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Die ergreifende Schönheit des Hoverboard-Energydrink-Banditen

Ein Verbrechen, wie es die Welt noch nicht kannte, das womöglich die Definition eines Verbrechens für immer ändern wird.

Viele Leute sagen, das allerbeste Verbrechen der Welt sei von D.B. Cooper begangen worden, dem mysteriösen, unbekannten Banditen, der ein Flugzeug entführte, die US-Regierung um 200.000 Dollar Lösegeld erpresste und sich dann irgendwo über dem Bundesstaat Washington mit einem Fallschirm in die Vergessenheit warf. Andere sagen, der Diamantenraub von Antwerpen 2003, bei dem die Diebe mit Klunkern im Wert von mehr als 100 Millionen Euro entkamen, sei das coolste Verbrechen. Wieder Andere behaupten, der Thron gehöre eindeutig George Clooney für seine waghalsigen Taten in Oceans 11 bis 13. Falsch. Falsch falsch falsch. Ihr liegt alle dermaßen daneben. Das hier ist das großartigste Verbrechen, das jemals von einem Menschen begangen wurde:

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Dein mickriges sterbliches Hirn wird wahrscheinlich damit kämpfen zu verstehen, was genau hier vor sich geht, aber es ist eben auch das originellste Verbrechen, das jemals begangen wurde—ein Zukunftsverbrechen, ein Verbrechen, das durch ein Wurmloch von einem Punkt etwa 50 oder 60 Jahre in der Zukunft hierher gelangt ist. In einem stramm sitzenden Trainingsanzug und Turnschuhen. Das Verbrechen flackerte komplett einsatzbereit in unsere Realität und machte sich mit einem Multipack Energydrinks wieder vom Acker. Ein Verbrechen, wie es die Welt noch nicht kannte, das womöglich die Definition eines Verbrechens für immer ändern wird.

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Das ist also passiert. Ein Mann, den ich aus Platzgründen schlicht „Der zukünftige Premierminister von Großbritannien" nennen werde, schwebt ganz locker auf einem Hoverboard in einen Supermarkt, nimmt sich einen in Plastik versiegelten Multipack des Energy-Drinks Lucozade, nähert sich wieder dem Ausgang—sein Körper und sein Gesicht dabei bewegungs- und emotionslos—und hält dann eine Sekunde inne, ein wortloser, futuristischer Diss an die zwei Fleece-Hemden, die dort arbeiten, die viel zu überwältigt sind von der Geschwindigkeit des Hoverboards und der unaussprechlichen Schönheit der Szene, die sich vor ihren Augen entfaltet, die angesichts des technologischen Fortschritts zu gelähmt sind, um ihn aufzuhalten—und er pausiert also, trotzt ihnen, schweigsam und stark, und dann macht er still eine Drehung und düst aus dem Laden und die Straße entlang. Wenn wir schon keine Preise für Verbrechen verleihen, dann sollten wir wenigstens für Videoaufnahmen von Verbrechen Preise verleihen. Dieses 18-sekündige Überwachungsvideo sollte DiCaprio um den Oscar zittern lassen.

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Ich habe Fragen. So viele Fragen. Die wichtigste davon: Hat der zukünftige Premierminister von Großbritannien das hier überhaupt jemals geplant, oder hat er sich das Verbrechen aus dem Stegreif ausgedacht? Ich stelle hier mal eine Theorie auf, und zwar sage ich, dass er nicht wirklich weiß, dass er das Verbrechen begehen wird, bis er sich dreht, um völlig unbeeindruckt die zwei Verkäufer anzusehen, die schnellen Schrittes auf ihn zukommen. Es ist diese Beiläufigkeit—ein Mann der sich so sehr von Schuldgefühlen gelöst hat, dass er sich zu einer neuen, unbekannten Emotion kristallisiert. Das ist der Augenblick, in dem ihm klar wird, dass er mit nur einem kleinen Vorlehnen den zwei Ladenhütern entkommen kann, ohne auch nur ansatzweise aus der Puste zu geraten. In diesem Moment wird ihm die wahre Macht des Swegway bewusst, seine Geschwindigkeit und Stille.

Worauf basiere ich meine Theorie? Nun, wer würde sich so einen Aufwand machen, nur um einen 24er-Pack Energydrink zu stehlen? Ich habe jetzt mal nachgesehen, und das fragliche Zeug kostet umgerechnet etwa 26 Euro. Aber niemand will einen 24er-Pack von diesem Gesöff. Ein 24er-Pack ist vielleicht gut zu haben, OK—deine nächsten 24 Katerfrühstücke sind damit schon mal besorgt, oder dein Mitbringsel fürs nächste Fußballspielen mit deiner Crew—aber es ist nützlich, wie ein großer Löffel oder ein Flaschenöffner. Wenn du schon ein Hoverbrechen in einem Supermarkt begehst, dann stiehl doch etwas Glamouröses—eine Stange Zigaretten, einen Liter Whiskey, ein bisschen Feuerwerk, die Kasse—und nicht einen 24er-Pack Lucozade. Wer braucht so viel Lucozade? Warum sollte ein Mann, der in keiner Weise vermuten lässt, dass er sich jemals im Leben bewegt hat—selbst bei seiner Flucht bewegt er sich nicht, der zukünftige Premier—, 24 Flaschen Energydrink brauchen? Er braucht keine Energie, um seine Gliedmaßen zu bewegen, weil das Hoverboard das Bewegen für ihn übernimmt. Und dies ist die Wahrheit über den Hoverboard-Lucozade-Banditen: Er hat diese Tat nicht geplant. Er hat einfach einen 24er-Pack Lucozade gesehen und sein motorisches Gedächtnis hat den Rest erledigt.

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Wenn du ein bisschen die Augen zukneifst, und dann ganz genau hinsiehst, dann steckt hier eine visuelle Metapher drin: In Sekunde 11 wissen die zwei Verkäufer in ihren prächtigen Supermarkt-Fleece-Hemden nicht, ob sie dem zukünftigen Premier hinterherrennen sollen oder nicht.

Denn die Geschwindigkeit eines Swegway ist schwer einzuschätzen: Wir alle joggen noch, um aufzuholen. Und hier haben wir zwei Mindestlohnempfänger, die im Fegefeuer der Swegway-Verfolgungsjagd festsitzen, denn sie wissen nicht, ob sie rennen müssen, um ihn einzuholen oder nicht. Sie sind die Polizei und der Lucozade-Bandit ist die Swegway liebende Öffentlichkeit. Sie wissen nicht, wie man mit der Swegway-Bedrohung umzugehen hat. Er weiß nur, dass der Swegway gut ist.

Ich denke, das hier ist super als krönender Abschluss des Jahres. Es ist ein langes Jahr gewesen, und es war voller Schrecken. Jetzt haben wir diese erschwingliche Technologie, mit der wir selig dahinschweben können wie ein vom Wind getragener Vogel, mit der wir wie ein geschmeidiger Hai durch Menschenmengen gleiten können, die uns einen 24er-Pack eines Energydrinks aufheben und dann einen Hover-Moonwalk aus dem Supermarkt machen lassen, und das ist eine durchweg positive Sache. So sollten wir 2015 in Erinnerung behalten: nicht die Kriege und die Massaker und den Terror und die Unruhen, sondern den mutigen Pionier, der das Verbrechen neu definiert hat, ohne dabei mehr als zwei oder drei Muskeln anzuspannen. Gott segne dich, Hoverboard-Lucozade-Bandit und zukünftiger Premierminister Großbritanniens. Gott segne dich und frohe Weihnacht.