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Du bist nicht depressiv, du bist nur zu glücklich

Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, weil du ja sowieso nichts Wichtiges mit deinem Leben anfängst.

Foto: Garry Knight | Flickr | CC BY 2.0

Ich weiß nicht, wie es im Rest der Welt war, aber in London—damals als die Leute noch Pferderennen in Schwarzweiß gesehen haben und Mary Poppins noch lebte—konnten Kinder nie wirklich Kinder sein. Sie flutschten direkt aus dem Mutterleib in ein Paar billiger, pornoschwanzsteifer, am Krankenhausboden stehender Kunstlederschuhe und mussten sich von da an solange selbst durchkämpfen, bis sie stark genug waren, um auf den eigenen Beinen zu stehen und als junge Männer aus der Kinderstation zu schreiten. Allerdings als Männer, die gerade die richtige Größe hatten, um in einen Rauchfang zu passen.

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Zu dieser Zeit hätte ich verstehen können, warum 85 Prozent der jungen Erwachsenen sich selbst als depressiv einschätzen. Es hat mich aber doch etwas geschockt, dass in Österreich tatsächlich jeder zehnte Jugendliche depressionsgefährdet durch den Tag schlendert, und davon träumt, seine Hypothek abzubezahlen, damit er sich endlich ein altes Seil leisten kann, um sich damit aufzuhängen.

Dem Internet zufolge habe ich 765 Freunde, alle etwa in eben diesem Alter. Wenn man den Studien glauben darf, glauben 658 meiner 765 Freunde depressiv zu sein und etwa 77 sind es tatsächlich. Ein schneller Blick auf Facebook und ich finde einige kleinere Beschwerden—jemand, der einen schlechten Haarschnitt bekam, ein anderer Typ, der das neue Kate Bush Album nicht findet. Aber ich weiß, dass niemand von ihnen wirklich suizidgefährdet ist, weil ich alle potentiellen Selbstmörder schon vor langer Zeit entfreundet habe. Niemand braucht diese ganze traurige Scheiße in seinem Newsfeed.

Vielleicht ist es ja auch so: Wir sind gar keine Generation von depressiven Leuten. Womöglich sind wir es einfach nur schon zu sehr gewohnt, glücklich zu sein. Halten wir es nicht mehr aus, etwas zu tun, das wir nicht wollen, weil wir es gewohnt sind, zu tun, was wir wollen, wann wir wollen und wie wir wollen? Mit diesem Gedanken im Kopf habe ich ein paar Ratschläge niedergeschrieben, die hoffentlich verhindern werden, dass „deine Geschichte" mit den Worten endet: „… und die Waffe gegen sich selbst richtete."

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Niemand interessiert sich für dich oder dein Leben

Es ist wahr. Wirf einen Blick hinter das ständige, pseudo-besorgte Theater in den sozialen Medien, in denen du viel zu viel Zeit verbringst, um deine Belanglosigkeiten mithilfe eines darauf zu geschneiderten Telefonvertrags abzulassen.

In Wirklichkeit interessiert sich niemand für dich, deine Bedürfnisse oder „deine Geschichte"—es sei denn du bist ein Freak, über den jeder im Fernsehen lacht. Ein sehr befreiender Gedanke, nicht? Deine Eltern werden vor dir tot sein, und dann wird niemand mehr auf der Welt die Lüge aufrecht erhalten können, dass sich irgendwer mehr um dich kümmert, als um sich selbst. Tun sie nicht. :)

Du wirst niemals irgendetwas besonderes mit deinem Leben Anfangen

„Viele Leute werden sagen, eine Quarterlife-Crisis gibt es nicht", so Damian Barr, Autor des Buchs Get It Together: A Guide to Surviving Your Quarterlife Crisis.„Die Wahrheit ist, dass unsere 20er Jahre nicht so wie die unserer Eltern sein werden, 10 Jahre voller Zeit für sich selbst."

Und unsere Zeit ist langweilig und unwichtig. Die meisten westlichen Demokratien wurden seit 1945 nicht mehr angegriffen und haben auch selbst keinen Krieg in Westeuropa mehr begonnen. Wir sind eine amorphe, ruhmlose Masse aus Körpern, die in einem Gefängnis aus Wohlstand gefangen ist. Klingt befreiend, nicht? Spürst du den Druck dahin schmelzen?

Nach historischen Maßstäben, wenn du in den 80ern oder 90ern geboren wurdest, wird man sich an dein Leben weniger erinnern, als an die Technologien, mit denen du dein Leben verbracht hast. Das Internet und Smartphones—sich verflüchtigende Kunst!Deus ex machina! In den Wind geschrieben! Wenn du das liest bist du ein Mensch, und Menschen werden nicht fähig sein, da mitzuhalten. :)

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Jeder, den du anziehend findest, würde eher mit dem Laptop als mit dir Sex haben

Warum sollte sich irgendwer die Mühe machen, dich ins Bett zu kriegen, wenn sie nur eine Steckdose und eine Wi-Fi-Verbindung entfernt von Audrey Bitoni und Whitezilla sind? Aber keine Sorge—genauso bist du auch. Siehst du es vor deinem geistigen Auge? Deine Chance zur Fortpflanzung verflüchtigt sich, wie der Heliumballon, der den Kind, das du niemals haben wirst, aus seinem kleinen Patschhändchen gen Himmel entschwindet. :)

Du wirst immer einen Chef haben

Du wärst ein Narr, bei der derzeitigen wirtschaftlichen Lage ein eigenes Unternehmen zu gründen. Und weil irgendwer die ganzen Pensionsgelder verspekuliert hat, ist dein Chef jetzt 10 Jahre länger dein Boss, als das noch vor drei Jahren gewesen wäre. Bis du endlich deinen eigenen Untergebenen einheizen kannst, steckst du schon knietief in der Ehe und den Hypothekenschulden, sodass du die Vorteile des Chefseins gar nicht mehr genießen und ausnutzen kannst.

Stattdessen wirst du gestresst sein, weil du dich mit einer Generation von Fett hassenden Universitätsverweigerern auseinandersetzen musst. Dein altes Ich und die affektierte nullachtfünfzehn Sportstudentin, die du an der Nottingham Trent aufgerissen hast. Genieße den Stress solange du kannst. Er tötet dich früh genug. :)

Vielleicht gibt es aber auch gar keinen Grund zur Sorge, da diese Studie auf einer Stichprobe aus 1100 Probanden basiert, die diese "Wissenschaftler" bei Gumtree gefunden haben. Die sind auf Gumtree, ihr Idioten. Natürlich werden die depressiv. Hast du kürzlich die Mietpreise in London gesehen?

Folgt Kev auf Twitter:@kevkharas