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Ab 2023 könnten Flüchtlinge dem österreichischen Staat mehr Geld bringen als sie kosten

Laut einem Bericht des Internationalen Währungsfonds könnten Geflüchtete für bessere Jobchancen und höhere Löhne in Österreich sorgen.
Foto: Christopher Glanzl

Glaubt man einer Einschätzung des Internationalen Währungs-Fond (IWF), sind die Flüchtlinge ein gutes Geschäft für Österreich—zumindest in Zukunft. Denn während für 2016 ein Kostenpunkt von etwa einer Milliarden Euro für die österreichische Flüchtlingspolitik vorausgesagt wird (was in etwa 0.25 Prozent des Bruttoinlandsproduktes entspricht), sollen 2023 Geflüchtete anhand von Steuern bereits mehr zum BIP beitragen als sie diesem kosten.

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Der IWF rechnet dabei mit einem Jahresschnitt von 60.000 Menschen die nach Österreich kommen und zwischen 15 und 64 Jahren alt sind. Das liegt zwar deutlich über der von der derzeitigen Bundesregierung beschlossenen Obergrenze. Aber erstens ist es ohnehin fraglich, wie lange es diese Obergrenze tatsächlich geben wird und zweitens geht der IWF davon aus, dass sich auch bei geringeren Flüchtlingszahlen an der grundsätzlichen Rechnung nichts ändert.

Der IWF argumentiert in seiner Prognose angebotsseitig. Ein durchaus adäquater Ansatz für langfristige Fragestellungen und Prognosen, wie der Wirtschaftsexperte Helmut Hofer vom Institut für höhere Studien Wien erklärt. Voraussetzung für das tatsächliche Eintreten dieser Vorhersage ist jedoch die positive Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt. „Gelingt es jetzt, die Flüchtlinge gut zu qualifizieren und ihre Vermittelbarkeit am Arbeitsmarkt spürbar zu heben, dann sollten sich langfristig positive Effekte für Österreich ergeben", so Hofer.

Gelingt die Integration aber nicht, dann drohen Langzeitarbeitslosigkeit für die Refugees und erhöhte Sozialausgaben, die finanziert werden müssen—und die damit auch das Wachstum in Österreich drücken. Der IWF geht weiter davon aus, dass aufgrund der hohen Flüchtlingszahlen die Arbeitslosenquote in den nächsten Jahren weiter steigen wird. Trotzdem soll es vor allem für heimische Arbeitnehmer künftig bessere Jobchancen und höhere Löhne geben.

„Die Arbeitsmarktentwicklung der letzten Jahre zeigt, dass ein höheres Arbeitsangebot zu steigender Beschäftigung führt, allerdings mit zumindest kurzfristig zunehmender Arbeitslosenquote", stimmt auch Helmut Hofer zu. Der Experte geht insgesamt davon aus, dass die Zuwanderung das BIP in Österreich mittelfristig erhöhen wird.

Im Grunde handelt es sich bei der Rechnung des IWF um eine keynesianische Defizitfinanzierung. Den Geflüchteten (mit anerkanntem Asylstatus) wird also Geld zur Verfügung gestellt, das—zumindest in der Theorie—wieder direkt in die österreichische Wirtschaft fließen soll. In der Praxis bleibt jedoch die Frage, wie viel Geld wirklich in die österreichische Wirtschaft retour fließt und wie viel zum Beispiel an Familienangehörige im Ausland geschickt wird. „Die IWF-Resultate sind nicht unplausibel, aber eher auf der optimistischen Seite", sagt Helmut Hofer.

Wie aber bereits Andreas Sator in einem Kommentar im Standard richtig bemerkt hat, sollte es im Grunde keine Rolle spielen, ob Menschen, die vor Krieg und Elend flüchten, uns nun etwas kosten oder nicht. Denn: „Am Ende soll die Menschlichkeit gewinnen, nicht der Finanzminister", so Sator.

Paul auf Twitter: @gewitterland