OK, ihr denkt jetzt wahrscheinlich: Ein internationales Volontariat bietet zumindest die Möglichkeit, sich einer anderen Kultur zu öffnen, ein fremdes Land und seine Einwohner kennenzulernen. Außerdem ist ein IV eine Gelegenheit, eine neue Gemeinschaft zu entdecken, die der Expats, und dabei zu verstehen, dass wir niemals mit den Einheimischen zusammenleben werden, sondern immer nur neben ihnen her. Denn anders haben wir es nicht verdient.Im Laufe der Monate häufen sich die Enttäuschungen. Die Broschüre zur Antennenpräsentation wurde nicht genehmigt—das wird sie übrigens auch nie werden. Meine Chefs haben mich angeschrien, weil ich Twitter- und Facebook-Seiten eingerichtet habe.
Nach ein paar Wochen finde ich einen Tennislehrer, der seinem Geschäft auf dem Tennisplatz bei meinem Büro nachgeht. Ich zahle ihm sieben Euro die Stunde. An den Wochenenden erlaube ich mir auch Flug- oder Surfstunden. Dabei komme ich auf 100 Euro im Monat. An manchen Wochenenden fahre ich mit dem Geländewagen raus in den Busch. Manche Expats behalten die Geländewagen viel länger als vorgesehen. Sie haben sie quasi annektiert.In der Arbeit bin ich zunächst für die Erneuerung der Internetseite der Institution verantwortlich. Es geht sehr sachte voran. Ich stelle fest, dass ich bei kaum irgendwelchen Elementen freie Hand habe. Alles wird aus dem Hauptquartier in Frankreich blockiert. Selbst die kleinste Autorisierung für die Änderung eines Elements muss von der IT-Abteilung und der Kommunikationsabteilung bestätigt werden. Dafür können die Angestellten nichts. Die Direktoren haben einfach nur Angst, dass der Vorstand der Institution ihnen Vorwürfe machen könnte. Manchmal wird mir die Zeit lang, doch ich schiebe es auf den Ramadan und dann auf die Sommerferien.Aber im Laufe der Monate häufen sich die Enttäuschungen. Die Broschüre zur Antennenpräsentation der Institution wurde nicht genehmigt—das wird sie übrigens auch nie werden. Meine Chefs haben mich angeschrien, weil ich Twitter- und Facebook-Seiten eingerichtet habe. Laut ihnen „braucht es dafür ein eigenes Projekt". Ich bitte darum, ihre Veröffentlichungsrichtlinien zu sehen. Antwort: „Sind in Vorbereitung." Mein Vorschlag, ein Online-Dokument zu erstellen, wird abgelehnt, genau wie der Vorschlag, einen Vortrag darüber abzuhalten. Ein Bericht für die Fernsehnachrichten von France 2 wartet 20 Stunden auf Freigabe. Nach acht Monaten habe ich nichts getan, als die Internetseite auf den neuesten Stand zu bringen.MOTHERBOARD: Kinessa Johnson will Afrika auf ihre eigene Art helfen—indem sie mit ihrer militärischen Erfahrung wilde Tiere vor der Ausrottung schützt.
Während einer großen sanitären Krise verstehe ich, dass das Problem nicht bei mir liegt. Wir brauchen zehn Tage, um eine E-Mail zu senden und anderthalb Monate, um eine Pressemitteilung zu verfassen. Im Zuge derselben Krise werde ich von einem großen Radiosender kontaktiert, um Präventionsinformationen zusammenzustellen, die von den verschiedenen Lokalsendern verbreitet werden sollten. Die Beteiligung der Gemeinden ist unabdingbar im Umgang mit solchen Krisen. Meine Vorgesetzten verweigern jegliche Beteiligung. Begründung: „Zu heißes Thema." Meine öffentliche Einrichtung weigert sich also, bei einer Krise der öffentlichen Gesundheit mit öffentlichen Geldern zu intervenieren. Hier läuft etwas schief.Ich werde zum Chef bestellt. „Ihre Kompetenzen sind gut, aber an Ihrem Benehmen müssen Sie arbeiten." Ich habe ein angespanntes Verhältnis zu meinem Chef in Frankreich. Für mich heißt es bald ab in die Besenkammer.
