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Bis so guet

Deine Arschloch-Kommilitonen

Klausuren sind nicht das Schlimmste an der Prüfungszeit, sondern deine Mitstudenten.

Foto von Jordann ı Flickr ı CC BY-ND 2.0

Da ist sie wieder. Die schönste Zeit des Jahres. Und nein, ich meine nicht den Frühling, wenn alle deine Freunde die ersten lauen Nächte mit Eimersaufen auf Dachterrassen willkommen heissen. Ich meine die Zeit, in der du deine Freunde nur noch auf Facebook siehst, weil du dich wochenlang in einer Bibliothek deiner Wahl einschliesst, bis sie überstanden ist: die Prüfungszeit.

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Zweimal im Jahr überfällt sie uns. Berechenbar und ätzend wie eine Rede von Toni Brunner. Du bist gefangen in den Mauern der Bibliotheken. Und als ob all das nicht schlimm genug wäre, gibt es gewisse Kommilitonen, die diese zweimonatige Depression noch unerträglicher machen.

Foto von Robert Aehnelt ı Flickr ı CC BY 2.0

Die Überengagierten
Sie sind die Päpste des Strebertums. Ihr Leben ist die Uni, ihr Alltag ein Zölibat. Obwohl dieses Exemplar kaum soziale Kontakte pflegt und euer Zusammentreffen eher unwahrscheinlich ist, solltest du vorsichtig sein. Vermeide jegliche Interaktion und schau dir um Gottes Willen niemals ihre Notizen und Zusammenfassungen an. Deine sehen daneben aus, als ob sie ein alkoholkranker Braunbär verfasst hätte.

Die Paarungswilligen
Die Paarungswilligen gehören zu einer ganz anderen Gattung. Trotz anderweitiger Prioritäten tragen sie perfekt aufgesetzten Lippenstift und Aftershave. Sie wollen mit dir Flirten. Und dann wollen sie mit dir was Trinken gehen und rumvögeln. Ihr Jagdrevier sind die Bibliotheken. Sie warten, horchen, greifen an. In deinem Elend lässt du dich gehen und weil du weisst, wie scheisse du gerade aussiehst, schmeichelt dir die Aufmerksamkeit. Und ehe du dich versiehst, liegst du in ihrem Bett und musst du dir aus Scham eine neue Bibliothek suchen.

Foto von Aaron Goodwing ı Flickr ı CC BY-ND 2.0

Die Selbstwertsadisten
Mit diesen Arschlöchern hast du eigentlich überhaupt nichts zu tun. Aber das hält sie nicht davon ab, sich kurz vor der Prüfung mit dir zu unterhalten und dir ungefragt solange Fragen und Antworten zum Stoff zu liefern, bis du völlig verstört und verunsichert bist. Danach würdest du lieber in Embryostellung duschen, als die Prüfung zu schreiben. Sie versuchen dich runterzuziehen und deine Einschüchterung ist ihre Selbstbefriedigung. Sie wissen genau, wie sie zum Höhepunkt kommen.

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Der Besserwisser
In den Leseräumen verhält er sich noch unauffällig, aber spätestens bei den Fragestunden wirst du ihm an die Kehle wollen. Sobald er die Fresse aufmacht, bereust du es, hergekommen zu sei. Pausenlos hat er Fragen und Kommentare, die er der Welt nicht vorenthalten kann. Im Gegensatz zum klassischen Streber sind seine Fragen aber einfach nur sinnlos, seine Kommentare falsch und seine Selbstgerechtigkeit fühlt sich an wie Sand im Schritt. Dass er dich masslos ankotzt würde der Besserwisser nicht einmal dann verstehen, wenn es ihm die Figuren aus der Sesamstrasse vortanzen würden.

Eure Arschloch-Kommilitonen treffen, erwürgen oder ihnen aus dem Weg gehen könnt ihr auch diese Woche wieder:

Heute gehen wir in den Club d’essai in der Dampfzentrale oder an die La Favela in der Gewerbehalle.

Morgen starten wir mit Karte und Gebiet im Theater Neumarkt. Dann geben wir uns eine fette Bierdegustation im Salzhaus und anschliessend stürzen wir uns ans AFF, das Albanifestfreie Fest im Kraftfeld.

Samstags schweben wir federleicht in der Jägerhalle und waten durch den digitalen Schlamm an der Cryptoparty im Theater Gessnerallee. Oder wir blasen uns die saisonale Würde weg mit dem Saisonsschlussfest im Gaswerk oder dem Saisonende/Grandfinale in der Kiste. Und für den Gnadenstoss stolpern wir die gruftigen Treppen der Zukki hinab zu Acid Pauli.

Am Sonntag gibt es Criminal Taste im Kino Reitschule und den hundertsten Sunday Salmagundi Mix in der Wohnzimmer Bar.

Am Montag essen wir Artischocken.

Dienstags gehen wir zu Roman Signer im Kunstmuseum St. Gallen.

Und am Mittwoch geben wir uns Konrad Smolenski in der Kunsthalle Winterthur und APassion4 in der Photobastei.