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Popkultur

Bitches in Uniform

Ähnlich wie heute Hipster mit zarten Händen, manikürten Fingernägeln und Hafenarbeiterkluft, machten sich die Skateboarder vor zwei Jahrzehnten den Arbeiterlook zu eigen.

Regie: Rocco Siffredi
Bewertung: 10
Roccosiffredi.com/Evilangel.com Ähnlich wie heute Hipster mit zarten Händen, manikürten Fingernägeln und Hafenarbeiterkluft machten sich die Skateboarder vor zwei Jahrzehnten den Arbeiterlook zu eigen. 1993 zogen wir uns an wie Tankstellenwärter, Einkaufswagensammler oder Mitarbeiter von Fast-Food-Ketten. Einige von uns waren sogar tatsächlich Tankstellenwärter, Einkaufswagensammler oder Mitarbeiter von Fast-Food-Ketten, während andere sich die Outfits einfach aus Secondhandläden und Altkleidersammlungen besorgten. Damals gab es noch kein eBay, wo man Poloshirts von McDonald-Mitarbeitern ergattern konnte. Jemand wie ich, der in der Vorstadt von New Jersey lebte, in der es kaum Secondhandläden mit nennenswerter Auswahl gab, musste sich etwas Kreatives einfallen lassen. Also begann ich im Alter von 16 bis 19 Jahren, als ich noch zur Schule ging, für kurze Zeit in verschiedenen Supermärkten und Fast-Food-Restaurants zu arbeiten, nur um Hemden oder Arbeitskittel in meiner Größe und nach meinem Geschmack zu bekommen. Mit „kurze Zeit" meine ich, dass ich überall binnen 24 bis 72 Stunden nach meiner Einstellung den Dienst wieder quittierte, je nachdem, wie lange ich eine zermürbende Schulung über mich ergehen lassen musste, um besagte Uniform zu bekommen. Ich arbeitete genau eine Schicht lang bei Wendy's in der Woodbridge Center Mall. Diese bestand aus zwei Stunden Schulungsvideo und vier Stunden Praxistraining. In Nullkommanix beherrschte ich—BEHERRSCHTE, sage ich—Limobrunnen und Eiszapfanlage; ich würde wetten, dass kein Mann und keine Frau je so wenig Schaum auf einer Coca-Cola hingekriegt hat. Ich glaube, ich habe eine halbe Schicht lang bei Taco Bell in Perth Amboy gearbeitet. Die Poloshirts von Taco Bell und Wendy's standen bei mir ganz hoch im Kurs, weil sie hellbraun und burgunderrot waren, und 1993 waren Erdfarben der letzte Schrei. Als ich dann sah, was wirklich in meinen Bohnenburrito kam, marschierte ich (in meinem neuen Poloshirt) mitten in der Schicht von dannen—jedoch nicht ohne das etwa 5-mal-2-Meter große Yoda-Fensterklebebild geklaut zu haben. Arbeitskittel waren damals absolut angesagt und ich habe keine Ahnung, warum sie noch kein Comeback erlebt haben. Sie sind nicht viel anders als kubanische Guyabera-Leinenhemden, nur mit größeren Taschen, weniger Knöpfen und bunteren Farben. Ich habe mir Kittel von drei verschiedenen Ketten durch das Einsammeln von Einkaufswagen verdient. Ich war darin so gut, dass ich sofort zum Kassierer befördert wurde. Es ist absolut irre, dass die Fähigkeit, etwas gut schieben zu können, dazu führt, dass man zum Umgang mit Geld befördert wird. Ich glaube, am längsten habe ich den Job bei IHOP durchgehalten. Wir trugen hellblaue, kurzärmlige Hemden mit Knopfleisten von Dickies, bei denen auf der linken Brust ein IHOP-Logo aufgestickt war. Mit all den Flecken sah ich irgendwie wie ein Mechaniker aus, obwohl ich nicht Bremsen schmierte, sondern den fettesten aller Amerikaner Speck und Fett in ihren Hals stopfte. Diesen Job habe ich sogar sechs Monate lang behalten, weil das Trinkgeld so gut war. (Kaffee/Mineralwasser/Softeis musste nicht in den Computer eingegeben werden. Also gab ich sie einfach so aus, „geht auf mich", und bekam dafür wohlwollende Trinkgelder.) Und ich wäre wohl noch länger geblieben, wenn ich nicht mitten im Speiseraum in eine Schlägerei mit einem der beiden Chefs geraten wäre. Mehr Bescheuertes auf ChrisNieratko.com und twitter.com/Nieratko. Schaut euch auch die Skinema-Show auf VICE.com an.