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Wir haben alle Spitzenkandidaten gefragt, was mit Wien passiert, wenn sie Bürgermeister werden

Was passiert, wenn Michi „Man bringe den Spritzwein!" Häupl jemals abgelöst wird?
Collage: VICE Media

Am 11. Oktober finden in Wien Wahlen statt. Der Wahlkampf ist seit Wochen am laufen, einige Fettnäpfchen sind passiert, Wahlplakate wurden mit Schimpfwörtern und kleinen Bärtchen bemalt und wunderschöne Wahlsongs wurden komponiert. Es werden also die richtig schweren Geschütze aufgefahren, denn bei der bevorstehenden Wahl geht es nicht nur um die Bezirksvertretungen, sondern auch um das Bürgermeisteramt unserer Hauptstadt, das nicht nur Strache gerne belegen würde.

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Was mit Wien aber konkret passiert und wie es mit seinen schönen Events (wie beispielsweise dem Life Ball) und eher schirchen Institutionen (wie dem Akademikerball) weitergeht, wenn Michi „Man bringe den Spritzwein!" Häupl im Fall des Falles abgelöst wird, stand bislang noch in den Sternen. Darum haben wir die Spitzenkandidaten aller wienweit antretenden Parteien und Listen befragt, was unter ihrer Regentschaft mit Wien passieren würde. Die FPÖ und die Liste „Gemeinsam für Wien" waren als einzige (trotz ausreichender Vorlaufzeiten) nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Manfred Juraczka, ÖVP

VICE: Wenn Sie Bürgermeister von Wien wären, …
… würde der Life Ball dann weiterhin im Rathaus stattfinden?
Manfred Juraczka: Selbstverständlich. Schließlich geht es beim Life Ball um den sehr ernsten Kampf gegen eine heimtückische Krankheit.

… würde der Akademikerball dann weiterhin in der Hofburg stattfinden?Grundsätzlich ist die Freiheit, sich einen bestimmten Ort für eine Veranstaltung auszusuchen, nicht in Frage zu stellen. Ob ich angesichts der Tumulte in diesen Zusammenhang eine große Freude mit dieser Veranstaltung habe, steht auf einem anderen Blatt.

… würden Sie sich dann für mehr Fußgängerzonen in Wien oder mehr Platz für Autos einsetzen?
Ich habe ganz und gar nichts per se gegen Fußgängerzonen. Ich habe aber sehr wohl etwas dagegen, wenn Verkehrsteilnehmer gegeneinander ausgespielt werden. Ich plädiere für ein Miteinander und nicht ein Gegeneinander.

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… würden Sie die gleichgeschlechtlichen Ampelmännchen, die ursprünglich anlässlich des ESC eingeführt wurden, beibehalten oder wieder verschwinden lassen?
Ich würde sagen, es wurde bereits genug Geld in dieser Stadt verschwendet. Es wäre irrational, noch einmal Geld für bereits verschwendetes Geld in die Hand zu nehmen.

… wäre Wien, wenn Sie es sich aussuchen könnten, eine autofreie Stadt?
Die Frage ist: Will man den Autoverkehr reduzieren, indem man das mit der Brechstange macht, so wie es die Grünen vorexerzieren oder setzt man bewusst auf Anreize und attraktive Angebote wie beispielsweise U-Bahn-Ausbau, Park and Ride Anlagen etc.? Wir treten klar für zweiteres ein.

… was wäre Ihr größtes Anliegen, das Sie als erstes in Angriff nehmen würden?
Jobs, Jobs, Jobs! Wien braucht so schnell wie möglich wieder eine aktive Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik mit wirtschaftlichem Hausverstand.

Beate Meinl-Reisinger, NEOS

VICE: Wenn Sie Bürgermeisterin von Wien wären, …
… würde der Life Ball dann weiterhin im Rathaus stattfinden?
Beate Meinl-Reisinger: Klar! Ich durfte schon öfters Gast beim Life Ball sein. Das Event setzt ein starkes und international beachtetes Zeichen für Toleranz. Gery Keszler hat im Kampf gegen AIDS enorm viel bewegt, dafür gebührt ihm Respekt!

