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Eine Messe, bei der man nur Anti-Terror-Zeug kaufen kann

Seit es Terroranschläge gibt, wie den gerade in Boston, gibt es auch Firmen, die versuchen, daraus Profit zu schlagen. Sie verkaufen Instrumente, um zu schützen, vorzubeugen und wenn alles nichts geholfen hat, die Täter zu verfolgen. Wir waren bei...

Vor ein paar Monaten kamen die Düsteren, die Bösen und die Paranoiden für die Terrorbekämpfungsmesse ins Olympische Ausstellungszentrum im Westen von London. Um einem vorstädtischen Büro so sehr zu ähneln wie nur möglich, war die große, viktorianische Halle mit Teppichen ausgelegt und in kleine Abschnitte unterteilt. Ich glaube, es haben viel weniger Firmen als im Jahr zuvor ausgestellt, aber trotzdem konnte ich hier alle erdenklichen Terrorbekämpfungsinstrumente finden, die es so auf dem Markt gibt.

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Obwohl zwar viel verkauft wurde, waren scheinbar nicht allzu viele Besucher da. Das führte dazu, dass die verschiedenen Firmenvertreter nur rumstarrten und nichts zu tun hatten. Es entwickelte sich zu einem sinnlosen Herumgesitze. Und ich war mittendrin und tat so, als könnte ich die Nachrichten auf meinem Handy nur dann lesen, wenn ich es auf Augenhöhe zwischen mein Gesicht und irgendetwas Interessantem halte, um heimlich Fotos zu machen. Und außerdem war ich damit beschäftigt zu verheimlichen, dass ich für einen Arbeitgeber dort war, dessen Name in der Welt der Terrorbekämpfung einiges an Misstrauen hervorrufen würde.

Die ausstellenden Firmen waren alle da, um vor Terrorismus zu schützen, vorzubeugen und Terroristen zu verfolgen.

„Schutz“ bedeutet Mauern, Zäune aus unsichtbaren Mikrowellen und Hi-Tech-Körperpanzer für Menschen und Tiere.

„Vorbeugung“ bedeutet Roboter, die Bomben finden sollen, Datenbanken, die Informationen über Terrorverdächtige sammeln und abgleichen, Software, die triviale Mind-Maps erschafft, die verschiedene Verdächtige miteinander „verbinden“, und am beunruhigsten waren Technologien, die Informationen aus Telefonen und Computern extrahieren können.

„Verfolgung“ bedeutet gepanzerte Land Rover und Toyotas, neuere und tödlichere Waffen, Computersimulationen, mit denen man Schießen üben kann, und natürlich die Anschaffung ausgebildeter Söldner.

Einige der Sachen hier sind eigentlich in Europa nicht erlaubt. Ein Stand bot Touren durch die israelischen Sicherheitsanlagen an. Wenn du ordentlich Kohle hinblätterst, kannst du die verschiedenen Häfen, Flugplätze und Checkpoints besuchen. Eine Woche lang kannst du also an irgendeiner Straßenblockade in Rammallah abhängen? Wo melde ich mich für die Tour an? Seltsamerweise war die Frau, die die Tour verkaufte, wirklich freundlich, so wie eine nette Tante, die dir bei einer Familienfeier erzählt, wie sehr sie Grey's Anatomy mag.

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Am Anfang der Messe musste ich durch einige flughafenähnliche Kontrollen, die nicht nur da waren, um sicherzugehen, dass ich nicht voll mit Pro-Terror-Ausrüstung war, sondern auch um Werbung für eine der vielen Kontrollverfahren zu machen. Aber leider hatte ich deswegen auch keine Kamera dabei, sondern nur meinen Blackberry. Mir wurde erklärt, dass Fotos zu machen, verboten war, aber scheiß drauf—ich war ein Spion, der den guten, journalistischen Kampf ausfocht—bereit, die Wahrheit mit nicht mehr als meinen Worten, einer Menge rätselhafter Abkürzungen und einer Handykamera zu ergründen.

Wenn du schießen willst, musst du zu McQueens Targets gehen. Die machen lebensgroße Modelle, mit denen du üben kannst, die Terrorgefahr, die von ihnen ausgeht, zu eliminieren.

Entscheide dich zwischen Georgi, dem gestörten, bösen rumänischen Onkel; Lou, die dich an die RAF-Zeiten erinnern kann, in denen Frauen Bomben in bourgoisen Zeitungsverlägen zündeten; Raj, dem aalglatten Bollywoodgangster und einer Menge anderer, ethnisch neutraler Charaktere, die die Firma hergestellt hat, um zu beweisen, dass sie nicht rassistisch ist.

Versuch mal, diesen Hund umzubringen, du Scheißterrorist! Wenn du aber ein paar böse Typen zu Tode erschrecken willst, die mehr Dreck am Stecken haben als ein mexikanischer Cowboy nach einem dreitägigen, rektalen Ketaminexzess, dann komm nicht mit Hunden an, nimm lieber gleich diesen gepanzerte Hund. Zwar kann er wegen des fortschrittlichen Geschirrs aus Mikrofaserklettverschluss niemanden mehr beißen, aber jetzt muss man immerhin zweimal auf ihn schießen, um ihn zu töten. Außerdem ist er das süßeste Weihnachtsgeschenk für Clara! Die Kinder können ihn mit ein paar sowjetischen Kalaschnikows jagen, ohne dass sie sich Sorgen machen müssen, dass er auf dem Tierfriedhof landet.

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Das hier war das Testgebiet, oder auch der „Laufstall“, in dem die Aussteller jedem zeigen konnten, wie effektiv ihre Kriegsmaschinen waren. Eine Firma hatte einen Roboter, von dem sie behauptete, er könne die Wand hoch- und runterlaufen. Konnte er aber gar nicht. Ich sprach mit einer Robotikfirma mit dem Namen iRobot, die Roboter für die US Army in Afghanistan herstellt, und dann die gleiche Technologie in ihren Staubsaugern verwendet. Ihrer Sprecherin war es sehr wichtig, mich darauf hinzuweisen, dass die Firma älter als der Will-Smith-Film ist. Ich antwortete darauf selbstgefällig, dass sie garantiert nicht vor dem Buch von Isaac Asimov existiert hatte.

Das ist eine Firma, die Panikräume macht. Ja, genau wie in dem Jodie-Foster-Film. Der billigste kostet 11.500 Euro und der teuerste fast 200.000 Euro. Sie verkaufen sie an Fußballspieler und andere gestörte VIPs und versuchen gerade, ins Geschäft mit großen Schiffen zu kommen, die von Piraten bedroht werden.

Sieh dir an, wie diese Leute mit Terror erfüllt sind. So sieht die Terrorbekämpfungsmesse die Welt: Als eine Bedrohung, die im Namen der Geldmacherei neutralisiert werden muss, um noch mehr Geld für Spielzeughelikopter mit Webcams auszugeben.

Ernsthaft, du könntest diesen Helikopter in dem Spielwarenladen um die Ecke für 40 Euro bekommen. Dieser hier wird von einer Militärgerätefirma hergestellt, die ihn für 17.000 Euro verkauft. Regierungen sind dann so von der Militärhaftigkeit der Firma beeindruckt und kaufen die Spielzeughelikopter für viel Geld, anstatt Einzelhandel zu unterstützen.

„Sie wollen wahrscheinlich nicht mit einem Journalisten sprechen“, sagte ich zu einem Hersteller von Unterwassersoftware. „Immer noch besser als mit niemandem zu reden“, antwortete er. Wow, die Welt der Terrorbekämpfung ist überraschend emo. Kein Wunder, dass die alle so viel Angst vor der Welt haben.