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Wie ,Stromberg‘ nur über Entwicklungshelfer in Afrika

Das Thema der Entwicklungshilfe klingt vielleicht nicht nach der besten Wahl für eine Comedy-Serie. Aber so lustig will The Samaritans letztlich auch nicht sein.

The Samaritans ist nicht die erste Mockumentary-Serie, wohl aber die erste aus Kenia und die erste, die von einer NGO handelt. Das Thema der Entwicklungshilfe klingt vielleicht nicht nach der besten Wahl für eine Comedy-Serie. Aber so lustig will The Samaritans letztlich auch nicht sein. Immerhin heißt die fiktive NGO, um die es geht, Aid For Aid. Wirklich geholfen wird hier eigentlich niemandem. Der Erfinder der Serie ist Hussein Kurji, ein kenianischer Filmemacher, der den Trailer für die Serie mit seinem Geschäftspartner Salim Keshavjee selbst finanziert hat und im Anschluss daran mit Hilfe von Kickstarter 10.000 Dollar für den Piloten gesammelt hat. Mit diesem Geld und einem zusätzlichen Beitrag von einer NGO konnte er die ersten beiden halbstündigen Episoden umsetzen, die jetzt gegen Gebühr online angesehen werden können. Im Pilotfilm von The Samaritans stellt Aid for Aid einen neuen Leiter für Kenia ein—und zwar den wichtigtuerischen Scott Bartley, der diese Position allein der Vetternwirtschaft verdankt. Die erste Staffel verbringt Bartley damit, sich fortwährend neue Wege der Verschwendung von Geld und Ressourcen auszudenken. Wir haben uns sich mit Kurji über kulturelle und politische Innovationen in Kenia und über die Frage, ob die Serie Auswirkungen auf die scheinbar unzähligen im Land tätigen NGOs haben könnte, unterhalten. VICE News: Hast du Angst, dass du mit deiner Sendung NGOs verärgerst?
Hussein Kurji: Nein, Entwicklungshelfer zählen zu unseren größten Fans. Wir waren Filmemacher, die eine neue Welt entdecken wollten, und weil Kenia sich so stark entwickelt, war das Land ein erstklassiger Gegenstand. Es gibt Freiwillige, die in abgelegenen Teilen des Landes hervorragende Arbeit leisten, aber es gibt auch solche, die internationalen Lebensweisen und ihrem Glamour verhaftet bleiben. Scott haben wir nach einem solchen Beispiel entworfen—er war nie wirklich vor Ort. Man kann Afrika nicht vom Schreibtisch aus „retten“.   Hattest du Bedenken, etwas zu machen, das es in Kenia noch nicht gab?
Anders als im Westen dreht sich die Promi-Kultur in Kenia um Politiker. Die Politiker werden andauernd von den Medien zerrissen. Die Menschen haben hart für Redefreiheit und Pressefreiheit gekämpft. Wenn die Leute keine Inhalte mehr schaffen würden, weil sie Angst vor Gegenreaktionen hätten, gäbe es hier überhaupt keine Kunst. Wie unterscheidet sich der Humor des Landes von anderen Teilen der Welt?
Es ist eine bunte Mischung. Wir waren eine britische Kolonie, deshalb gibt es Elemente des britischen Sarkasmus und der Scharfsinnigkeit, andererseits sind amerikanische Medien hier stark vertreten. Wir haben das Feingefühl des amerikanischen und des britischen Humors übernommen—Jim Longmore, einer der Autoren, ist Brite, aber er schrieb seine Texte in Texas. Wir haben uns monatelang über Skype unterhalten und die ersten Folgen entworfen.

Was ist die schlechteste und/oder dümmste Geschichte über NGOs, auf die du bei deinen Nachforschungen für die Serie gestoßen bist?
Es gab eine Geschichte, die nicht in Kenia, sondern in einem Nachbarland stattfand. Es ging um einen einheimischen Mitarbeiter, der sich mit seinem Chef zerstritten hatte. Ich weiß nicht, worum es in dem Streit ging, aber der Mitarbeiter hat versucht, seinen Chef mit seinem Lastwagen umzufahren. Dafür gab es mehrere Zeugen. Daraufhin brachte die NGO den Angestellten zu ihrem Hauptsitz in Kenia, um ihn psychiatrisch zu beurteilen. Weil er nun in einem anderen Land war, galt er praktisch als Expat. Deshalb wurde sein Gehalt verdreifacht und er bekam Entschädigungszahlungen und Krankheitsurlaub. Das ist nur eine von vielen absurden Geschichten. Hoffen wir, dass das ein Witz war. Denkst du, dass die Sendung die Art und Weise beeinflussen könnte, wie NGOs, aber auch Kenia im Allgemeinen wahrgenommen werden?
Ja. Sogar Kenianer haben gefragt: „Das ist aus Kenia?“ Denn wir haben eine gemischte Besetzung (Asiaten, Afrikaner, Europäer). In Afrika gibt es nicht nur Slums und Waffen. Wir  sind eine Plattform, die, jenseits der NGO und der Komik, eine Mittelschicht zeigt. Eine geschäftige Stadt, in der es Gucci-Handtaschen und teure Autos und Fünf-Sterne-Restaurants gibt. Nicht alle von uns schlafen in zerrissener Kleidung in Hütten. Ich will es nicht ins Lächerliche ziehen, es ist unglaublich traurig—aber Kenia hat auch andere Seiten. Gibt es in Kenia eine generelle Einstellung gegenüber NGOs?
Ich denke, dass sie von einigen Leute positiv wahrgenommen werden, dank der Arbeitsweise von bestimmten NGOs, von Basisorganisationen und so weiter. Von solchen, die Afrika eher als Investition betrachten, und nicht als Land, das Almosen braucht. Aber es gibt auch das andere Spektrum von NGOs, das wir beleuchten. Es gibt wahrscheinlich eine Art Gleichgewicht. Viele Menschen glauben, dass NGOs den Leuten, denen sie zu helfen versuchen, eine größere Entscheidungsbefugnis überlassen sollten. Siehst du das auch so?
Ja. Du musst dir nur die NGOs ansehen, die erfolgreich sind. Es waren diejenigen, die sehr gut mit den Interessensgruppen zusammenarbeiten. Hoffst du, dass die Serie eine breitere Diskussion über die Rolle von NGOs anregt?
Wir wussten, dass man darüber reden würde, aber wir sind keine Experten in diesem Bereich, und es ist keine neue Diskussion—sie läuft schon seit den 1980er Jahren. Das Neue ist in diesem Fall die Komik. Wenn sie als Comedy-Serie im Fernsehen läuft, kann vielleicht ein breiteres Publikum erreicht und ein etwas besseres Verständnis bewirkt werden. Wenn sich die Dinge zum Besseren verändern, sowohl für den NGO-Sektor als auch die Bürger, auf die sich die Hilfe richtet, ist das umso besser. Aber ich habe keine Erwartungen.