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Zwischen Gottesfurcht und Profitgier – Das Tiermassaker von Nepal

Alle fünf Jahre werden beim Gadhimai-Fest in Nepal bis zu 100.000 Tiere getötet. Damit soll jetzt endlich Schluss sein.
Foto: Animal Equality Germany

Tote Körper und Blut soweit das Auge reicht. Alle fünf Jahre findet in Bariyarpur, einem nepalesischen Dorf nahe der indischen Grenze, eines der größten Opferfeste der Welt statt. Auf einem eigens angelegten Feld werden Tausende Büffel, Schweine, Ziegen und Tauben zu Ehren der Göttin Gadhimai geschlachtet. Die Anwohner und Besucher, die zum Teil aus Indien anreisen, um dem Spektakel beiwohnen zu können, versprechen sich von dem Blutvergießen Glück und Wohlstand.

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Screenshot: YouTube

In Zusammenarbeit mit Animal Equality berichteten wir bereits vergangenes Jahr über die Tradition, die weder aus hinduistischer Weltsicht noch in Hinblick auf den religiösen Ursprung des Festes Sinn ergibt. „Dem Ursprung zufolge waren weder Tiere involviert, noch musste jemand für die Göttin sterben", erklärte uns Hendrik Hassel von der Tierschutzorganisation, die bereits seit Jahren versucht, dem blutigen Treiben ein Ende zu setzen. Doch die Verfechter des Blutvergießens haben Angst davor, bei einer Änderung der Riten (weg vom Tieropfer, hin zur symbolischen „Opferung" eines Kürbisses, wie in vielen anderen Regionen üblich) die Rache der Gottheit spüren zu müssen.

Doch bei dem Brauch geht es nicht nur um Religion, sondern auch um Profit. Das Gadhimai-Fest mit seinen Tausenden Besuchern, die zum Teil mit ihren eigenen Tieren aus dem benachbarten Indien anreisen—in dem Tieropfer verboten sind—, ist für Nepal ein nicht zu unterschätzender wirtschaftlicher Faktor. Es gehört zu den größten Touristenattraktionen des Landes und das Fleisch und die Häute der Tiere können gewinnbringend verkauft werden. Umso beeindruckender scheint es, dass sich das Engagement der Tierschützer so deutlich niedergeschlagen hat. Um ganze 70 Prozent sollen die Tötungen beim letztjährigen Opferfest laut Animal Equality zurückgegangen sein.

Ebenfalls als Erfolg zu verbuchen ist es außerdem, was für Aufnahmen den Aktivisten während dem Ghadimai-Fest gelungen sind. Die nepalesische Regierung hatte Foto- und Videoaufnahmen bei den Festlichkeiten selbst im Vorfeld strikt untersagt. Die schockierenden Bilder und Impressionen von den Vorbereitungen und den Schlachtungen sowie viele Stimmen von Beteiligten, Priestern und Anwohnern haben die Aktivisten nun in einer Dokumentation zusammengefasst. In knapp 15 Minuten zeichnet Der Anfang vom Ende der Tieropfer ein differenziertes Bild der Hintergründe zu der blutigen Tradition, bei der auch in diesem Jahr—trotz aller Erfolge—noch 30.000 Tiere ihr Leben ließen. Nach tagelangem Transport ohne Wasser und Nahrung und dem stundenlangen Warten auf ihren Tod. Huftief im Blut ihrer Artgenossen stehend und den Geruch von Tod und Panik in der Nase.