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McDonald's in China ist widerlich

Da den bekannten Fastfood-Giganten daran gelegen ist, mehr chinesische Gaumen von sich zu überzeugen, wurden die Speisekarten mitunter an die lokalen Essgewohnheiten „angepasst“—mit zum Teil schockierenden Ergebnissen.

Einige Menschen betrachten die Allgegenwart amerikanischer Fastfood-Ketten als problematische Manifestation eines kulturellen Imperialismus, der lokale Eigenheiten verwässert oder gar auslöscht und zudem unsere ungesunde Ernährung fördert.

Ich dagegen finde, dass Fastfood-Ketten etwas Behagliches an sich haben. Durch ihr Dasein werden tagtäglich Barrieren durchbrochen. In welcher Stadt der Welt du auch sein magst—überall wirst du einen Menschen finden, der ebenso verkatert ist wie du und nichts dringender braucht als einen billigen Cheeseburger. Es ist gut möglich, dass dieses geteilte Verlangen das Einzige ist, was euch jemals verbinden wird.

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Ich lebe seit Mai 2013 in Shanghai, und als bekennender Fastfood-Liebhaber habe ich natürlich ein wachsames Auge auf die hiesige Fastfood-Kultur. Grundsätzlich ist das Angebot mit dem vergleichbar, was man so kennt. Doch da den Ketten daran gelegen ist, mehr chinesische Gaumen von sich zu überzeugen, wurden die Speisekarten mitunter an die lokalen Essgewohnheiten „angepasst“—mit zum Teil schockierenden Ergebnissen. Ich war in Filialen der fünf bekanntesten westlichen Fastfood-Ketten und habe die widerlichsten Gerichte bestellt, die ich finden konnte.

KFC

Generell unterscheidet sich das Angebot von Kentucky Fried Chicken in Shanghai kaum von dem in anderen Städten. Genau wie alle anderen Menschen hypnotisiert das Rezept des guten alten Colonel Sanders auch die Chinesen. Dennoch halten die Filialen in Shanghai ein paar Überraschungen bereit.

Zum Beispiel das „Italian Vegetable Chicken Rice“. Sieht gar nicht so übel aus, oder?

Zumindest nicht so.

Der Geschmack des Hähnchens passt zu seinem Aussehen: absolut widerwärtig, als wäre die Soße schlecht. Noch faszinierender als der Geschmack ist die Tatsache, dass das Gericht unter dem Label „italienisch“ vermarktet wird. Der Sinn der Reis-Beilage besteht aller Wahrscheinlichkeit nach darin, dem traditionellen chinesischen Geschmack entgegenzukommen, und dass das ein Kentucky-Hähnchen ist, haben wir bereits festgestellt. Was genau ist also noch an dem Gericht italienisch? Die Gurke?

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Was auch immer der Grund für den Namen sein mag: Es ist nicht nur das schlechteste „italienische“, sondern auch das widerlichste chinesische Essen, das ich jemals probiert habe.

Aber hey, dieser Shrimp-Burger sieht ja ganz OK aus …

Auch wenn man die kleinen Meerestiere vermisst, die sich auf dem Bild so lieblich aneinanderschmiegen.

Oh, da sind sie! Es ist ein entsetzlicher Anblick.

Aus unerfindlichen Gründen sind die Garnelen in der Panade und sehen aus wie Parasiten, die sich in einen Chickenburger eingenistet haben und ihn von innen auffressen. Schade, der Geschmack ist gar nicht so schlecht.

Pizza Hut

In Shanghai sind günstige Pizzaketten rar gesät. Die Chance für Pizza Hut also, sich hier zu beweisen?

Ich hatte gehofft, meine Gabel in dieser Monstrosität hauen zu können. Die unmögliche Kombination aus Hot Dog, Mayo, Garnelen-Tempura, Tintenfisch und Fischfrikadellen war so eindrucksvoll, dass Perez Hilton augenblicklich aufhörte, Promis mit MS Paint Penisse auf die Stirn zu malen, und stattdessen anfing, über diese Pizza zu bloggen.

Leider ist die Pizza dieses Jahr nicht mehr im Angebot. Mit Ausnahme einer Pizza, die mit Garnelen in Schale belegt ist, unterscheidet sich das Pizza-Angebot nicht besonders von dem in Europa. Doch dann ist mir diese Spezialität unter die Augen gekommen.

