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Am Juridicum Wien treibt ein Spanner sein Unwesen

Gleich mehrere Studentinnen berichten von sexuellen Belästigungen auf den Damentoiletten des Wiener Juridicums und kritisieren die Uni Wien, weil sie nicht genug dagegen unternimmt.
Daniel Lobo | flickr | CC BY 2.0

Das Wiener Juridicum sorgt schon wieder für negative Schlagzeilen. Nachdem im Oktober und Dezember des vergangenen Jahres das Trinkwasser wegen einer Kontaminierung teilweise abgedreht werden musste, sorgt nun ein Spanner für Unruhe unter den Studentinnen. Laut dem Verband sozialistischer Studenten und Studentinnen (VSStÖ) soll es letzte Woche auch zu einem Vorfall gekommen sein, bei dem es nicht „nur" beim Spannen geblieben ist.

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Der erste bekanntgewordene Fall hat sich schon vor mehreren Wochen ereignet. Nachdem dem Rektorat der Universität Wien vergangenen Mittwoch ein erneuter Fall von sexueller Belästigung auf einer der Damen-Toiletten im Juridicum gemeldet wurde, warnte die Fakultätsvertretung Jus (FVJ) auf ihrer Facebook-Seite am Donnerstag unter der Überschrift „Achtung—Spanner am Juridicum!" vor dem oder den Tätern und rief zu mehr Wachsamkeit und Vorsicht auf.

Auf unsere Nachfrage konkretisiert Clemens Kraemmer, stellvertretender Vorsitzender der FVJ und und Präsident der Aktionsgemeinschaft Jus (AG Jus): „Die Studentinnen wurden abends in den Toilettenanlagen beobachtet und bedrängt."

Die Uni Wien versichert gegenüber dem ORF, dass man darum bemüht sei, das Sicherheitsgefühl der Studierenden wieder herzustellen. Die beiden bekannten Fälle seien auch der Polizei gemeldet worden.

„Uns liegen derzeit keine Anzeigen vor", sagt hingegen Polizei-Pressesprecher Patrick Maierhofer. „Es gibt aber einen Vorfall, wo eine Frau uns gegenüber bekannt gegeben hat, dass sich in der Damentoilette ein Mann aufgehalten hat, der sie selbst aber nicht belästigt hätte."

Nach dem öffentlichen Bekanntwerden der sexuellen Belästigungen hat die Uni Wien jedenfalls veranlasst, dass an allen Klos Zettel mit der Nummer des Sicherheitsdienstes sowie der Polizei aufgehängt wurden—eine Reaktion, die unter den Studierenden eher belächelt wird. „Was hilft mir die Nummer des Sicherheitsdienstes, wenn ich am Klo überfallen werde? Bis ich den rufen kann und dann mal jemand da ist, ist der Typ doch längst weg", kommentiert eine Studentin.

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Auch der VSStÖ übt Kritik am Umgang der Uni Wien mit dem Thema: „Das Aufkleben der Zettel ist unserer Meinung nach viel zu wenig! Weitere Handlungen wurden seitens der Uni nicht angekündigt. Wir fordern aber natürlich, dass weitere Schritte eingeleitet werden, da es nicht sein kann, dass die Uni ein Ort ist an dem Studentinnen sich nicht mehr wohl fühlen können!", meint Hannah Lutz, Vorsitzende des VSStÖ am Juridicum.

„Ich finde vor allem jetzt in den Semesterferien, wo ja grundsätzlich weniger in der Uni los ist, ist es wichtig besonders darauf zu achten, dass wenigstens jemand irgendwo in der Nähe ist, der auch Hilferufe oder so was mitbekommen würde", meint auch eine andere Jus-Studentin gegenüber VICE.

Der VSStÖ verteilt nun Trillerpfeifen und Kontaktdaten von Institutionen, an die sich betroffene Frauen wenden können. Auch soll eine Art Briefkasten eingerichtet werden, in dem anonym Berichte über Übergriffe und Belästigungen gesammelt werden sollen.

Bei den beiden bekanntgewordenen Fällen dürfte es sich jedenfalls nicht um Einzelfälle handeln. Unter dem Post der FVJ finden sich mehrere Kommentare von Studentinnen, die selbst schon belästigt wurden, oder ähnliche Fälle beobachtet haben.

Dass es bald eine Bürgerwehr für das Juridicum geben wird, wie in manchen Kommentaren satirisch gefordert, ist unwahrscheinlich—verstärkte Wachsamkeit und Zivilcourage sind aber wohl notwendig.

Paul auf twitter: @gewitterland