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Popkultur

Die Seite „Erotik Flirt – Wahrheit Österreichs“ gibt tiefe Einblicke in die österreichische Seele

Nacktbilder vermischt mit rechten Postings. Was hat das Internet nur aus der Menschheit gemacht?
Screenshot via Facebook

In meiner Vorstellung sitzt der Prototyp eines grindigen Österreichers mit Bierbauch in einem Beisl und schaut vorbeigehenden Mädchen auf den Arsch, während er „geile Oide" murmelt, um anschließend mit seinem Sitznachbar weiter über „die Ausländer" und die FPÖ zu diskutieren. Nebenbei blättert er durch die Krone, wo er vor allem bei den Fotos von Tierbabys hängenbleibt.

Genau das sind die Dinge, die auch die Seite „Erotik Flirt – Wahrheit Österreichs" gekonnt in sich vereint. Die österreichischste Seite überhaupt schlummert seit Jahren unbemerkt auf Facebook vor sich hin und ja, man kann sie als unpolierte Perle des Internets bezeichnen. Eine Perle, für die man sehr weit in die Tiefe tauchen musste, wo das Meer längst nicht mehr schön, sondern nur noch gruselig ist, und die man besser niemals gefunden hätte.

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In der Beschreibung der Page steht, dass das Ganze „eigentlich mal eine kleine Erotik-Seite sein sollte", dem Betreiber nun „unser Volk aber wichtiger als Sex" sei. Wenn man auf der Timeline bis zu den Posts von 2013 oder 2014 runter scrollt, findet man hauptsächlich Bilder von leicht bekleideten Mädchen, die ihre knackigen Pobacken in die Kamera halten—wahlweise kommentiert mit „wow!!" oder „ich liebe ärsche".

Je weiter man in der Timeline Richtung Gegenwart scrollt, vermischen sich die pornösen Fotos von tätowierten Frauen mit geteilten Postings von Heinz-Christian Strache („Zur Info!") und anderen Seiten, die tendenziell wohl nur Menschen liken, die regelmäßig irgendwo „Lügenpresse!!!!1!" kommentieren. Als wäre das nicht schon genug, mischen sich zwischen die Busen- und Strache-Posts gelegentlich auch süße Hundevideos oder Postings der Identitären. Was hat das Internet bloß aus uns gemacht?

Die Inhalte auf „Erotik Flirt – Wahrheit Österreichs" umfassen alles, was das Internet ausmacht. Leichte Kost, flauschige Tiere in Jeansjacken, Titten und abstruse, rechte Theorien von einer neuen Völkerwanderung. Aber immerhin wissen wir dank ihnen und unserem neuesten Netz-Fundstück, dass der schwitzende, anzügliche und ein bisschen zu rechte Österreicher längst nicht mehr nur in Beisln verkehrt. Er ist überall—auch im Internet.

Verena auf Twitter: @verenabgnr