… würde der Akademikerball dann weiterhin in der Hofburg stattfinden?
Einen Ball zu veranstalten sollte niemandem verboten werden, auch nicht der FPÖ und rechten Burschenschaften. Ob ein Ball, der das Who-Is-Who der rechten Szene Europas versammelt, in den Prunkräumen der Republik veranstaltet werden muss, ist zu hinterfragen. Allerdings liegt die Entscheidung nicht bei der Wiener Bürgermeisterin!

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… würden Sie sich dann für mehr Fußgängerzonen in Wien oder mehr Platz für Autos einsetzen?
An mehr Fußgängerzonen ist nichts Schlechtes. Auch die neue Mariahilfer Straße ist ja ein guter Ansatz. Ich kritisiere aber, wie hier wieder einmal Bürgerinnenbeteiligung nur als Feigenblatt verwendet wurde und dass die Grünen Millionen für die Bewerbung der Mahü verpulvert haben. Für wichtiger als weitere Verkehrsberuhigungsmaßnahmen in der Innenstadt halte ich es, den Pendlerverkehr auf Öffis umzuleiten. Heute kommen noch immer vier von fünf Pendler mit dem Auto nach Wien.

… würden Sie die gleichgeschlechtlichen Ampelmännchen, die ursprünglich anlässlich des ESC eingeführt wurden, beibehalten oder wieder verschwinden lassen?
Die „Ampelpärchen" waren eine charmante Idee, die international für Aufsehen gesorgt hat. Ich wäre dafür, dass sie bleiben. Mit 11 Milliarden Euro Rekordschulden und 150.000 Arbeitslosen hat Wien aber weitaus gravierendere Sorgen, über die sich die Politik Gedanken machen muss.

… wäre Wien, wenn Sie es sich aussuchen könnten, eine autofreie Stadt?
Ich glaube nicht, dass wir in naher Zukunft schon in autofreien Städten wohnen werden. Aber wir müssen in einer Stadt, die bald zwei Millionen Einwohner zählen wird, auch Mobilität neu denken. Das bedeutet natürlich Ausbau der Öffis, aber auch Förderung von E-Mobilität und Carsharing. Dass jede und jeder alleine im eigenen PKW in die Innenstadt zur Arbeit fährt, ist sicher kein nachhaltiges Zukunftskonzept.

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… was wäre dann Ihr größtes Anliegen, das Sie als erstes in Angriff nehmen würden?
Ich will das politische System verändern, das fett, faul und filzig geworden ist. Die aufgeblähte Wiener Polit-System kostet uns unglaubliche 250 Millionen Euro pro Jahr. Wien hat die höchste Parteienförderung der Welt, unzählige nutzlose Versorgungsjobs und 87 Millionen Euro jährlich für Eigenwerbung der Stadt. Ich will die Kosten dieses fetten Apparats halbieren und das gesparte Geld in die Bildung investieren. Fast 20.000 Wienerinnen und Wiener haben diese Forderung auf www.aufbegehren.at schon unterstützt.

Michael Häupl, SPÖ

VICE: Wie stehen Sie als Bürgermeister von Wien …
… zu der Tatsache, dass der Life Ball im Rathaus stattfindet?
Michael Häupl: Der Life Ball ist aus Wien nicht mehr wegzudenken—und ja, ich bin stolz darauf, dass das mittlerweile weltweit größte Aids-Charity-Event seit 1993 im Rathaus veranstaltet wird. Der Life Ball steht für Solidarität, Toleranz und Lebensfreude. Aber er regt auch zum Nachdenken an—nur Spaß ist dieses Fest nicht.

… dazu, dass der Akademikerball in einem symbolträchtigen Gebäude wie der Hofburg stattfindet und es deswegen jährlich zu Randalen und Auseinandersetzungen kommt?
Es ist gelinde gesagt problematisch, dass alljährlich in der Hofburg ein Ball stattfindet, der nach Meinung vieler Beobachter als „Vernetzungstreffen" für Rechtsextreme aus ganz Europa dient. Die SPÖ Wien hat stets klar gegen diesen Akademikerball Stellung bezogen—und seitens der Stadt haben wir den „Ball der Wissenschaften" ins Leben gerufen, wo sich wirklich die Intelligenzija trifft.

