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Wir haben die Betreiberin der Bad Ischler Bar befragt, die Asylwerber aussperrt

„Charly's Bar" verkündet auf Facebook, „ASYLANTENFREI" zu sein und erntet Zuspruch von Wiens Vizebürgermeister. Trotzdem will das Lokal nicht rassistisch sein.

## WIR SIND AB JETZT WIEDER ASYLANTENFREI ## Um dieses Problem zu stoppen, haben wir wieder einen Eintritt von 2… — Charly's Bar (@charlys_bar)January 11, 2016

Eigentlich hat Bad Ischl eine lange Geschichte mit Zuwanderung und Besuchern aus dem Ausland. Nachdem der Bevölkerungsrückgang in der Frühzeit des Ortes vor allem von Slawen ausgeglichen wurde, war Bad Ischl als europäischer Kurort und Sommerresidenz von Kaiser Franz-Josef I. das Ziel vieler Gäste und ist bis heute eine beliebte Touristendestination: Hier kommen jährlich 380.000 Nächtigungen auf 13.813 Einwohner.

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Wie bei Tourismuszielen üblich hat man deshalb auch in Bad Ischl nichts gegen Ausländer. Etwas anders hält man es da schon mit Asylwerbern, wenn man der Betreiberin von Charly's Bar glaubt. Das Bad Ischler Lokal postete am 11. Jänner die Nachricht „## WIR SIND AB JETZT WIEDER ASYLANTENFREI ##" auf Facebook und Twitter.

Den Postings zufolge handelt es sich bei dem Lokalverbot um eine Reaktion auf sexuelle Übergriffe in den Räumlichkeiten. Wie die Bezirks-Rundschau berichtet, sind der Bad Ischler Polizei keine derartigen Vorfälle bekannt. Auf Facebook wurde die Botschaft inzwischen wieder gelöscht und gegen eine zurückhaltendere ersetzt; auf Twitter ist der Originaltext nach wie vor online.

Wiens erster FPÖ-Vizebürgermeister Johann Gudenus, der gern von „Umvolkung" redet und Europa als die „Wiege der Weißen" bezeichnet, begrüßte das Lokalverbot auf Facebook und kommentierte es mit den Worten: „Ein guter, notwendiger Schritt. Es braucht dringend ein Österreich-Verbot für diese illegalen Zuwanderer!"

Zustimmung bekommt Gudenus von manchen Kommentatoren unter dem Posting der Bar. „Ich weiß nicht was schlimmer ist … die Tatsache, dass überhaupt welche im Lokal waren oder die Tatsache, dass ernsthaft noch irgendwelche linken ,Ohren zu, Augen zu, blabla'-Gutmenschen die Headline als Aufhänger für linken Krawall und Remmidemmi nutzen", heißt es da. Und von einem anderen User: „Welcher Gastgeber braucht schon die auf der Tanzfläche bierausspuckenden und [sich] wie Affen benehmenden aufdringlichen Migranten in seinen Räumlichkeiten?"

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Im sozialen Netz gibt es aber auch zahlreiche Gegenstimmen. Ein Nutzer stellt etwa die berechtigte Frage: „Schon mal einen Sexualstraftäter sagen hören: ,Ich konnte sie nicht belästigen, denn in der betreffenden Bar waren 2€ Eintritt'?"

Eine weitere Userin weist auf ihre eigene Erfahrung mit sexueller Belästigung im Lokal hin und schreibt: „Ich war sehr oft bei euch und wurde auch belästigt. Nicht ein Mal von Asylanten, nein von Österreichern." Jemand anders fragt ganz pragmatisch: „Wieso nicht einfach Lokalverbot für diejenigen, die andere belästigen, statt für Asylwerber oder Österreicher pauschal?"

Der Sohn der Lokalbetreiberin kommentiert das Posting der Bar mit „es werden sicherlich alle gleich behandelt"; die Lokalbetreiberin selbst will allerdings konsequent allen Asylwerbern den Zutritt verwehren und sieht sich auf Facebook von der Mehrheit bestätigt (tatsächlich äußern sich zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels nur 41 der 149 Kommentare positiv über die Aktion).

