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Pegida hat sich heute in Wien selbst zu Grabe getragen

Vom „Volk ohne Raum" konnte bei gerade mal 50 Teilnehmern am Samstagnachmittag keine Rede sein.
Foto: Anja Melcher

Für Samstagnachmittag hatte die Gruppe „Pegida Wien" zu einer Kundgebung am Columbusplatz und zum anschließenden Spaziergang durch Wien Favoriten aufgerufen. Die „patriotischen Europäer" rund um den österreichischen Pegida-Gründer Georg Nagel und Parteiobmann Werner Wirth wollten eigentlich ein Zeichen gegen „unkontrollierte Massenzuwanderung" und den „Import fremder Gewalt" setzen.

Tatsächlich demonstriert haben sie aber, dass Wien und Pegida einfach keine Freunde mehr werden. Der Columbusplatz war zwar großräumig abgesperrt; ein kleinerer Käfig für die selbsternannten Retter des Abendlandes hätte es aber auch getan. Denn mehr als 52 Anhängerinnen und Anhänger zu Spitzenzeiten konnten Nagel und Wirth, trotz eines holländischen Gastredners, nicht mobilisieren.

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Österreichischer Pegida-Gründer Georg Nagel. Foto: Anja Melcher

Auch der angekündigte Spaziergang fand schlussendlich nicht statt. Reden wurden aber trotzdem geschwungen: Nachdem Werner Wirth die Anfangs kaum mehr als 20 Patrioten mit einem kräftigen „Hallo Österreich!" begrüßt hatte, ging es wieder einmal um den Untergang „unserer Kultur", Halalburger, öffentliche Steinigungen am Columbusplatz und die Burkapflicht für alle Frauen. Außerdem erklärte der holländische Pegida-Aktivist Ed Utrecht, dass es in Europa nur mehr „Scheindemokratien" gäbe, die allesamt von „den Alkoholikern in Brüssel" geleitet würden.

Die Gegenkundgebung der Jungen Linken fand in einiger Entfernung in der Favoritenstraße statt und zog deutlich mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer an. Einigen Antifaschistinnen und Antifaschisten gelang es schließlich auch, auf den Columbusplatz vorzudringen und somit ihren Protest in Ruf- und Sichtweite zu Pegida Ausdruck zu verleihen—sichtlich zum Unmut einiger Pegida-Anhänger. So beschimpfte ein Ordner die Linken zum Beispiel als „Kommunistenschweine" und „Massenmörder".

Die Gegenkundgebung der Junge Linke. Foto: David Prokop

Zu tumultartigen Szenen kam es, als die Polizei im Gastgarten des Columbusbräu einen Antifaschisten festnahm. Der Mann wurde—unter Protest der anderen Gäste—ohne ersichtlichen Grund von mehreren Polizisten zu Boden geworfen. Als einige Fotografen und Journalisten die Festnahme dokumentieren wollten, wurde das von der Polizei massiv behindert. Mir selbst wurde von einem Polizisten eine „Watschn" angedroht, wenn ich nicht aufhören würde, zu filmen.

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Der beamtshandelten Person wurden schließlich Handschellen angelegt und der Mann wurde durch die Pegida-Kundgebung zu einem Polizeiauto geführt und festgenommen. Nach dem Abführen des Mannes lag an der Stelle, wo er festgenommen wurde, ein zerbrochenes Ei am Boden, was wohl der Grund für die Festnahme war.

Der Mann wird abgeführt. Foto: David Prokop

Nach Ende der Kundgebung kam es noch zu einigen Identitätsfeststellungen in der Laxenburger Straße, nachdem einige Antifaschisten und zumindest sechs Neonazis aneinander geraten waren.

Auch wenn sich die Pegida-Redner kämpferisch gaben und zum Schluss „Wir sind Pegida, wir kommen wieder" riefen, dürfte es vorerst wohl der letzte öffentliche Auftritt der Gruppe gewesen sein. Denn eines wurde heute deutlich: Vom „Volk ohne Raum", das von einer überhandnehmenden Burka- und Islam-Bedrohung verdrängt wird, kann keine Rede sein.

Foto: David Prokop

Foto: David Prokop

Foto: David Prokop

Foto: David Prokop

Foto: David Prokop

Foto: David Prokop

Foto: Anja Melcher

Foto: Anja Melcher

Foto: Anja Melcher

Foto: Anja Melcher

Paul hat auch von der Kundgebung und den Gegenprotesten getwittert: @gewitterland