​Diese Schule zahlt 100 Euro an jeden, der kiffende Mitschüler verpetzt
Das Siebold-Gymnasium in Würzburg. Foto: Aarp65 | Wikimedia | CC BY-SA 3.0

FYI.

This story is over 5 years old.

Drogen

​Diese Schule zahlt 100 Euro an jeden, der kiffende Mitschüler verpetzt

So bringt man den Kindern früh bei, dass es lohnt, sich gegenseitig zu bespitzeln.

Ein interessantes Pädagogik-Experiment hat das Siebold-Gymnasium in Würzburg gestartet: Jedem Schüler winken 100 Euro Belohnung, wenn er der Schulleitung Informationen über Mitschüler zukommen lässt, die Cannabis verkaufen oder auch nur konsumieren.

„Ich musste handeln", rechtfertigte sich der Schulleiter Herrmann Rapps gegenüber der Mainpost. Was war denn passiert? „Vor einem Monat habe ich von Eltern Hinweise bekommen, dass an der Schule Cannabis geraucht und gehandelt werde", erklärte der Pädagoge den Ernst der Lage. Verdächtigt wurden offenbar Schüler der Mittelstufe zwischen 14 und 15 Jahren.

Anzeige

Seit der Maßnahme sind bereits einige Hinweise und weitere Verdächtigungen beim Schulleiter eingetrudelt. Einem Schüler hat Rapps sogar die 100 Euro bezahlt—aus eigener Tasche. Aber weder diese noch andere Beschuldigungen haben sich bis jetzt erhärtet, auch die Vorwürfe gegen die ursprünglich verdächtigten Schüler haben sich nach einem Gespräch offenbar in Luft aufgelöst.

Laut der Polizei haben Würzburger Schulen nicht wirklich ein Dealer-Problem. „Zwischen 2010 und 2014 gab es dort zwischen einem und sieben Rauschgiftdelikten", erklärte eine Sprecherin der Mainpost.

Auch wenn sie bisher nicht zum Erfolg geführt hat—Rapps verteidigt seine Maßnahme: Beim Thema Drogen gebe es unter Schülern „eine Mauer des Schweigens", die aus „falsch verstandener Freiheit und Kameradschaft" aufrecht erhalten würde. Weil er aber eben „null Toleranz für Drogen" habe, hält der Schulleiter es offenbar für ein lohnendes Ziel, diesen Zusammenhalt zu zerstören.

Klar ist: Kiffen ist vor allem für Jugendliche nicht völlig harmlos. Gleichzeitig nimmt der Cannabis-Konsum unter Jugendlichen zu. Vielleicht wäre es deshalb an der Zeit, über einen sinnvollen Umgang der Schulen mit dem Interesse ihrer Schüler an Cannabis nachzudenken (hat unser Autor hier schon einmal sehr lesenswert getan).

Schulleiter wie Rapps gehen aber offenbar lieber einen anderen Weg. Um des (bis jetzt völlig unbewiesenen) Cannabis-Handels an seiner Schule Herr zu werden, ist er auch bereit, praktisch jeden Schüler unter Generalverdacht zu stellen und seine Schützlinge dazu anzustiften, sich für Geld gegenseitig zu bespitzeln. Welche Lehren dieser Art von Pädagogik den Schülern mitgibt, möchte man sich nicht ausdenken.


Titelfoto: Aarp65 | Wikimedia | CC BY-SA 3.0