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The True Crime Issue

Das Gesicht von Camden

Bruce Gilden-bekannt dafür, Menschen seine Kamera so direkt in die Fresse zu halten, wie es sich sonst keiner traut-unterwegs in der gefährlichsten Stadt der USA.

Ein Haus zwischen zwei leer stehenden Grundstücken in der Nähe des Broadway, der einst die pulsierende kommerzielle Schlagader der Gegend um Camden und Philadelphia war.

Irgendwas ist mit Bruce Gilden los. Der Magnum-Fotograf hat es schon immer vorgezogen, seine Aufnahmen aus der „Nähe" zu schießen, und geht seit jeher so nah an das Geschehen ran, dass kaum die Chance besteht, dass auf der kurzen Strecke zwischen Punkt A (Subjekt) und Punkt B (Linse) irgendetwas verloren geht. Neuerdings kommt er seinen Subjekten sogar noch näher und sammelt wie besessen Bilder von Gesichtern, die den Bildrahmen fast vollständig ausfüllen. Und die Sache ist die, dass er selber nicht erklären kann, was zur Hölle da über ihn gekommen ist, außer seinen alten Lieblingsaphorismus zu zitieren: „Je älter ich werde, desto näher gehe ich heran."

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Wenige Fotografen sind mit den Schattenseiten des Urbanen besser vertraut als Gilden, der einen Großteil seiner Karriere damit verbracht hat, weltweit die Ränder der Gesellschaft zu dokumentieren und die „harten Typen", die unter noch härteren Umständen aufgewachsen sind. Für die aktuelle True-Crime-Ausgabe hat VICE ihn also nach Camden, New Jersey, geschickt, eine Stadt, die zur gefährlichsten der Vereinigten Staaten wurde, seit sie 2012 Flint, Michigan, überholt hat, was die Anzahl der schweren Gewaltverbrechen angeht. Dort hat Gilden dann Zeit mit Männern aus der Stadt verbracht, denen zwei Dinge gemeinsam waren: Sie hatten alle einige Zeit hinter Gittern verbracht, und sie alle setzten sich dafür ein, dass ihre kaputte Stadt irgendwie die Kurve kriegt. Typen wie Anthony Dillard wollen „die Industrie nach Camden zurückholen". Typen wie Niger Ali organisieren „Programme für die Jugend". Der redegewandte Gary Frazier Jr. bewirbt sich um ein öffentliches Amt und Jermaine Wilson will den Leuten wieder zu Arbeitsplätzen verhelfen. Es sind Gesichter mit einer komplexen Vergangenheit, einer rehabilitierten Gegenwart und den schwierigen Graustufen zwischen beidem.

Diamond Thomas, 43, zehn Jahre inhaftiert, organisiert heute ein jährliches Musikfestival in dem am Wasser gelegenen Touristen- und Ausgehviertel Camden Waterfront.