Wir haben uns mit Karin Siebrecht-Janisch, die das Verbot ausgesprochen hat, über die 2€ Eintritt und die Flüchtlingssituation in Bad Ischl unterhalten und dabei erfahren, dass einerseits nur Leute, die gegen die Hausordnung verstoßen, Lokalverbot bekommen, aber andererseits gar keine Asylwerber mehr eingelassen werden.

VICE: Kommen seit der Einführung der 2€ Eintrittsgeld weniger Asylwerber ins Charly's?
Karin Siebrecht-Janisch: Ja, es kommen nur jene, die auch vorher konsumiert und sich ordnungsgemäß benommen haben.

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Was sagen Sie zu den Facebook-Reaktionen auf Ihre Aktion?
Die Mehrheit gibt mir Recht, der Rest beurteilt mich nicht, er verurteilt mich.

In einem Posting vom Montag schreiben Sie „Man darf scheinbar in Österreich seine Meinung trotz Meinungsfreiheit nicht kund tun!" Inwiefern sehen Sie Ihre Meinungsfreiheit durch Kommentare von Besuchern oder auch von fremden Menschen auf Facebook eingeschränkt?
Fakt ist, dass es von der Regierung nicht gewünscht ist, sich kritisch zu äußern. Das Volk als Souverän muss klein gehalten werden, wir werden von unseren Volksvertretern systematisch entmündigt, müssen für die Staatsschulden aufkommen und in letzter Konsequenz werden wir noch enteignet.

Was hat die Regierung mit den Kommentaren auf Ihrer Facebook-Seite zu tun?
Nichts! Wollte mir nur einmal Luft machen wie krank unser Geldsystem ist, es wird nur mehr Parteipolitik betrieben und das Volk bleibt auf der Strecke. In letzter Konsequenz werden die Sparer für die Schulden des Staates aufkommen müssen.

OK. Und was meinen Sie genau mit „in letzter Konsequenz werden wir noch enteignet"?
Letztendlich geht es darum, dass sich der Bürger nicht mehr kritisch äußern darf oder soll, ohne in irgendeine Ecke gestellt zu werden.

In der HEUTE sagen Sie, dass Sie sogar die Flüchtlingsunterkunft besucht haben, aber niemand mit Ihnen reden wollte. Mit wem genau haben Sie das Gespräch gesucht?
Mit dem Bürgermeister, der Stadträtin und dem Personal der Volkshilfe. Die konnten sich das alle nicht vorstellen. Ihre Begründung: Sie haben vor Ort nie irgendwelche Übergriffe der Asylwerber erlebt. Wir wurden von ihnen auch nicht ernst genommen.

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Stimmt es, dass Sie „alle Asylwerber aussperren" wollen?
Nein! Abgewiesen werden nur Personen, die unsere Hausordnung nicht akzeptieren. Das heißt, Randalierer und Personen, die andere Gäste belästigen, werden aus dem Lokal entfernt.

Hat die Einführung der 2€ auch mit Mindestkonsumation zu tun?
Abgesehen von einer Handvoll Asylwerbern hat niemand von denen etwas konsumiert, was mir Geld bringt. Konsumiert wurden nur die Getränke von Gästen ohne Einverständnis oder Einladung! Die 2€ sind aber ein Unkostenbeitrag, um die hohen Kosten für den Security-Dienst zu leisten.

Was genau waren die Vorfälle, die Sie zu der Aktion veranlasst haben?
Da gibt es sowohl unsere Kellnerin als auch Damen und Mädchen unter den Gästen, die aussagen, dass sie unsittlich berührt wurden.

Gibt es solche Übergriffe ausschließlich von Asylwerbern?
Vor der Zuteilung von Asylwerbern in Bad Ischl gab es das meines Wissens nicht.

Wie gehen Sie normalerweise mit Gästen um, die Frauen belästigen oder begrapschen?
Egal, ob In- oder Ausländer, in solchen Fällen gibt es ein striktes Lokalverbot.

Was, wenn Asylwerber die 2€ bezahlen können und die Hausordnung nicht bei einem vorherigen Besuch gebrochen haben? Werden diese trotzdem abgewiesen?
Zur Zeit akzeptieren wir keine Asylwerber in unserem Lokal. Kann sich bei dementsprechender Integration wie Sprache lernen unsere Kultur verstehen, ändern.

Markus auf Twitter: @wurstzombie