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Bis so guet

​Bin ich als Drogenjungfrau einfach nur langweilig?

Drogen sind einfach nur langweilig. Findest du nicht? Dann bist du schon viel weiter als ich.
Foto von ​Don Hankins ı ​Flickr ı ​CC BY 2.0

Foto von Don Hankins ı Flickr ı CC BY 2.0

Ja, ich bin eine unbefleckte, anständige Drogenjungfrau. Und mit Drogen meine ich jetzt nicht solche langweiligen Familienzerstörer wie Alkohol—ich meine richtige Drogen: Kokain, Heroin, Speed, LSD und so. Das höchste der Gefühle in meinem Drogenlebenslauf sind ein paar stümperhafte Züge an einem Joint. Und das war nicht etwa mit 14 oder 15, das war vor ein paar Monaten. Mit 33 das erste Mal an einem Joint gezogen. Lungenzüge. Wahnsinn. Unglaublich, oder?

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Was in diesem Joint genau drin war, weiss ich nicht. Marihuana? Cannabis? Ist das dasselbe? Du siehst, noch nicht einmal vom Kiffen habe ich eine Ahnung.

Geschweige denn von all dem restlichen Kram, bei dem ich mir in die Hose mache, wenn ich nur schon davon höre. Ich sehe mich schon mit weit aufgerissenen Augen vollgekotzt in einer Toilette liegen. Aber auch sonst war mir eigentlich immer klar, dass ich mein Leben lang alles ablehnen werde, was mir irgendwelche dunklen, dubiosen Gestalten in noch viel dunkleren und dubioseren Räumen unter die Nase halten.

Foto von Mattys Flicks ı Flickr ı CC BY 2.0

Doch seit ein paar Wochen ist alles anders. Das liegt wohl auch an dem Roman, den ich gerade lese. Taipeh von Tao Lin. Es geht um einen jungen Schriftsteller aus New York, der ohne Drogen nicht leben, geschweige denn kreativ sein kann. Eigentlich kann er gar nichts ohne Drogen.

Paul, so heisst die Figur, glaubt ohne Drogen für seine Mitmenschen eine einzige Zumutung zu sein. Deshalb nimmt er praktisch täglich MDMA, Kokain, Xanax und Adderall. Er braucht all das Zeug, um überhaupt schreiben und das Geschriebene dann auf seinen Lesungen auch so vortragen zu können, dass die Zuhörer nicht gleich reihenweise einschlafen. Das klappt wunderbar.

Paul ist auf Drogen sehr erfolgreich und beliebt. Seine Romane werden in den wichtigsten Feuilletons des Landes gefeiert.

Foto von Martin Pulaski ı Flickr ı CC BY 2.0

Und da sitze ich nun, schreibe diese Zeilen und frage mich, wie diese Kolumne wohl aussehen würde, wenn ich auch solche Drogen konsumieren würde. Was würde ich mit den hunderttausenden von Likes und Shares bloss anfangen? Was mit all dem Ruhm? Noch mehr Drogen nehmen? Oder lieber gleich ganz damit aufhören, die Tastatur mit meinem Geschwurbel zu beleidigen?

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Es kann sein, dass ich so manches verpasse und weiterhin nur braven, netten Durchschnitt produziere. Bis ich mir aber die ersten Drogen—du weisst schon, richtig heftige Drogen—in den Rachen werfe, beende ich lieber zuerst einmal diese ganz nüchterne, durchschnittliche Kolumne und rufe meine Mutter an. Vielleicht mache ich mir auch noch einen Tee.

Tee trinken—ihr wisst schon, richtig heftigen Tee—könnt ihr selbstverständlich auch diese Woche wieder:

Heute gehen wir in die Lügenstätten des Theater Neumarkt. Und nacher gibt es Bündnerstimmung im Helsinki.

Morgen geben wir uns die volle Dröhnung: Primitive Rock'n'Roll & Garage Punk im Sedel und Fliptrix & Molotov im Flösserplatz. Ausserdem gibt es im Stadtkino Basel das Kurzfilmprogramm Berlin & Basel.

Am Samstag wählen wir: Knochenbrechen am Metalfest Luzern in der Schüür, in Kleidern baden am Nachtflohmarkt im Royal Baden oder richtig rein tanzen an der Rheinrhythmik in der Büxe.

Und am Sonntag gehen wir an deRothfils Bunny in the Pit in der Dampfzentrale.