Kennzeichen sind, dass er vermutlich nur noch ein Auge und an einer Hand vier fehlende Finger hat. Oder eben nicht mehr hat. Sehr verdient, wie ich finde, wenn ein SS-Hauptsturmführer schon so alt wird, dass er Miley Cyrus noch beim Twerking zusehen kann.

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Leider wird es dort, wo sich Brunner aktuell aufhält, eher keine Polizei-App geben. Für Hinweise, die zur Ergreifung des alten Nazis führen, verspricht das Innenministerium 50.000 Euro, was umgerechnet fast 400.000 argentinische Pesos ergibt.

Wenn die Polizei sagt, es ist ein Feuerzeug, DANN IST ES EIN VERDAMMTES FEUERZEUG.

Bleibt die Frage, ob die Polizei-App auch wirklich dabei hilft, Verbrechen aufzuklären. Bisher hat sie zu keinem Fahndungserfolg verholfen. Weshalb, kann nur gerätselt werden, da die Polizei natürlich auch bei ihrer App mit der angebrachten Genauigkeit arbeitet, für die sie so berühmt ist. Also, zumindest für alle Fälle bis 2008.

Nach Kriegsverbrechern und Taschendieben könnt ihr am Wochenende auf jeden Fall hier fahnden:

DONNERSTAG

Im Arena Sommerkino gibt es heute The Elephant Man, für den ihr Karten gewinnen könnt, wenn ihr uns einfach eine Mail mit dem Betreff "No! No!! NOOO!!!" an win@vice.at schrickt.

FREITAG

Heute um sieben gibt es zum achten Mal Spoken-Word-Performances von TBA21 bei Ephemeropteræ. Wir wollen euch ja nicht stressen, aber wenn ihr bis jetzt IMMER NOCH NICHT im Augarten dabei wart, solltet ihr daran langsam mal was ändern. Nachher jammern, dass in Wien keine echte Kunst und nichts Cooles passiert, spielt's nicht. Im Anschluss dürft ihr dann eh wieder einfach nur trinken und tanzen bei The Birds & The Bees im Volksgarten Pavillon.

SAMSTAG

Kritzendorf ist das bessere Wien, wenn es ums Baden und um Flohmärkte geht, weshalb wir euch am Nachmittag den schik Flohmarkt XXVI empfehlen. Am Abend könnt ihr die erstandenen Güter beim Fairlight Club X KNEON MAGAZINE auftragen (und bitte nicht Pipi drauf machen oder Drinks verschütten, sonst ärgert ihr euch morgen ganz fürchterlich).

SONNTAG

Wenn ihr heute noch richtig schön durch von gestern seid, solltet ihr die Welle einfach im Club Grelle Forelle weiterreiten: Hier finden nämlich am späten Nachmittag zum zweiten Mal die Sommergespräche mit Christopher Just statt (über dessen Spatzi bei uns bereits an anderer Stelle und im Kontext von Clemens' kleinem Haipls elaboriert wurde).