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Popkultur

Die Sony-Hacker haben dafür gesorgt, dass ,The Interview' nicht ins Kino kommt

Ein Film, der einfach nur eine Komödie mit James Franco und Seth Rogen sein sollte, ist zur Zielscheibe einer terroristischen Cyberattacke geworden.

The Interview ist—Achtung, Spoiler!—eine Komödie über zwei stümperhafte Journalisten (Seth Rogen und VICE-Autor James Franco), die von der CIA damit beauftragt werden, Kim Jong-un zu ermorden, den „Obersten Führer" Nordkoreas. Nach der Hackerattacke auf Sony Pictures ist der Film nun zur Selbstreferenz geworden und wird vielleicht als der Film in die Geschichte eingehen, der einen terroristischen Angriff auf die USA ausgelöst hat.

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Seit dem 14. November leakt eine unbekannte Person (oder Personen) Filme, private E-Mails und Managergehälter von Sony. Es gibt Gerüchte*, dass die nordkoreanische Regierung hinter den Angriffen steht, obwohl offizielle Vertreter des Landes das bestritten haben. Doch diese Woche wurde die Geschichte weiter angeheizt, als Hacker potentielle Kinobesucher bedrohten. Die Hacker, die sich „Guardians of Peace" nennen, haben folgende Warnung im dem anonymen Forum Pastebin veröffentlicht:

We will clearly show it to you at the very time and places "The Interview" be shown, including the premiere, how bitter fate those who seek fun in terror should be doomed to.
Soon all the world will see what an awful movie Sony Pictures Entertainment has made.
The world will be full of fear.
Remember the 11th of September 2001.
We recommend you to keep yourself distant from the places at that time.
(If your house is nearby, you'd better leave.)
Whatever comes in the coming days is called by the greed of Sony Pictures Entertainment.
All the world will denounce the SONY.

Wegen dieser übertriebenen Drohung wurde die Premiere des Films in Los Angeles zunächst soweit zurückgeschraubt, dass Journalisten noch nicht einmal mehr Interviews führen durften (welch Ironie), und mittlerweile abgesagt. Die Premiere in New York wurde gestrichen. Aufgrund von Sicherheitsbedenken hatten sich die großen Kinoketten Regal und AMC entschieden, den Film nicht ins Programm zu nehmen. Mehrere kleinere Ketten haben es ihnen gleichgetan. Eine davon, Bow Tie Cinemas, hat eine Stellungnahme zu der Entscheidung veröffentlicht:

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„Da die Quelle dieser Drohung bisher nicht bekannt ist und niemand ihre Glaubwürdigkeit einschätzen kann, haben wir uns nach reiflicher Überlegung dafür entschieden, The Interview nicht wie geplant am 25. Dezember 2014 ins Programm zu nehmen. Wir hoffen, dass diejenigen, die für diese Angriffe verantwortlich sind, schnell identifiziert und zur Rechenschaft gezogen werden."

Das Publikum wird natürlich noch gespannter sein auf einen Film, den es im Kino wohl nicht zu sehen bekommen wird. Deshalb erinnern wir uns doch alle noch an Piss Christ. (Das Phänomen ist quasi der Plot von Unendlicher Spaß.) Wer weiß, vielleicht ist das Ganze ja eine großangelegte Publicity-Aktion von Sony. Wenn der Film morgen auf DVD herauskäme, würden sie damit vermutlich eine Billion verdienen.

Vielleicht ist das der Grund dafür, dass sich nicht alle Kinos von den Drohungen hätten einschüchtern lassen. „Wenn Sony Pictures den Film veröffentlicht, dann zeigen wir ihn auch", sagte Tom Stephenson, Geschäftsführer von Look Cinemas, im Gespräch mit Variety. „Sony hat das Recht, diesen Film zu produzieren, und wir haben das Recht, ihn zu zeigen. Zensur ist nichts Gutes."

With movie theaters canceling showings of The Interview, — Jake Tapper (@jaketapper)17. Dezember 2014

Associated Press hat den Rückzug von Sony bestätigt. Also werden wir wohl doch auf die DVD oder Netflix ausweichen müssen.

BREAKING: Sony Pictures cancels Dec. 25 release of 'The Interview'

— The Associated Press (@AP)17. Dezember 2014

*Die New York Times berichtete unter Berufung auf nicht namentlich genannte Nachrichtendienstmitarbeiter, dass Nordkorea tatsächlich hinter den Hackerangriffen auf Sony steht, die den Drohungen an Kinobesitzer vorausgegangen waren.