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Bis so guet

Willkommen auf Berndeutsch

Warum mich die Berner Polizei einen halben Tag lang herumkutschiert hat.
Foto von Karsten Seiferlin

Vor einiger Zeit hatten ​Neonazis einen Fackelzug in Bern angekündigt, linke Kreise riefen zu einer Gegendemo auf. Als Fotograf wollte ich das Geschehen näher anschauen, doch es kam anders als geplant.

Wie jedes Mal, wenn in Bern eine etwas heiklere Demonstration angesagt ist, war die Umgebung rund um den Bahnhof voller ​Polizisten in Vollmontur. So ging es keine zwei Minuten, bis meine Pläne durchkreuzt wurden. Bereits auf Höhe des Burger Kings wurde ich zusammen mit etwa zehn weiteren jungen Menschen, von denen sich nur wenige kannten, von gut zwanzig Polizisten eingekesselt.

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​Berner Polizei im Einsatz an der Anti-WEF-Demo 2012: Foto von Jan Müller

Uns wurde erklärt, man wolle lediglich unsere Personalien kontrollieren. Aber als die sichtbar verdutzenden Leute ihre Ausweise vorzeigten, steckte einer der Polizisten alle ein. Meinen Presseausweis quittierte er mit einem „Der interessiert mich nicht, Sie werden hier gleich behandelt wie alle anderen.".

Anfragen, was diese Aktion denn solle, blieben unbeantwortet. Als wir dann Besuch von zwei Mannschaftsfahrzeugen erhielten, komplett gefilzt und mit Kabelbinder gefesselt wurden, wurde auch dem Letzten in der Gruppe klar, dass es sich um eine etwas längere Personenkontrolle handelt.

​Symbolbild: Foto von ​Karsten Seiferlin ı ​​Flickr ı ​CC-BY-SA 2.0

Nachdem wir sauber nummeriert in die Mannschaftsfahrzeuge verfrachtet worden waren, ging es weiter Richtung Polizeiposten. Hier wurden wir mit den Bildern auf unseren Ausweisen verglichen und erhielten das erste Mal eine Antwort auf die Frage, warum wir kontrolliert wurden: „Wir wollen nur wissen, wer Sie sind." Freundlicherweise wurden uns sämtliche Gegenstände, mit denen wir uns erhängen hätten können (Halsketten, Gurte o.ä.), abgenommen und das obligatorische Verbrecherfoto erstellt.

Mit je einem Mars und einem Wasser sperrte man uns in eine leere Massenzelle mit Dixie-Klo. Nach etwa 45 Minuten rief man uns der Reihe nach auf. Ich wurde in einen Verhörraum geführt, in dem mich bereits zwei ältere Beamte erwarteten. Nachdem sie meine Personalien geprüft hatten, versicherten sie mir, dass mir die Gründe für meine Verhaftung bereits mitgeteilt worden waren—oder zumindest hätten werden sollen. Und sie fragten mich, weshalb ich auf dem Posten gelandet bin.

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Ich verwies auf meinen Presseausweis, welchen sie verdutzt aus meinem Geldbeutel fischten und erklärte ihnen, dass ich als Fotograf dem angekündigten Fackelmarsch respektive der Gegendemo beiwohnen wollte. Dann verweigerte ich weitere Aussagen. Dies verwirrte die Herren sichtlich. Sie begannen zu streiten, wie und gar welches Formular nun ausgefüllt werden müsse, und entschuldigten sich für zehn Minuten.

Foto von ​Dennis Skley ı ​Flickr ı ​CC BY-ND 2.0

Nachdem sie geklärt hatten, wie die Geschichte weitergehen soll, fragte ich, ob ich einen Platzverweis oder Ähnliches erhalten hätte. Sie verneinten und versprachen mir, dass ich mich gleich nach der Personenkontrolle frei in der Stadt Bern bewegen dürfe. Daraufhin wurde ich zu einem Kastenwagen gebracht, der mich zurück in die Stadt bringen sollte. Dort traf ich auf drei ehemalige Zellengenossen, welche in etwa die gleiche Geschichte zu erzählen hatten.

Nach einiger Zeit fuhren wir los. Als wir endlich irgendwo parkiert hatten, verging eine Viertelstunde, bis wir ohne weiteren Kommentar aus dem Kastenwagen gelassen wurden. Daraufhin geleiteten uns fünf bewaffnete Polizisten zu einem Gleis, auf welchem der Zug nach ​Zürich bereits stand. In diesen wurden wir „freundlich" hineingestossen und mit den Worten „Sie können in Zürich ja den nächsten Zug nach Bern nehmen." verabschiedet. Der Kontrolleur hatte der Polizei extra die Türe aufgehalten.

Jemandem am Eingang die Türe freundlich aufhalten könnt ihr auch diese Woche wieder. Und zwar da:

Heute gehen wir an Konzerte: Disco Doom im ​Salzhaus und dreierlei Ein-Mann-Bands im ​Hirscheneck. Weitergetanzt wird dann mit DOSCI in der ​Zukunft oder mit Blackatelle in der ​Bagatelle.

Morgen gibt es den Ritmo Friday im ​Plaza und Pablo Nouvelle im ​KIFF.

Am Samstag mixen wir Filme und Live-Musik mit Sounds Like A Movie im ​Südpol. Anschliessend gibt es Kopfchaos am Cabaret Bizarre im ​Royal Baden. Wir feiern zwei Jahre ​Kinski und wir tanzen uns die Sohlen ab am Mehrspur-Balkan im ​Mehrspur.

Sonntags steht nur etwas auf der Liste, das dafür aber ganz fett: Das ​Xenix zeigt Kurzfilme zu HR Giger.