Nationale Grenzwerte: Auf der Anti-Flüchtings-Demo in Spielfeld

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Nationale Grenzwerte: Auf der Anti-Flüchtings-Demo in Spielfeld

Sie brüllten „Uns're Fahne, unser Land—Jugend leistet Widerstand" und buhten laut, als ein Bus mit Flüchtlingen an ihnen vorbeifuhr.

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Nach dem Spaziergang am Nationalfeiertag vergangene Woche wurde diesen Samstag wieder in Spielfeld aufmarschiert. Von den eigentlich drei angekündigten Demonstrationen blieb am Ende eine übrig. Um 13:00 Uhr trafen sich die laut Polizeiangaben bis zu 800 Patrioten am Bahnhof Spielfeld.

Die Demonstration war von Thomas Kirschner angekündigt, Obmann der (Kleinst)Partei des Volkes, der schon im September zu einer Demonstration und zum „Bürgerkrieg" in Graz aufgerufen hatte. Bis zum gemeinsamen Abmarsch gab es einen kleinen Tumult, da ein Herr mit Österreichfahne auf Eigeninitiative den Verkehr regelte, von den Beamten jedoch gebeten wurde, das zu unterlassen.

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Währenddessen wurden Bundesadler gestürzt, die Bundeshymne gesungen und ein striktes Alkoholverbot verkündet. Der deutsche Wortführer erklärte den Kampf für Österreichs Enkel und Kinder.

Sprüche wie „Heimat, Freiheit, Tradition. Multikulti Endstation" oder „Festung Europa. Macht die Grenzen dicht" machten schnell klar, dass die Identitäre Bewegung auch anwesend war, dieses mal ohne ihre eigenen Fahnen und Banner. Noch im Ort machte der Zug kurz halt, da ein Herr aus Spielfeld eine Saxophonversion der Hymne zum besten gab.

Beim großen Kreisverkehr, dem Beginn der äußersten Sperrzone vor der Grenze, fanden sich zirka 20 Gegendemonstranten ein. Die beiden ungleichen Blöcke wurden von der Polizei getrennt, es gab auch keine Versuche, sich zu nähern. Sie brüllten „Uns're Fahne, unser Land—Jugend leistet Widerstand" und buhten laut, als ein Bus mit Flüchtlingen an ihnen vorbeifuhr.

Sogleich folgte dem Alkoholverbot ein Mittelfingerverbot. Bei diesem Verbot blieb es nicht, denn als der Zug die wartenden, leeren Busse passierte, wurde den Demoteilnehmern zusätzlich untersagt, die Fahrzeuge in irgendeiner Weise zu beschädigen.

Das Einzige, das die hart vorgetragenen Sager der Identitären unterbrach, war die Schlagermusik (nein, nicht Wanda) aus der von Bauzaun umgebenen Bikerbar kurz vor dem Ziel der Demonstration. Die Sympathien der Bar-Besucher, die Refugees auch mal einfach aus der Bar entfernen (so gesehen letzten Samstag), waren durch ihre „Faymann raus"-Rufe leicht zu erkennen.

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Daneben gab es auch zwei Gegenproteste der Antifa. Laut einer Informantin bestand die erste, kleinere Gruppe hauptsächlich aus Grazern, während es sich beim zweiten Protestzug um ein Vernetzungstreffen aus Ljubljana gemeinsam mit Menschen aus Graz und Wien handelte. Insgesamt waren etwa 100 antifaschistische Demonstrierende anwesend.

An der Polizeikette kurz vor der Grenze war dann Schluss. Der Zug hatte sein Ziel erreicht, Zeit für Inhaltliches. Wieder war es der Herr aus Deutschland, der den Österreichern erklärte: die Taxifahrer seien Schlepper, die Bundesregierung eine terroristische Vereinigung und die anwesenden Medienleute nur Lügenpresse.

Während an die Patrioten Zettel verteilt wurden mit dem Text der österreichischen Bundeshymne—Überraschung: Töchter kamen darin nicht vor—wurde noch die „Scheiß EU" thematisiert, der Sturz der Regierung gefordert und das Schicksal der Österreicher mit dem der amerikanischen Sklaven verglichen.

Zum Abschluss dieses für „Österreich großen Tages", wie die rechten Demonstranten es nannten, wurde dann noch die Hymne gesungen und daraufhin ein Taxifahrer unter der Beobachtung von drei Fotografen offensiv bedrängt—aber schließlich war das ja auch nicht explizit verboten worden.