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Auch im Fall Yunus F. zeigte sich, dass alle reisewilligen Personen ein realitätsfernes Bild von der Lage in Syrien hatten. Ob das zur Verteidigungslinie gehört hat oder auf tatsächlichem Unwissen basierte, ist schwer einzuschätzen. „Als ich die Videos gesehen habe, wollte ich dort leben. Die Filme haben mir sehr gut gefallen. Man lebt dort gut und hat keine Probleme. Es gibt dort Alles, auch Krankenhäuser", sagte etwa Hizir B. Eine Zeugin erinnert sich: „Yunus hat von Syrien immer wie von einem Paradies gesprochen."Sie würden Assad vermutlich nicht als Terroristen bezeichnen. Dafür ist für sie Osama-Bin Laden ein Terrorist.
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In einem Handychat mit einer gewissen „Schwester Hawa" prahlt F. damit „bereits 20 Mujaheddin (Anm.: Islamische Widerstandskämpfer) nach Syrien gebracht zu haben". Einem Emir namens „Ahmed al-Schischani" schreibt er: „Ich habe sieben Mujaheddin nach Gaziantep gebracht, wurde aber von der Polizei erwischt. Ich habe Probleme bekommen aber ich bringe sie noch mal." Einer weiteren Frau namens Lisa O. schickt er eine Warnung, „dass sie mit drei Jahren Gefängnis rechnen müsse, wenn sie aus Syrien nach Österreich zurückkehre". Die Chatpartner „Schwester Hawa" und Lisa O. sind zwei von mindestens acht Reisenden, die es mit der Hilfe von F. Anfang Juli 2014 in das Herrschaftsgebiet des IS geschafft haben und sich nach seiner Aussage immer noch dort aufhalten.Wenn man in der ehemaligen Bäckerei von F. steht, glaubt man nicht, dass hier laut Verfassungsschutz immer wieder Anwerbungsgespräche mit IS-Sympathisanten stattgefunden haben sollen. Es ist ein heller, moderner Laden mit vielen Stammkunden aus der Nachbarschaft. Wiener Zucker steht neben „Karadeniz" Tee, Krapfen neben Baklava und Gazi-Jogurt neben Milka Schokolade. Der Laden wirkt, als wäre er von einem Österreicher und einem Türken zeitgleich eingerichtet worden „Wir glauben an die Justiz. Unsere Familie hat nichts mit dem IS zu tun", sagt ein Verwandter. Er klingt optimistisch und ruhig. Eine Woche später wurde Yunus F. zu 3 Jahren Haft verurteilt.Folgt Franziska auf Twitter: @franziska_tschAuf die Nachfrage ob mir bewusst ist, dass der Islamische Staat eine terroristische Vereinigung ist, gebe ich an, dass ich das als Moslem anders sehe. Die meisten dort kämpfen gegen Assad und das halte ich für eine gute Sache. Ich kann jedoch nicht mitansehen, wenn einzelne Personen dort den Menschen die Köpfe abhacken. Sie würden Assad vermutlich nicht als Terroristen bezeichnen. Dafür ist für sie Osama-Bin Laden ein Terrorist.