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Menschen auf der Flucht

Der Nazi-Ork aus Hellersdorf

Eines der unschönsten Bilder der vergangenen Tage war das eines am Hals tätowierten Hellersdorfers, der vor dem Asylbewerberheim seinen Arm zum Hitlergruß erhob. Anscheinend spricht der Fascho jedoch selber eine Fremdsprache: Elbisch.

Foto: Björn Kietzmann

Noch immer drehen sich die Faschos in Berlin dumm im Kreis angesichts des Asylbewerberheims in Berlin Hellersdorf.
42 syrische und afghanische Flüchtlinge suchen in Berlin Schutz vor den in ihrer Heimat tobenden Kriegen, und Deutschland, Berlin, genauer gesagt Hellersdorf, empfing sie zu Beginn der Woche mit dem dumpfesten Pöbel, der an einem Montagvormittag genügend Zeit und Muße hat, rechte Parolen zu skandieren, anstatt wie wahrscheinlich normalerweise den Tag mit Bier aus Plastikflaschen zu begrüßen. Eines der unschönsten Bilder, die in den vergangenen Tagen durch die Presse geisterten, war das eines am Hals tätowierten Anwohners, der vor der Asylunterkunft den rechten Arm zum verbotenen Hitlergruß erhob. Kurz danach wurde er festgenommen und kurz zuvor gab er den Tagesthemen ein Interview, in dem er Deutschland einen Einblick in seine bizarre Welt- und Wahnvorstellung gab.

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Ab Minute 1:02 kommt der Nazi-Ork zu Wort: „Es jeht hier ums Prinzip. Wir haben hier genuch Leute, die vom Arbeitsamt keine Jelder kassieren. Ja. Und so. Und jetzt holen sie die hier rin. Die janzen Staaten werden unterstützt von unsere Jeldern. Irgendwann kommt es so weit, dass sie Deutschland verkoofen müssen, weil sie keine Jelder mehr haben. Ja.“ Offensichtlich war ihm weder bewusst, dass Deutschland in Afghanistan eben diesen Krieg mitführt, vor dem einige der Familien geflohen sind, noch dass die Bundesrepublik wie auch die restliche westliche Welt Syrien keineswegs unterstützt, sondern das Chaos und Grauen seit zwei Jahren gekonnt ignoriert.

Etwas an dieser sonst eher formlosen und teigigen Gestalt erregte meine Aufmerksamkeit. Auf seinem Hals prangt ein undefinierbares Tattoo. Die Zeichen irritierten mich, da ich einen dumpfen Slogan in Frakturschrift erwartet hatte. Was war es also für eine Sprache, die er sich mit Tinte in seinen Hals gestochen hatte?

Arabisch und Farsi waren schnell ausgeschlossen. Aber was war es dann?
Nach einiger Recherche, die mich weiter aus der „Normalität“ führte, als ich für möglich hielt, wurde ich schließlich fündig. Auf was ich stieß, war das Alphabet der Elben, dieser spitzohrigen Kreaturen aus J.R.R. Tolkiens Herr der Ringe, auch die „Erstgeborenen“ genannt (ursprünglicher Name auch Quendi, „die mit Stimme reden“), wie ich im Internet erfuhr.

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Die Struktur des Elbischen überforderte mich jedoch, weshalb ich jemanden kontaktierte, der dieser Sprache mächtig ist und der mir folgende Decheffrierung schickte:

Es gibt die beiden großen Elben-Sprachen Quenya und Sindarin, die mit dem Tengwar-Alphabet verschriftlicht werden können. Da aber nun nicht klar ist, um welche Sprache es handelt, ist auch die Bedeutung nicht eindeutig zu bestimmen, da Quenya und Sindarin verschieden aufgebaut sind. Es ist auch kein elbisches Wort, sondern wahrscheinlich einfach eine reine Übertragung in Tengwar. Wenn man es nun in die lateinische Schrift rückübersetzt, kommt bei Quenya Lesia raus, was wenig Sinn ergibt. Sollte es Sindarin sein, heißt wahrscheinlich jemand Wichtiges im Leben vom Nazi-Ork Elisa.

Für einen kurzen Moment war ich verwirrt, dass sich sich dieser Typ in einem mühsamen Studium, eine Sprache angeigenet hat, die im Grunde recht sinnlos ist, doch eine weitere kurze Recherche ergab, dass vor drei Jahren eine Anfrage auf www.tolkienforum.de gestellt wurde. Der einfache Weg. Ich war nicht besonders überrascht:

Angelred—oder vielleicht die Frau vom Nazi-Ork aus Hellersdorf—scheint jedoch bei der Lektüre entgangen zu sein, dass manche Interpretationen von Herr der Ringe Parallelen zwischen Hitlers Nazi-Deutschland und Saurons Reich sehen.
Tolkien selber hat diese Interpretation Zeit seines Lebens auf das Äußerste dementiert, da er moderne Interpretationen seiner Bücher ablehnte. Genauso lehnte er jedoch Zeit seines Lebens Hitler, die NSDAP und vor allem die antisemitische und rassistische Ideologie der Nazis ab. 1938 bereitete das Verlagshaus Rütten & Loening eine Veröffentlichung von Der Hobbit in Deutschland vor und fragte Tolkien im Vorfeld, ob er arischen Ursprungs sei. Tolkien war darüber so aufgebracht, dass er in Korrespondenz mit seinem Herausgeber in England zum Ausdruck brachte, dass er die Nazi-Ideologie verabscheut, er mehrere jüdische Freunde habe und er gegebenenfalls auf eine Übersetzung seiner Werke ins Deutsche komplett verzichten würde. Als Antwort an den Rütten & Loening Verlag verfasste Tolkien schließlich folgenden Brief, den sich der Hellersdorfer Nazi-Ork vielleicht durchlesen sollte, nachdem er der elbischen Sprache mächtig ist, sich dem Englischen zuwenden kann und ein wenig Zeit findet, über seinen kleinen Tellerrand zu sehen:   But if I am to understand that you are enquiring whether I am of Jewish origin, I can only reply that I regret that I appear to have no ancestors of that gifted people. My great-great-grandfather came to England in the 18th century from Germany: the main part of my descent is therefore purely English, and I am an English subject—which should be sufficient. I have been accustomed, nonetheless, to regard my German name with pride, and continued to do so throughout the period of the late regrettable war, in which I served in the English army. I cannot, however, forbear to comment that if impertinent and irrelevant inquiries of this sort are to become the rule in matters of literature, then the time is not far distant when a German name will no longer be a source of pride.

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Liebe Hellersdorfer Nazis, bitte hört auf, euch so zu gebärden, als wärt ihr Deutschland, denn das seid ihr nicht. Ihr seid einfach ungebildet, mehr nicht.

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