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Dieser See wird bald von einer Klippe stürzen

Das Northwest Territories Geological Survey hat diese Woche gewarnt, dass der kleine See in der Nähe der Gwich'in-Gemeinde Fort McPherson „im Jahr 2015 auf katastrophale Weise ablaufen wird". Forscher geben dem Klimawandel die Schuld.

In den kommenden Monaten wird erwartet, dass ein See in den kanadischen Nordwest-Territorien über seine Böschung treten und über eine Klippe fließen wird, womit Zehntausende Kubikmeter Wasser in ein benachbartes Tal stürzen werden. Informationen des Northwest Territories Geological Survey, die diese Woche aktualisiert wurden, warnen, dass der kleine See in der Nähe der Gwich'in-Gemeinde Fort McPherson „im Jahr 2015 auf katastrophale Weise ablaufen wird, was in einer Sturzflut resultieren wird, die möglicherweise einen Schuttstrom mit sich bringt."

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Der Weiler ist zwar nicht von der erwarteten Flut bedroht, doch Wissenschaftlern zufolge ist die Zerstörung des namenlosen Sees nur ein Beispiel für die Auswirkungen des Klimawandels, der die Umwelt von Alaska, Sibirien und dem Norden Kanadas weiter verändern wird.

„Es ist nur ein weiteres Stück in einem Puzzle, das zeigt, wie das Klima sich in Regionen wandelt, die selbst auf kleine Veränderungen besonders empfindlichreagieren", sagte Michael Pisaric, Dozent für Geografie an der Brock University in Ontario, der den See seit fünf Jahren beobachtet. „Da wir die Atmosphäre, und damit die Funktionsweise diverser Systeme, immer weiter ändern, werden solche Ereignisse in der Zukunft nur noch häufiger vorkommen."

Die Zerstörung des Sees, die für den Spätsommer oder frühen Herbst erwartet wird, wird das Ergebnis zunehmender, schwerer Regenfälle und erhöhter Temperaturen sein. Pisaric zufolge hat sich die Durchschnittstemperatur seit Beginn der Aufzeichnung in den 1940ern um mehrere Grad erhöht.

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Diese Kräfte bringen nach und nach den arktischen Permafrost zum Schmelzen, der in den Nordwest-Territorien zum Großteil in Steilwänden steckt und bis zu 30 Meter dick sein kann. Hitze und Regen schmelzen das Steilwandeis, wodurch Boden und Sedimente freigelegt und wiederum weggespült werden. Dadurch wird noch mehr Eis freigelegt und es entstehen große Rutschungen in der Landschaft. Eine dieser Rutschungen trägt das Land um den See ab und frisst sich durch den Boden und die Sedimente, die das Wasser zurückhalten—eine Schicht, die inzwischen weniger als fünf Meter dick sein könnte.

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„Irgendwann, wahrscheinlich diesen Sommer, wird so viel abgetragen worden sein, dass das Wasser auf katastrophale Weise ablaufen wird", sagte Pisaric VICE News gegenüber.

Die so entstandene Flut soll in einen größeren See im Mackenzie Valley fließen, sodass die nahegelegene Gemeinde das Ereignis unbeschadet überstehen sollte.

Doch Wilbert Firth, ein Einwohner von Fort McPherson und Präsident des Stammesrats Tetlit Gwich'in Council, der Land und Kapitalvermögen für die einheimischen Ureinwohner und Ureinwohnerinnen verwaltet, gibt zu bedenken, dass der schmelzende Permafrost weitere Probleme verursacht. Firth sagte VICE News gegenüber, der Ablauf und die Sedimente von den schmelzenden Steilwänden würden Schlamm erzeugen, in dem manchmal Elche steckenbleiben und dem menschliche Bewohner ausweichen müssten. Die verlagerten Sedimente würden auch in zuvor klare Bergflüsse und –Seen laufen, wo sie die Kiemen von Fischen zusetzen und diese zum Ersticken bringen könnten.

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Es besteht außerdem die Sorge, dass eine Rutschung in der Nähe des Dempster Highway—der einzigen Straße, die Fort McPherson mit der Umwelt verbindet—früher oder später in Schäden an der Straße oder sogar der Zerstörung eines ganzen Abschnitts resultieren könnte.

Diese Sorgen, so Firth, seien ein Beispiel dafür, wie eine Umwelt im Wandel sich zunehmend auf das Leben im Norden der Nordwest-Territorien auswirke.

„Das gibt es jetzt immer häufiger", sagte er, „wegen der Temperaturen."