Bilder aus der Bronx der Schweiz
Alle Fotos von der Autorin

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Bilder aus der Bronx der Schweiz

Um volltätowierte Bad Boys zu sehen, muss man nicht nach L.A sondern in die Zentralschweiz.

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Meine Fotografien haben das Flair L.As, New Yorks oder gar Sao Paolos, dabei stammen sie aus keinem grindigeren Ort als Luzern in der Zentralschweiz.

Ich bin mit Filmen wie Blood in Blood out, Menace to Society, Boyz in the Hood oder La Haine aufgewachsen und berauschte mich schon früh mit den Klängen von Cypress Hill, Snoop Dogg, IAM und Dr Dre. Das waren damals meine Idole.

Am liebsten fotografiere ich in der Nacht. Dann sind die Schatten hart und das Strassenlicht verleiht dem Treiben eine schummrige Atmosphäre, die kein Blitzsystem dieser Welt hinbekommt. Das finde ich geil. Die Nacht ist eine andere Facette der Realität, sie kann aus einer Emmenbrücke einfach mal so eine Emmen Bronx kreieren.

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Es ging mir bei meinen Fotografien nämlich nie darum, einfach irgendwelche halbnackten und tätowierten Bad Boys zu porträtieren. Es geht mir um die Energie, die ein Mensch ausstrahlt, ich will die Person hinter der Fassade sehen und spüren. Ich will Momente festhalten. Das ist so was wie Magie.

Der Mann mit dem Outlaw-Tattoo zum Beispiel wirkt auf den ersten Blick einfach wie ein klassischer harter Typ von der Strasse. Er ist zwei Meter gross und besitzt einen Kampfhund. So würden ihn die meisten beschreiben, wenn sie auf sein Äusseres angesprochen werden. Als ich dann aber bei ihm in der Wohnung war, stand da ein Regal voll mit Büchern über Themen wie Meditation, Yoga und Naturmedizin. Darauf angesprochen meinte er, er würde am liebsten eine Ausbildung zum Naturheilmediziner machen und als Therapeut arbeiten. Er hat praktisch sein Leben lang als Türsteher eines Clubs gearbeitet und jetzt, über vierzig, will er zur Ruhe kommen.

Er möchte nicht von vorne fotografiert werden, weil er von der Outlaw MC Biker Gang einmal Morddrohungen wegen eines Tattoos bekommen hat. Er ist kein Mitglied und hat sich den Schriftzug trotzdem stechen lassen. Das Motiv steht für einen Lebensabschnitt, der längst vorbei ist und nichts mit der Gang zutun hat. Er sei sowieso ein Einzelgänger, erklärte er mir.

Dies ist nur eine von vielen Geschichten zu meinen Bildern. Aber sie steht für den Grund, warum ich es liebe, zu fotografieren.

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