Der Kampf für den Frieden in Kolumbien geht weiter und die FARC hält sich zurück

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Der Kampf für den Frieden in Kolumbien geht weiter und die FARC hält sich zurück

Obwohl nach allen Regeln der Guerillataktik jetzt der Moment für die FARC gekommen wäre, verkündete diese gestern eine einseitige Waffenruhe, während das kolumbianische Volk weiter um seine Demokratie kämpft.

Letzten Freitag versammelten sich zum dritten Mal hintereinander zehntausende Menschen auf Kolumbiens wichtigstem Platz; dem Plaza Bolívar in Bogotá. Sie demonstrierten für Demokratie und Frieden, gegen Korruption und Willkür und gegen die Absetzung von Bogotás Bürgermeister Petro.

Wir kämpften uns durch die wild durchmischte Menschenmenge; Mittelstandsmütter schrieen sich neben ihren Kindern genauso die Seele aus dem Leib wie jugendliche Sympathisanten der M-19 Guerillas. Das ist das Besondere in diesen Tagen: Menschen aus den unterschiedlichsten sozialen Schichten, mit den verschiedensten politischen Ansichten—sie alle kommen auf die Straße egal ob sie Petro gewählt haben oder nicht. Es geht nicht um die politische Person Petro, sondern um Demokratie und Gerechtigkeit.

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In einem Land, das sich nach über 50 Jahren immer noch in einem Kriegszustand befindet, der allein zwischen 2002-2010 noch 12 Todesopfer pro Tag forderte, in einem Land, in dem laut CCJ (Comisíon Colombiana de Juristas) in den letzten Jahren täglich sieben Menschen aufgrund sozial-politischer Motive ermordet wurden und Gewerkschaftsmitglieder so gefährlich leben, wie nirgendwo sonst auf der Welt, ist dieser Aufmarsch vor allem ein erstaunliches Zeichen gegen die Angst. Und natürlich für den Frieden.

Auf politischer Ebene bedrohen die Vorkommnisse in Bogotá die aktuell laufenden Verhandlungen zwischen der größten Guerillagruppierung Columbiens (der FARC) und der Regierung empfindlich. Petro ist selber ein Ex-Guerillero der seit 1990 ausschließlich als politische Partei fungierenden M-19 und gilt als das Paradebeispiel dafür, wie frühere Guerilleros den Weg in die Politik schaffen können.

Erst vor kurzem erreichte die FARC eine Einigung mit der Regierung, über ihre mögliche Teilhabe am politischen Leben nach einem Friedensvertrag. Die Amtsenthebung Petros lässt die FARC jedoch an dieser Vereinbarung zweifeln. In einem Statement sprechen sie von einer „ernstzunehmenden Attacke“ gegen den Friedensprozess. Wenn man sich vor Augen führt wie der letzte Versuch der FARC Teil des politischen Systems zu werden endete, wird dieses Misstrauen umso verständlicher: Die aus Teilen der FARC hervorgegangen Partei Union Patriotica erzielte 1986 große Wahlerfolge. In den folgenden Jahren wurden weit über 4000 Partiemitglieder, darunter zwei Präsidentschaftskandidaten und etliche Kongressmitglieder, ermordet.

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Die Partei verschwand auf diese Weise von der politischen Bildfläche und die FARC konzentrierte sich wieder vollständig auf ihr terroristisches Know-How. Trotz der Vorkommnisse in Bogotá startete gestern die von der FARC verkündete einseitige Waffenruhe von einem Monat, nachdem noch die Woche davor bei einem Attentat 8 Menschen ums Leben kamen.

Die Leute auf dem Plaza Bolívar wollen nichts mehr wissen von der andauernden Gewalt und in diesen Tagen spürten wir sie auch nicht, die sonst so normal gewordene tiefsitzende Angst. Wir spürten Aufbruch und eine positive, friedliche Energie. Die Menschen trommelten und tanzten, zündeten Pyros, holten das Letzte aus ihren Tröten heraus und schmettern bis in die frühen Morgenstunden Sprechchöre über den Platz. In diesen Tagen kommt auch auf juristischer Ebene Bewegung in die Affäre. Petro wird seinen Fall der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte vortragen und Ordoñez muss sich wegen Unstimmigkeiten bei seiner Wiederwahl vor dem obersten kolumbianischen Gerichtshof verantworten—auch eine Reaktion auf die Proteste. Sollten die Demonstrationen tatsächlich Veränderungen in der Tagespolitik und dem Rechtssystem hervorrufen, wäre das ein historisches Ereignis für Kolumbien.

Antonia Zennaro

Antonia Zennaro

Katja Tauber

Jonas Brander

Katja Tauber

Jonas Brander

Jonas Brander

Katja Tauber

Jonas Brander

Antonia Zennaro

Katja Tauber

Katja Tauber

Antonia Zeranno

Katja Tauber

Jonas Brander

Katja Tauber

Jonas Brander

Jonas Brander

Jonas Brander

Katja Tauber

Jonas Brander

Jonas Brander

Katja Tauber

Antonia Zeranno

Katja Tauber