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… zu der Frage, ob es mehr Platz für Autos oder mehr für Fußgänger geben sollte?
Wir stehen grundsätzlich für einen intelligenten Mobilitäts-Mix von Öffis, Autoverkehr sowie Rad- und Fußwegen. Unser Ziel ist, dass die Wiener und Wienerinnen schnell, sicher und bequem vorankommen. Ein Auseinanderdividieren von Autofahrern, Radfahrern oder Fußgängern bringt uns nicht weiter. Genauso wenig wie das pflanzen von einer dieser Gruppen.

… zu den gleichgeschlechtlichen Ampelmännchen, die im Zuge des ESC eingeführt wurden?
Also mit einer Investition von 63.000 Euro einen solchen Werbewert zu erzielen, das muss uns einmal jemand nachmachen.

… zur nächsten Amtsperiode? Wenn Sie nochmals zum Bürgermeister gewählt werden, was wäre Ihr größtes Anliegen, das Sie als erstes anpacken würden?
Innerhalb der nächsten 15 Jahre werden in Wien zwei Millionen Menschen leben—so viele wie zuletzt 1910. Diese Entwicklung macht uns stolz und birgt großes Potential. Vor allem junge Menschen ziehen nach Wien, das dadurch noch vielfältiger und internationaler wird. Aber: Im selben Atemzug brauchen wir noch mehr leistbaren Wohnraum, Infrastruktur und Jobs. Das zu managen und Wien zur sozialsten Zwei-Millionen-Metropole zu machen, das reizt mich sehr!

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Maria Vassilakou, Die Grünen

VICE: Wenn Sie Bürgermeisterin von Wien wären, …
… würde der Life Ball dann weiterhin im Rathaus stattfinden?
Maria Vassilakou: JA!

… würde der Akademikerball dann weiterhin in der Hofburg stattfinden?
Wenn es nach mir geht, nicht.

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… würden Sie sich dann für mehr Fußgängerzonen in Wien oder mehr Platz für Autos einsetzen?
Das ist kein Entweder-Oder. Die Grätzeln im Inneren der Stadt brauchen Verkehrsberuhigung, aber gleichzeitig muss man auch wichtige Verkehrsadern sanieren und gegebenenfalls erweitern.

… würden Sie die gleichgeschlechtlichen Ampelmännchen, die ursprünglich anlässlich des ESC eingeführt wurden, beibehalten oder wieder verschwinden lassen?
Selbstverständlich lassen. Das haben sich tausende Wienerinnen gewünscht.

… wäre Wien, wenn Sie es sich aussuchen könnten, eine autofreie Stadt?
Nein. Dafür aber eine Stadt, in der kein Mensch auf das Auto angewiesen ist.

… was wäre Ihr größtes Anliegen, das Sie als erstes in Angriff nehmen würden?
10.000 neue, leistbare Wohnungen pro Jahr; darunter mindestens 1000 Gemeindewohnungen. Und natürlich die Ausweitung der 365-Euro-Jahreskarte auf das Wiener Umland.

Heinz Pollischansky, Wir wollen Wahlfreiheit

VICE: Wenn Sie Bürgermeister von Wien wären, …
… würde der Life Ball dann weiterhin im Rathaus stattfinden?
Heinz Pollischansky: Der Life Ball würde weiterhin im Rathaus stattfinden. Der Ball—initiiert von Gerry Keszler—ist inzwischen eine der berühmtesten Institutionen für den guten Zweck weltweit. Es wäre schade, wenn wir diesen Zirkus an eine andere Stadt verlieren würden. Gleichzeitig müsse die Stadt den eigentlichen Nutzen des Life Ball stärker kommunizieren.

… würde der Akademikerball dann weiterhin in der Hofburg stattfinden?
Ja, es soll es auch den Wiener Freiheitlichen—nach wie vor—erlaubt sein, ihren WKR-Ball—inzwischen Akademikerball—auszutragen. Wir empfinden es nicht als schlimm, wenn Menschen feiern und tanzen. Solange sie nach dem Alkoholkonsum ihre Heimreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Taxi antreten. Gleichzeitig möchten wir die Demonstrationen gegen diese Veranstaltung von der Innenstadt fernhalten, da die Übergriffe radikaler Feier- und Veranstaltungsgegner gegen die Zivilbevölkerung uns Sorgen bereiten.

