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Der erste Kölner Karneval nach Silvester 2015

Dreimal soviele Polizisten wie letztes Jahr, bisher 18 Anzeigen wegen sexueller Übergriffe und eine Journalistin, die live im Fernsehen begrabscht wird.

Foto: Imago | Ralph Peters

Unmittelbar nach den Vorfällen in der Silvesternacht in Köln fing ganz Deutschland an, über den Karneval zu diskutieren. Kein Wunder nach über 800 Anzeigen, über 350 davon waren wegen Sexualdelikten, mindestens zwei wegen Vergewaltigungen. Nicht nur in Köln kam es zu Übergriffen. Insgesamt geht die Polizei von etwa 1.200 Opfern aus.

Köln hat auf die Vorfälle reagiert und die Polizeipräsenz in diesem Jahr verdreifacht. 2015 waren 750 Beamte eingesetzt, dieses Jahr waren es 2.500 plus 300 zusätzliche Sicherheitskräfte. Am Dom wurde ein „Frauen Security Point" für Weiberfastnacht und Rosenmontag eingerichtet, wo Frauen, die sexuelle Gewalt erfahren haben, Beratung und Hilfe finden sollen.

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Jetzt ist Weiberfastnacht vorbei und die Lage ist bei Weitem ruhiger geblieben, als viele erwartet hatten. Trotz allem gab es 18 Anzeigen wegen sexueller Übergriffe, darunter ist mindestens eine Vergewaltigung.

Auch ein Türsteher wurde angezeigt, weil er eine Frau vor die Wahl gestellt haben soll, entweder 25 Euro Eintritt zu zahlen oder für einen Kuss so reingelassen zu werden. Die 18 Anzeigen von gestern sind mehr als im gesamten Straßenkarneval im letzten Jahr. Insgesamt wurden 181 Personen in Gewahrsam genommen, ebenfalls mehr als sonst. Beide Zahlen lassen sich aber auch anhand der Einsatzstrategie der Polizei erklären, die eine deutlich niedrigere Schwelle für Einsätze angekündigt hatte und außerdem eben auch weitaus präsenter war.

In der Nähe von Gütersloh kam es ebenfalls zu einer Vergewaltigung und der Kinderkarneval in Herne, der für Sonntag geplant war, wurde wegen einer anonymen und recht wirren Drohung abgesagt, trotz Entwarnung des Staatsschutzes.

Was das alles konkret bedeutet, lässt sich heute noch nicht sagen, trotzdem scheint es so, dass viele Medien sich zumindest auf eine Wiederholung der Vorfälle von Silvester eingestellt hatten. Es klingt fast ein bisschen verzweifelt, wenn der Kölner Anzeiger den geringeren Andrang, der vielleicht auch auf das Regenwetter zurückzuführen ist, mit der Angst vor Übergriffen in Verbindung bringt: „Ein Teil mag zu Hause geblieben sein wegen der Ereignisse der Silvesternacht, aus einem Unsicherheitsgefühl heraus. ‚Viele Kölner sind wohl eher direkt in die Kneipe und nicht auf die Straßen gegangen. Das ist schließlich das erste Mal seit mehr als 20 Jahren, dass Weiberfastnacht ein Regentag ist', sagt Sigrid Krebs vom Festkomitee."

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Eine belgische Journalistin wurde vor laufender Kamera begrabscht.

Hier war für viele Facebook-Kommentatoren schnell klar, dass natürlich Flüchtlinge die Täter sein müssen, wie hier unter dem Post der Bild zum Vorfall.

Dass die im Video zu sehenden Täter, wenn dann am ehesten Flüchtlinge aus Düsseldorf, statt aus Syrien zu sein scheinen, war zunächst zweitrangig. Damit geht eine Diskussion weiter, in der viele Beteiligte glauben, dass Sexualdelikte erst mit Flüchtlingen nach Deutschland gekommen sind.

Stefan ist auf Twitter