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DIE LITERATURAUSGABE 2012

Der Junge ganz links

Denis Cooper, ist der Autor von Closer und analysiert für uns in seiner Kurzgeschichte die Härte der richtigen Partnerwahl.

Illustration von MARIJPOL

Warum? Weil Prada dem Jungen ganz rechts mehr Geld dafür angeboten hat, das Gesicht ihrer Herbstkampagne zu werden, als ich in meinem ganzen Leben verdienen werde, und weil ein Porträt von ihm von Wolfgang Tillmans bei Sotheby’s für 350.000 Dollar verkauft worden ist. „Weil der Junge in der Mitte blondierte Haare hat, bei denen man den ein paar Zentimeter breiten mausgrauen Haaransatz sieht, und viel zu viel Make-up in seinem (aus einem bestimmten Winkel) fast hübschen Gesicht trägt und er sein Geld damit verdient, dreimal die Woche mit einem fetten 60-jährigen Alkoholiker Sex zu haben. „Weil der Junge ganz rechts sagt, dass er das alles nur macht, weil er scharf auf mich ist, was mich umhaut, weil er ein unbestrittener Gott der Schnuckelchen ist, und das, obwohl ich selber anscheinend auch nicht ganz unsüß bin. „Weil der Junge in der Mitte nicht glauben kann, dass er gerade Sex mit so hübschen Jungs wie uns hat, und weil er überhaupt nur für diesen Porno gecastet worden ist, weil er sich von uns beiden gleichzeitig ohne Kondome von hinten penetrieren lässt. „Weil uns der Kameramann die höchste Dosis Viagra verabreicht hat, die man einnehmen kann, ohne einen schweren Herzinfarkt zu riskieren, und wir dann über eine Stunde lang Crystal-Meth geschnupft haben, was eine Kombination ist, die echt reinhaut, wenn du sie noch nicht ausprobiert hast. Ich glaube nicht, dass ich im Moment aufstehen könnte, wenn ich es wollte, und ich weiß nicht mal mehr, wer ich verdammt noch mal bin. „Weil der Junge ganz rechts schon eine Geschichte im New Yorker veröffentlicht hat, und Knopf daraufhin eine sechsstellige Summe für einen Debütroman vorgeschossen hat, mit dem er noch nicht mal angefangen hat. „Weil der Junge in der Mitte letzte Nacht so bekifft und besoffen war, dass er nicht mehr laufen konnte, und dann völlig grundlos in Tränen ausbrach und seinen Freunden erzählte, dass er wünschte, er wäre tot. „Darum.“