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… würden Sie sich dann für mehr Fußgängerzonen in Wien oder mehr Platz für Autos einsetzen?
Eine Stadt wie Wien braucht sowohl genügend Platz für Autos, als auch für Fußgänger. Sollten wir den Bürgermeister stellen, würden wir uns aber verstärkt für die Autofahrer einsetzen. Viel stärker als die bisherige Stadtregierung.

… würden Sie die gleichgeschlechtlichen Ampelmännchen, die ursprünglich anlässlich des ESC eingeführt wurden, beibehalten oder wieder verschwinden lassen?
Der Fehler, der im Übermut des Zelebrierens gleichgeschlechtlicher Liebe begangen wurde, war, dass man euphorisch über die Köpfe der Wiener und Wienerinnen hinweg entschieden hat. Inzwischen wurde sehr viel Geld für dieses Prestigeprojekt ausgegeben, deshalb ist eine Rückführung möglicherweise auch kostspielig. In Zukunft wird die Bevölkerung vor solchen Spaßprojekten gefragt, ob sie mit einer Veränderung von Ampeln, Verkehrsschildern oder ähnlichen Elementen einverstanden ist.

… wäre Wien, wenn Sie es sich aussuchen könnten, eine autofreie Stadt?
Nein, denn sehr viele Menschen benötigen das Auto, um ihren Geschäften nachzugehen. Im 21. Jahrhundert muss es doch möglich sein, harmonisch miteinander umzugehen. Eine Dämonisierung von Kraftfahrzeuglenkern widerstrebt uns. Der Ausbau kostengünstiger Park & Ride-Anlagen hingegen könnte beide Parteien befriedigen.

… was wäre Ihr größtes Anliegen, das Sie als erstes in Angriff nehmen würden?
Es gibt so viele Baustellen, die wir in Angriff nehmen müssen. Unser Kernanliegen ist der Ausbau der direkten Demokratie auf Schweizer Niveau. Wien könnte hierbei eine Pionierrolle in Österreich einnehmen. Zunächst ist eine Abstimmung über das neue Nichtrauchergesetz geplant. Weiters fordern wir Sozialwohnungen, die auf fünf Euro pro Quadratmeter gedeckelt sind und ein Startpaket für Jungwiener und Jungwienerinnen.

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Juliana Okropiridse, Wien Anders

VICE: Wenn Sie Bürgermeisterin von Wien wären, …
… würde der Life Ball dann weiterhin im Rathaus stattfinden?
Juliana Okropiridse: Na klar!

… würde der Akademikerball dann weiterhin in der Hofburg stattfinden?
Auf gar keinen Fall.

… würden Sie sich dann für mehr Fußgängerzonen in Wien oder mehr Platz für Autos einsetzen?
Fußgänger*innenzonen ftw! Vor allem innerhalb des Gürtels. Aber bitte ohne monatelanges kostspieliges, politisches Hickhack im Vorfeld.

… würden Sie die gleichgeschlechtlichen Ampelmännchen, die ursprünglich anlässlich des ESC eingeführt wurden, beibehalten oder wieder verschwinden lassen?
Unbedingt lassen natürlich. Schön wäre es auch, wenn jede Ampel, die von jetzt an ausgetauscht oder neu eingesetzt wird, auch gleich ein Ampelpärchen erhält.

… wäre Wien, wenn Sie es sich aussuchen könnten, eine autofreie Stadt?
Ich persönlich? Ja. Darauf müssten wir natürlich ein paar Jahre hinarbeiten. Möglich (und total wunderbar) wäre das selbstverständlich.

… was wäre Ihr größtes Anliegen, das Sie als erstes in Angriff nehmen würden?
Aus aktuellem Anlass, klarerweise die Situation der Geflüchteten in und um Wien. Ein erster sinnvoller Schritt wäre die von der Stadt geförderte und unterstützte, individuelle Unterbringung in Privathaushalten.