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Das sind Österreichs „Asylkritiker“ auf Facebook

Wir haben uns die Gruppen, die aus einer Mischung von Verschwörungstheoretikern, Verwirrten und schlichten Rassisten besteht, genauer angesehen.
Fotomontage: VICE Media

Während auf der einen Seite immer mehr Österreicher Hilfe leisten und Flüchtlinge unterstützen, wo es nur geht, sind die selbst ernannten „besorgten Bürger" und vermeintlichen Asylkritiker auf der Gegenseite lauter denn je. Sie wünschen Flüchtlingskindern den Tod, bezeichnen die Menschen, die vergangene Woche auf der A4 in einem Laster erstickt sind, als „Gammelfleisch" und machen öffentlich Stimmung gegen Menschen auf der Flucht, weil sie aus irgend einem Grund Angst um ihre offensichtlich ziemlich traurigen Existenzen haben.

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Sie beginnen ihre Sätze mit „Ich bin ja kein Nazi, aber…" und haben kein Problem damit, ihre menschenverachtenden Ansichten öffentlich zu machen. Gegen die Facebook-Richtlinien verstoßen die meisten ihrer Äußerungen dabei nicht. Schließlich enthalten nur die wenigsten der rechten Posts Nippel.

Und weil sich gleich und gleich bekanntlich gerne gesellt, organisieren sich die „Asylkritiker" in— teils öffentlichen, teils privaten—Facebook-Gruppen, um ihre beschissenen Memes, Hetzparolen und Verschwörungstheorien zu verbreiten. Da wäre zum einen die öffentliche Gruppe „ASYLMISSBRAUCH STOP WIEN" mit über 5.000 Mitgliedern und diverse Länder-Subgruppen („ASYLMISSBRAUCH STOP St. Pölten", „ASYLMISSBRAUCH STOPPEN OBERÖSTERREICH" etc.).

Und dann wäre da noch die Gruppe „ISLAM GEHÖRT NICHT ZU ÖSTERREICH (EUROPA)" mit über 11.000 Mitgliedern. Betrieben werden alle Pages von den selben Privat-Profilen aus, die offensichtlich eine seltsame Schwäche für Großbuchstaben haben.

Wir haben uns die Gruppen, die aus einer Besorgnis erregenden Mischung von „Informationen , die uns Massenmedien vorenthalten !!!"-Paranoikern und schlichten Rassisten besteht, genauer angesehen. Weitere Schritte werden derzeit geprüft.

DIE NAZIS

Bevor jetzt jemand meint, Asylkritiker und besorgte Bürger sofort als Nazis zu bezeichnen sei zu hart, gleich vorweg: Keine Sorge, einige dieser Leute nennen sich in ihren Facebook-Gruppen mit Regelmäßigkeit sogar selbst so. Manche bezeichnen sich auch als „Nasos", weil sie in ihrer geistigen Umnachtung wohl glauben, dass es in irgendeiner Weise weniger problematisch ist, wenn man sich eine andere Abkürzung für Nationalsozialist verleiht.

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Die wirklichen Härtefälle bleiben aber ohnehin beim guten alten „Nazi", und manche dieser Leute versuchen sich sogar bei den Haaren herbeigezogene positive Bedeutungen für diesen Begriff herzuleiten. So traurig das auch ist, letztendlich sind diese Idioten offensichtlich wirklich sehr stolz darauf, Nazis zu sein.

Arschlöcher, die sich für Scherzkekse halten

Welche Menschen ihren Tag damit verbringen, rechte Memes zu basteln, die in jeder Hinsicht schlecht sind, haben wir uns hier schon einmal gefragt. Wir wissen nur, dass sie die einzigen Menschen sind, die heute noch völlig ironiefrei Word Art benutzen, um ihre Gedanken im Stil der frühen Neunziger zu illustrieren. Das wirklich Ekelhafte daran ist, dass sich die Ersteller und Verbreiter dieser Memes mit ziemlich großer Sicherheit durch die paar anderen Facebook-User, die ihre Beiträge liken und mit zustimmenden Jumbo-Emojis und weiterführenden, noch beschisseneren Memes kommentieren, in ihrem Pseudo-Humor ziemlich bestätigt fühlen.

Die Verschwörungstheoretiker

Auf Plattformen, auf denen sich Menschen den ganzen Tag über „das System" beschweren, sind natürlich auch die Verschwörungstheoretiker nicht weit. Als wären die Chemtrails und der saure Regen nicht Problem genug, müssen sie sich jetzt parallel auch noch die bösen Flüchtlinge wehren. Womit auch immer unser Regen versetzt ist—Hirn war es jedenfalls nicht.

Die offensichtlich Verwirrten

Theoretisch könnte es natürlich sein, dass dieser User mit seinem wortlosen Posting der Rede aus Der große Diktator, die beim Nuke Festival am vergangenen Wochenende übrigens zehntausende Menschen zum Schweigen brachte, seine Mitmenschen bekehren will. Nachdem wir uns diese Gruppen aber lange angesehen haben, halten wir es für viel wahrscheinlicher, der der Verfasser dieses Postings einfach verwirrt ist und den eigentlichen Sinn der Rede nicht verstanden hat. Charlie Chaplin dreht sich jedenfalls mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gerade in seinem Grab um.

Verena auf Twitter: @verenabgnr
Tori auf Twitter: @TorisNest