Aber es gibt ein Ereignis, das niemanden kalt lassen wird. Meine Leistung: Ich habe es geschafft, einen großen Stand bei einer Veranstaltung zu haben, bei der der französische Präsident zugegen sein wird. Die Abteilungen sind schon mobilisiert, die Flugtickets für die internationalen Redner bezahlt, die Besucherausweise gedruckt. Eine Diskussion wütet über die genaue Breite der Auffahrt, die er entlangfahren soll. Mein Chef ist ganz aus dem Häuschen. Er wird präsent sein, sehr präsent. Er wird sich mit dem Präsidenten und einem örtlichen Minister fotografieren lassen. Am Fundament zu arbeiten, ist viel zu anstrengend. An der repräsentativen Oberfläche bleiben ist dagegen ein Vergnügen.Expats können sich nur dann richtig vergnügen, wenn sie eine höhere oder besondere Stellung haben. Zu Hause sind sie anonym, dort sind sie Ölbarone. Immer geht es nur um Status. Der dicke Geländewagen, das schöne Haus, die große Wohnung. Als ich meinem Chef sagte, dass ich total baff war, eine 120-Quadratmeter-Wohnung zu haben, konnte er es sich nicht verkneifen zu sagen: „Wir haben eine mit 200." Das ist erschreckend.Diese Leute sind tatsächlich sehr stolz darauf, Diplomatenkennzeichen zu haben und zu den ganzen feinen Abendgesellschaften eingeladen zu werden. Bei der Veranstaltung für die private internationale Organisation—die ich von vorne bis hinten organisiert habe—ist ein ehemaliger Minister zugegen und alle sind zum Dinner beim Botschafter eingeladen. Außer mir. Mein Chef sagte zu mir: „Der Botschafter hat gefragt, warum du nicht beim Dinner warst." Was soll ich sagen, vielleicht weil es mir am Arsch vorbeigeht? Ich weiß nicht, ob die Gesprächsthemen an dem Abend angenehm waren oder nicht.Dieser erste Job war der schlimmste meines bisher kurzen Lebens. Am Ende saß ich weinend im Sprechzimmer meines Arztes. Er verschrieb mir Lysanxia, ein angstlösendes Mittel, damit ich schlafen konnte und meine Tage leer waren. Ich habe verstanden, dass der Prunk, den ein hoher Status mit sich bringt, und das sanfte Gefühl eines seidenen Hausmantels niemanden glücklich machen.Natürlich ist meine Erfahrung nicht repräsentativ für alle Expat-Erfahrungen. Das hier ist nur ein Zeugenbericht. Doch ich weiß, dass in meinem Umfeld viele ihre Verträge nicht verlängert oder abgebrochen haben, bevor ihr Jahr zu Ende war. Volontariate sind einfach nur eine extreme Form des Praktikums. Sie sind eine neue Möglichkeit, uns einen Stiefkinderstatus unterzujubeln. Kein Arbeitsvertrag, aber auch keine Ausbildung. Keine Arbeitslosigkeit, aber alle so jung wie möglich. Keine Verantwortung, sondern spielen am Arbeitsplatz.Ich habe mir seitdem meinen eigenen Job geschaffen. Die Generation, die uns führt, ist nicht in der Lage zu sehen, was es braucht, um die Welt zu ändern. Macht nichts. Wir werden sie nicht um Erlaubnis bitten.Expats können sich nur dann richtig vergnügen, wenn sie eine höhere oder besondere Stellung haben. Zu Hause sind sie anonym, dort sind sie Ölbarone.