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Die Vernetzung von Österreichs Identitären und militanten Neonazis

Bei der „Identitäre Bewegung Österreich" zeichnet sich zunehmend eine rechtsextreme Konsolidierung ab.

Bei den Identitären Gruppen in Österreich zeichnet sich eine zunehmende rechtsextreme Konsolidierung ab, wie der antifaschistische Blog „Antifa Recherche Wien" in einer gestern veröffentlichten Analyse berichtet.

Während man sich bei den Identitären bisher stets als weder links noch rechts bezeichnete und auch heute noch auf der offiziellen Homepage der „Identitären Bewegung Österreich" zu lesen ist, dass man „Hass, Extremismus und gestrige Ideologien klar hinter sich" lasse, zeigt das öffentliche Auftreten mittlerweile die tatsächliche Ideologie der neurechten Gruppierung.

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Hass, Extremismus und gestrige Ideologien haben bei diversen Aktionen der Identitären mit prominenten Vertretern Einzug gehalten. Das rechtsextreme Selbstverständnis wird mittlerweile offen zur Schau gestellt—trotzdem wächst die Gruppe nach übereinstimmenden Aussagen sowohl der Identitären als auch des Recherche Wien-Blogs laufend weiter. Gleichzeitig wird auch dann nur wenig über die Verbindungen zu militanten Neonazis berichtet, wenn Mitglieder der Identitären Pfefferspray an Passanten verteilen.

Bei Aktionen der Identitären vor dem Parlament waren zuletzt neben Mitgliedern der rechtsextremen Fangruppe „Unsterblich Wien"—die etwa für einen Angriff auf das EKH verantwortlich ist—auch bekannte Rechtsextreme wie Robert Koralewski, Vorsitzender der „Wiedenska Inicjatywa Narodowa", und Gabor Söregi zu sehen. Letzterer ist ein Hauptakteur der „Partei des Volkes" und wurde 2008 wegen versuchten Mordes zu 12 Jahren Haft verurteilt, nachdem er einem 17-Jährigen in den Bauch geschossen hatte. Söregi soll außerdem für einen Sprengstoffanschlag auf die Osmanli-Moschee in Wien-Hernals verantwortlich sein.

Ein weiteres Indiz dafür, dass man bei den Identitären durchaus Kontakte zur militanten rechtsextremen Szene pflegt, ist das „Gasthaus zur Alm" im zweiten Wiener Gemeindebezirk. Dort feierten die Identitären Anfang Februar eine Party unter dem makaberen Motto „Mittelmeer statt Armlänge".

Der Lokalinhaber, Andre H., ist kein Unbekannter. Er veranstaltete bereits 2009 in seinem Gasthof ein Solidaritätskonzert für den wegen Totschlags verurteilten, dem Blood & Honour-Netzwerk nahe stehenden Jürgen K. Dieser hatte 2009 einem 52-Jährigen so lange gegen den Kopf getreten, bis dieser tot war. Die Gerichtsmedizinerin schilderte den Hergang der Tat während des Prozesses mit drastischen Worten: „Der gesamte Gesichtsschädel des Opfers war zu Brei zermalmt. Alles hat sich bewegt. Der 53-jährige Mann ist an Blut, Knochenbruchfragmenten und Zähnen erstickt, die ihm durch die enormen Misshandlungen in die Tiefe hineingeschlagen worden waren."

Dass die „Identitäre Bewegung Österreich" anscheinend kein Problem mit einem Nahverhältnis zu verurteilten Mördern und Totschlägern, sowie (militanten) Neonazis in den eigenen Reihen hat, entlarvt einmal mehr ihre tief rechtsextreme Ideologie. Die auf der Website der Neurechten betonte „Achtung des Anderen" kann als reine Worthülle verstanden werden. Bei den Identitären überwiegt die „Verteidigung des Eigenen", die von ihren Unterstützern notfalls auch mit brutaler Gewalt durchgesetzt wird—im Namen des Patriotismus.

Wie jeden Montag, werden sich auch heute Abend wieder Mitglieder und Sympathisanten der Identitären vor dem Parlament versammeln, um unter dem Motto „Lichter für Österreich" den Rücktritt von Werner Faymann zu fordern.

Paul auf Twitter: @gewitterland