Auf der Speisekarte sieht das „Texas-Steak“ ziemlich harmlos und normal aus. Es scheint, als könnte man es essen, vielleicht sogar genießen.

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Die Wirklichkeit war jedoch schlichter. Viel schlichter. Das Gericht sieht so aus wie zermatschtes Hirn, das in Zuckersirup getaucht und in ein merkwürdiges Papierboot gepfeffert wurde.

Wo soll ich anfangen. Erstens: Es ist kein Steak, sondern, wenn überhaupt, ein Burger aus dem Discounter-Tiefkühlregal. Zweitens: Steaks werden—genau wie tiefgefrorene Burger—auf keinen Fall mit Spaghetti serviert. Niemals. Es gibt niemanden, der aus freien Stücken einen Burger mit Spaghetti bestellen würde. Wie es schmeckt? Genauso wie es aussieht. Belassen wir es dabei.

Die Beilage, die ich bestellt habe, konnte auch nicht mehr viel rausreißen. So sehen die Koblauchschnecken auf der Speisekarte aus:

Und so in Wirklichkeit:

Es ist schwierig sich vorzustellen, dass jemand in einen europäischen Pizza Hut marschiert und eine „Schneckenpizza“ bestellt. Ist es zu viel verlangt zu erwarten, dass Schnecken in einer Pizza-Hut-Filiale in Shanghai so schmecken wie in in einem Pariser Restaurant? Ja, aber vielleicht sollten sie trotzdem essbar sein und keine verkohlten Ausflüsse an den Rändern kleben haben. Ich habe niemanden gesehen, der dieses Gericht noch bestellt hat.

Burger King

Bei Burger King erwarteten mich ebenso wenige Offenbarungen. Immerhin gab es aber zur Feier des chinesischen Neujahrs den sogenannten „Dragon Burger“, von dem ein Bild im Schaufenster hing.

Die Wirklichkeit ist wieder einmal weniger beeindruckend. Ich denke, dass die relativ laxen Handelsrichtlinien der Marketingabteilung von Burger King zu Kopf gestiegen sind. Es sind einfach nur einigermaßen solide Burger mit Käse und einer scharfen Soße, die schlechter schmeckt als BBQ-Soße. Es ist zwar immer noch keine Schneckenpizza, aber auch nicht das, was die Werbung verspricht.

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McDonald’s

Meine Suche nach grotesken Fastfood-Variationen wurde besonders in der verbreitetsten Kette des Landes belohnt: bei McDonald‘s.

Wie bei KFC ist die Speisekarte auch hier im Wesentlichen von den bekannten Klassikern bevölkert: Cheeseburger. Pommes. McNuggets, die jedoch statt in der BBQ-Soße, für die sie in die Welt kamen, in einer faden süß-sauren Soße schwimmen. Ab 17 Uhr, wenn es das Dinner-Special gibt, wird es allerdings spannend. Darf ich vorstellen: die „Beef Rice Bowl“:

Und hier ist sie …

Der üble Geruch, der beim Öffnen des Pappdeckels meine Nasenlöcher hochzog, verschlug mir den Atem. Während das Pizza-Hut-Steak durch den Mangel an Gewürzen sein schäbiges Fleisch zur Schau stellte, erleben wir hier das noch widerlichere Gegenteil.

Das Fleisch ertrank in einer eingedickten, ekelhaft süßen Soße. Einer Soße, die so stark glänzte, dass du deinen fassungslosen Gesichtsausdruck in ihr sehen kannst. Ich schaffte einen Bissen, bevor ich abbrechen musste.

Im Zuge des Vorstoßes von McDonald’s in China, bei dem in den letzten drei Jahren Hunderte Filialen eröffnet worden sind, wurden letzten Sommer auch Reisgerichte angeboten. Dass das entsprechende Angebot innerhalb kürzester Zeit wieder zusammenschrumpfte, scheint darauf hinzudeuten, dass Chinesen nicht in amerikanische Fastfood-Ketten gehen, wenn sie chinesischen Gerichte essen wollen.

Vielleicht hat es aber auch etwas mit der Soße zu tun.