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Popkultur

Die Tagesschau bringt uns die Nachrichten der Zukunft zum „Zurück in die Zukunft“-Tag

Eine Prognose hätte man schon bei der Erfindung des Internets machen können: nämlich, dass Zurück in die Zukunft am 21. Oktober 2015 alle Timelines überschwemmt.

Screenshot via YouTube

Eine Prognose für unsere Gegenwart hätte man spätestens bei der Erfindung des Internets machen können: nämlich, dass Zurück in die Zukunft am 21. Oktober 2015 in allen Timelines auftauchen würde. Artikel zu Faktenchecks und der Frage, welche Gadgets es bereits wirklich gibt, überschwemmen gerade das soziale Netz und auch wir haben uns gestern gefragt, warum unsere heutigen Zeitreise-Filme (und ein bisschen auch unsere Gesellschaft) nicht mehr so große Visionen wie damals hat.

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Das gab es, in abgeschwächter Form, alles schon mal am 21. April 2011, als laut der Vorhersage in Terminator das Computernetzwerk Skylink die Weltherrschaft übernehmen hätte sollen. Auch damals fragten sich die Medien, wie nah unsere reale Welt an der Sci-fi-Version war—und wenn wir uns ehrlich sind, kennen wir das Prinzip alle von den 50er-Jahre-Prognose zum Thema „Die Welt im Jahr 2000".

Was es aber so noch nie gab, ist die unglaubliche Fülle und Reichweite des Zurück in die Zukunft-Hypes, der nicht nur Medien (und Nerds, die bei Medien arbeiten) beschäftigt. Diesmal ist es ernst. Diesmal springen sogar die Nachrichten und das EU-Parlament darauf an.

Heute um Punkt 4:29 Uhr postete die Facebook-Seite der Tagesschau ein Video, mit dem sie sich in das Reich von Parallelwelt-News und Fantasy-Football-Fans begaben:

Dass der Clip nicht im Fernsehen lief, sondern als kalkuliertes Viral für das Internet produziert wurde, ist einerseits fast ein bisschen schade, aber andererseits wahrscheinlich im besten Interesse des ARD-Publikums. Wenn man sich vorstellt, dass Tausende ältere Menschen verwirrt beim Sender anrufen und fragen, seit wann Prinzessin Diana denn nun wieder lebendig und noch dazu Königin ist, versteht man auch die Beschränkung auf die sozialen Kanäle ganz gut. Die Uhrzeit des Postings ist für uns Nerds außerdem Trost genug—auch wenn Marty McFly bei seiner Reise zum Zeitpunkt 16:29 Uhr (also 4:29 pm, nicht am) reist.

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Auch das EU-Parlament hat sich in einer viralen Fingerübung zum Thema des Tages versucht und Zurück in die Zukunft mal schnell mit der Agenda „Identitätsdiebstahl ist ein ernsthaftes Problem" verknüpft:

Vielleicht bin ich der einzige, der es ein bisschen ironisch findet, wenn die Europäische Union einerseits angesichts der Refugee-Krise mit dem Thema Identitätsdiebstahl kommt—und andererseits selbst die „Identität" (oder zumindest das Copyright) von Zurück in die Zukunft dafür herhalten muss.

Der Grund für die Viralität des Phänomens ist dabei, wie immer, viel schwieriger zu identifizieren als seine Ausläufer, aber das soziale Netz dürfte eine nicht unwesentliche Rolle spielen: Genau wie bei dem Erfolg von Serien funktioniert es auch bei Zurück in die Zukunft als Hype-Multiplikator, der kollektive Erlebnisse verstärkt. Weil geteilte Zukunft eben doppelte Zukunft ist.

Was übrigens bisher niemand mit einem Artikel gewürdigt hat, ist die Tatsache, dass Doc Browns exakte Wettervorhersage-Uhr immer noch weit davon entfernt ist, Wirklichkeit zu werden—und das Wetter generell ein paar Grad unter den Erwartungen des Films liegt. Aber wir wollen jetzt nicht kleinlich werden.

Markus auf Twitter: @wurstzombie