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Wahlen 2015

Die Wahlkampf-Fails der Woche

Die Grünen werben für den ÖVP-Landeshauptmann, Straches neuer Rap ist da, NEOS überkleben Plakate der Grünen und die ÖVP Wien ist noch immer von der FuZo traumatisiert.

Foto: SPÖ Presse und Kommunikation | Flickr.com | CC BY 2.0

Diesen Sonntag wird in Oberösterreich (endlich?) gewählt und das Pühringer-Panopktium startet damit in den Stahlstadt-Endspurt. Das lässt zumindest die Vermutung offen, dass auch die Flut an Wahlkampf-Fails danach wieder etwas abnehmen wird. Zumindest die Wir-machen-Horst-Seehofer-nach-Videos und die Minions aus Strohballen dürften dann für ein paar Jahre gegessen sein.

Wetten würden wir darauf mit Blick auf Wien allerdings auch keine abschließen. All die oberösterreichischen Wahlhelfer, Funktionäre und Parteisoldaten scheinen jedenfalls schon ziemlich durch zu sein—das legen zumindest die finalen Fails aus dem Bundesland nahe.

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Bevor wir uns den neuen Kandidaten widmen, hier noch das Ergebnis aus der Vorwoche, das ziemlich eindeutig ausfiel:

Umfrage via Poldaddy

Pseudo-Bundespräsident Strache hat ganz klar das Rennen gemacht. Weit abgeschlagen liegen der blau-braune Pinzgauer, der die oberösterreichische Heimat verteidigt, die SPÖVP-Inserate mit dem guten alten Korruptions-Touch und der Sexismus-Hick-Hack zwischen NEOS und Grünen.

Und hier sind unsere neuesten Kandidaten, über die ihr unten wieder abstimmen könnt:

Die Grünen werben mit ÖVP-Landeshauptmann Pühringer

Ich dachte, der grüne Wahlkampf in Wien sei gaga. Bis ich das sah. (via— Dominik Sinnreich (@sinnreich)21. September 2015

Die Grünen plakatieren ja gerne Dinge, Tiere, oder Menschen, die gar nicht auf ihrer Kandidatenliste stehen. In Wien hat man das zuletzt mit dem Posterboy Julian Schmid gemacht, um die potenzielle Wählerschaft für den anstehenden Wahlgang richtig spitz zu machen. Für Oberösterreich blieb wohl niemand anders übrig als Landeshauptmann Josef Pühringer, der zwar nicht einmal von derselben Partei ist, auf den man halt aber offensichtlich auch ziemlich steht.

Klar, man kann es auch als subversive Antiwerbung oder einfach als letzten Hilfeschrei deuten, um im Absurditätswahn des Wahlkampfs, zwischen all den FPÖ-Militärfahrzeugen und ÖVP-Minions noch irgendwie aufzufallen. Man kann die Message aber auch einfach so verstehen: „Wählt diesen Mann, den wir auf unserem Wahlplakat zeigen. Er heißt Josef Pühringer und ist von der ÖVP."

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NEOS ÜBERKLEBEN Plakat der Grünen

Die Neos OÖ überkleben gezielt Plakate der anderen Parteien und geben damit auf FB an. Uncool. Und illegal. — Thomas Diesenreiter (@tdiesenreiter)22. September 2015

Auch die NEOS in Oberösterreich probieren es am Ende noch einmal mit der Brechstange und dem Vorschlaghammer. Spitzenkandidatin Judith Raab hat sich deshalb sogar in die pinkfarbene BauarbeiterInnen-Montur geworfen, um als fleischgewordene Abrissbirne endlich die politische Baustelle des Bundeslandes aufzuräumen. Auf den ersten Blick ziemlich clever; das Hackler-Image hat man bei den NEOS bisher ja noch völlig außer Acht gelassen.

Im Übereifer hat ein Funktionär dann wohl aber ein paar Kilometer zu viel von diesem pinkfarbenen Werbe-Absperrband anfertigen lassen. Sowohl Parkbänke und Absperrgitter als auch Plakate von politischen Mitbewerbern wurden in Oberösterreich mit dem Band, das an CSI: Life Ball erinnert, beklebt. Nicht dass wir per se etwas gegen gewisse „Verzierungen" von Wahlplakaten hätten. Aber dann sollte man sich vielleicht auch im Vorhinein überlegen, ob so eine Aktion wirklich regelkonform ist und im Nachhinein weiter dazu stehen. Die NEOS haben das Überkleben des Grünen-Plakats jedenfalls zuerst stolz auf ihrer Facebook-Page präsentiert, das Posting dann aber (nach ersten Hinweisen, dass so eine Aktion eben nicht ganz wahlkampfkonform wäre) wieder gelöscht. Entweder oder.

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Das Roadmovie der ÖVP-Wien

Unter dem Titel Mariahilfer Straße—Ein Roadmovie ist ein neues Video der ÖVP Wien erschienen, das beweist, wie schlecht es die Schwarzen nach wie vor verkraften, dass zwischen Neubau und Mariahilf rotgrüne Fakten geschaffen wurden. Eine Person mit offensichtlichem FuZo-Traum sitzt im Auto an der Ecke Zollergasse/Mariahilfer Straße und hat nur ein Ziel vor Augen: die gegenüberliegende Nelkengasse, die keine 30 Meter entfernt ist. Doch was tun? Aussteigen und zu Fuß rübergehen? Never!

Deshalb wendet das Fahrzeug und fährt den zugegebenermaßen umständlichen Weg über diverse Einbahnstraßen auf die andere Seite. Ein geistesgegenwärtiger Autofahrer hätte die Kreuzung über die Webgasse jedenfalls auch schon von vornherein einplanen können. Was uns das Ganze jetzt im Detail sagen soll—abgesehen davon, dass die ÖVP gern eine österreichische Version von Lost Highway drehen würde—, wissen wir auch nicht.

… Und ja, Strache hat einen neuen Rap

Mit jedem neuen Strache-Rap ist es ein bisschen wie mit einem Riesenkübel Chicken-Nuggets: Zuerst weiß man nicht, wo man anfangen soll, dann kann man nicht anders, als sich bis zum Ende durchzubeißen und am Ende schämt man sich für sich selbst und alle, die diese Sache auch nur im Entferntesten ermöglicht haben.

Danach schwört man sich meistens, dass einem so etwas nie wieder ins Haus (oder eben: ins Medium) kommt, aber der Vorsatz hält eben nur, bis sich ein neuer Kübel aus fetttriefendem Müll förmlich aufdrängt. Jetzt ist es also wieder passiert. Der Strache-Rap, nicht der Nugget-Flash. Die Kollegen von Noisey waren sogar bei der Video-Premiere des neuen HC-Raps in der Bettelalm dabei und haben sich bereits formschön an den Fragen abgearbeitet, die dieses Stück Dada-Musik aufwirft.

Deshalb bleibt uns eigentlich nur zu ergänzen: Wer nicht mal echte Pensionisten für sein Video findet, und Bruno Kreisky zwar zitiert, aber nur halbe Sätze sagen lässt („Ich bin der Meinung…"), der darf sich auch nicht wundern, wenn junge Menschen glauben, dass jede Partei eine Satire-Organisation ist.

Hier gehts zur Abstimmung: