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Die Pegida-Gründer Bachmann und Balazs sind der lebende Widerspruch ihrer eigenen Ideologie

Pegida will nur ehrliche, hart arbeitende und respektvolle Ausländer in Deutschland haben und ihre zwei Mitbegründer stehen wegen Sozialbetrug und Volksverhetzung vor Gericht.

Fotos: imago | xcitepress

Lutz Bachmann sowie sein Buddy und ebenfalls Pegida-Mitbegründer Thomas Balazs liefern den jüngsten Beweis dafür, wie sehr sich die Lächerlichkeit zu populistischen und rechtsextremen Galionsfiguren hingezogen fühlt. Nehmen wir mal Hitler: Ein Mann, der von der starken, großen, blond-arischen Herrenrasse träumte, selbst aber den schmächtigen Körperbau einer Butterbrotdose und dunkle Haare besaß; und auch wenn er selbst ein großer, heller Paradearier gewesen wäre, zur Verbreitung der Herrenrasse hätte er mit seinem wissenschaftlich erwiesenen Mikropenis und nur einem Hoden wohl auch nicht sehr viel beitragen können. Gefährlich und mörderisch war er aber auch mit nur einem Hoden.

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Lächerlichkeit kann also entstehen, wenn an die Welt herangetragene Erwartungen selbst nicht von dem erfüllt werden, der sie heranträgt. Und hier reihen sich die Pegida-Begründer Bachmann und Balazs beim Führer mit ein. Ob sie einen Mikropenis besitzen, ist nicht bekannt, bekannt dagegen ist, dass Pegida als ideologisches Konzept Nicht-Deutschen „skeptisch" gegenüber gesonnen ist. Und wenn sie Ausländern in Deutschland überhaupt ein Leben gestatten, dann nur jenen, die nicht kriminell sind, die sich anständig und respektvoll zu ihren Mitmenschen verhalten und dem Staat nicht auf der Tasche liegen—„GELD FÜR UNSERE KINDER STATT FÜR EURE ASYLANTEN", keine Sozialschmarotzer!

Pegida-Mitbegründer Thomas Balazs würde neuerdings von seiner eigenen Anhängerschaft aber vermutlich als ein solcher Sozialschmarotzer betitelt. Am Montag wurde er offiziell vor dem Amtsgericht Dresden wegen Sozialbetrugs zu 1.050 Euro Strafe verurteilt, wie die Bild-Zeitung berichtet. „Ich wollte ja immer arbeiten, nicht auf Kosten des Staates leben", versuchte sich Balazs vor dem Gericht zu erklären, nur war die Arbeitslosigkeit überhaupt nicht das Problem. Gearbeitet hat er nämlich sehr wohl, zum Beispiel am Glühwein-Ausschank beim Volksfest „Winterzauber", wo er dort laut Jobcenter rund 1.120 Euro verdiente—nur leider kassierte er gleichzeitig seine 420 Euro monatliche Stütze vom Amt.

Dazu muss gesagt werden, dass Balazs der Prozess und die öffentliche Zurschaustellung erspart geblieben wären, wenn er die vom Amt geforderten, weil zu viel an ihn gezahlten Leistungen, in Höhe von 625 Euro einfach rückerstattet hätte. Hat er aber nicht: „Ich habe noch 7.500 Euro Schulden aus meiner Selbstständigkeit", zitiert ihn die Bild laut Prozess. Zudem suchte er nach Ausflüchten, die das Amtsgericht Dresden allerdings nur wenig überzeugten: „Ich habe den Nebenjob aber im Januar telefonisch gemeldet. Wann und wem, kann ich aber nicht mehr sagen. Das ist immer so ein Hin und Her mit dem Arbeitsamt. Ich habe wohl den Überblick verloren."

Den Überblick verloren haben: Darauf plädiert auch Lutz Buchmann in seinem neuen Prozess, wo ihm zur Last gelegt wird, seine Mitmenschen nicht mit dem gebührenden Respekt behandelt zu haben—genauer: Seit vorgestern wird Bachmann der Prozess wegen Volksverhetzung gemacht. Er soll im September 2014 Flüchtlinge und Asylbewerber auf seiner Facebook-Seite als „Gelumpe", „Viehzeug" und „Dreckspack" beschimpft haben. Seine Verteidigung versucht, seinen Kopf mit dem Argument aus der Schlinge zu ziehen, dass eine unbekannte Person sich in Bachmanns Facebook-Account eingeschlichen hatte und anstatt seiner die Beleidigungen in Umlauf gebracht habe: Es sei möglich, „sich auf Facebook-Seiten einzuhacken", erklärt Katja Reichel, die Anwältin von Bachmann.

Zu Prozessbeginn verpasste Bachmann sich selbst einen zusätzlich komischen Anstrich, indem er mit einem riesigen schwarzen Brillenbalken erschien. Anscheinend soll es sich dabei um eine „Zensur-Brille" handeln. Ob er sich als Opfer von Zensur fühlt oder sich selbst zensiert haben will, ist bei dieser PR-Kampagne in eigener Person mühselig zu fragen. Zum krönenden Abschluss legte die Bild in Sachen Lächerlichkeit bei Bachmann noch einen oben drauf, als sie fragte, ob er sich zu Prozessbeginn einuriniert hätte, weil ein nasser Fleck über seinem Genitalbereich zu sehen war.

Der Stimmung bei der Pegida-Anhängerschaft draußen vor dem Gerichtsgebäude tat das alles keinen Abbruch—sie schwenkte weiter ihre Plakate, skandierte die üblichen Schlachtrufe und bewies, dass sie gegen die immanent-komische Dimension ihrer Führer offenbar immun ist.