Steve Buscemi hat einen Film über eine rein queere Gang produziert

Trayvon Warren erinnert sich noch an seinen ersten großen Bullyvorfall. Er ging noch zur Grundschule und ein Kind, das etwas älter war als er, fing an, ihn zu bedrohen. Er wuchs in der rauen Umgebung von Trinidad auf—einem berüchtigten Stadtteil von Washington DC. Dort gab es keine Homosexuellen und Trayvons unzähmbare Extravaganz ließ ihn schon in jungen Jahren zum Ziel werden. Das Aufwachsen mit mehreren Brüdern hatte ihn aber abgehärtet und der Bully wusste, dass Waren nicht leicht einzuschüchtern war—also brachte er eine Pistole mit in die Schule, um noch einen draufzusetzen.

„Eine Menge Leute tauchten auf und er haute ab", erzählte mir Warren. „Am nächsten Tag kam er nicht in die Schule. Wir haben nie wieder ein Wort miteinander gewechselt."

Warren ist einer der Protagonisten von Check It, einem Dokumentarfilm, der von Steve Buscemi produziert wird. Der Film erzählt die Geschichte von drei gehänselten Teenagern aus DC, die unter dem Namen Check It die einzige, bislang bekannte Gang in Amerika gründeten, deren Mitglieder alle schwul oder transgender sind. Warren ist eins der zehn Originalmitglieder. Die Gruppe schloss sich zusammen, um sich untereinander mehr Sicherheit durch zahlenmäßige Stärke zu geben. Die Menschen in DC sollten wissen, dass du, wenn du jemand Schwulen angreifst, mit einer Vergeltungsaktion zu rechnen hast.

Heute hat Check It um die 200 Mitglieder und sie machen ihr Geld mit Verbrechen wie kleinen Diebstählen, Überfällen und Autodiebstählen, erzählte mir Filmemacherin Dana Flor. Viel wichtiger ist dabei aber, dass sie sich gegenseitig das Gefühl geben, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Sie leben an einem Ort, an dem dich Homosexualität in der Familie, der Kirche und bei deinen Klassenkameraden zu einem Geächteten machen kann.

„Das hier sind nicht die Bloods oder die Crips, nicht mal ansatzweise, trotzdem werden sie von der Strafverfolgung als Gang gesehen", sagte Flor, die zusammen mit Toby Oppenheimer Regie führte. „Sie sehen sich selber als eine Familie."

Im Gegensatz zu anderen Gangs, sind Check It nicht an ein bestimmtes Territorium gebunden. Sie hängen beieinander zuhause ab, sind aber auch in einer Denny's-Filiale, in Chinatown und der Gallery Place Metro Station anzutreffen. Es brauchte für Check It auch nicht viel, um sich einen Namen zu machen. Eine lokale Go-Go-Band namens ReAction schrieb einen Song über die Gang und zählte dabei verschiedene Mitglieder mit Namen auf. Das brachte Leuten wie Warren sofort einen bestimmten Ruf ein, der es ihm erlaubte in so ziemlich jede Gegend von DC gehen zu können, ohne dafür Probleme zu bekommen, ein—wie er und seine Freunde es sagen—„Faggie" zu sein.

Flors Dokumentarfilm, für dessen Fertigstellung gerade eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben gerufen wurde, begleitet Warren und einige seiner Freunde bei einem wichtigen Moment in ihrem Leben. Nachdem sie einen Zuschuss für ihr Fashion Startup bekommen haben, werden sie zu seinem Designer Bootcamp eingeladen und bekommen die Chance, an einer Show der Men's Fashion Week in New York zu arbeiten.

Heute ist Warren nicht mehr bei Check It. Er ist kurz davor, das Job Corps-Programm zu absolvieren—einer Berufsförderung für benachteiligte Jugendliche. Im Zuge der Dreharbeiten lernte er außerdem, auch Fremden gegenüber zu vertrauen, und merkte, dass sich die Welt um mehr als nur die eigene Nachbarschaft dreht. Es war definitiv am Anfang schwer für ihn, sich vor der Kamera zu öffnen—er hatte Angst, wie die Welt da draußen über ihn urteilt. Jetzt will er Schauspieler werden und hofft, dass eines Tages sein Ruhm seinen Ruf übertreffen wird, den er sich in den schwarzen Vierteln DC's erarbeitet hat.

„In der Welt gibt es viel mehr als nur Check It. Aber egal, wo ich in DC hingehe, ich bin immer Tray [von] Check It. Der Name wird für immer hinter meinem stehen."