Dune Life—In den Dünen Australiens

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Dune Life—In den Dünen Australiens

Nur zwei Stunden von Perth entfernt befindet sich die Lancelin-Düne, wo du echt aufpassen musst, nicht von besoffenen Autonarren totgefahren zu werden.

James Whineray arbeitet schon seit einigen Jahren zusammen mit Joel Wynn Rees am „Dune Life"-Projekt. Zusammen halten sie hier das ungewöhnliche Potpourri an betrunkenen Autonarren, nichts ahnenden Touristen und Kirchengruppen fest, die man allesamt in der Lancelin-Düne—eine riesige Wüstenlandschaft nur zwei Stunden von Perth entfernt—antreffen kann. Würde es da noch ein bisschen apokalyptischer aussehen und gesetzloser zugehen, wäre wohl fast schon der Bau einer Donnerkuppel angemessen. Vor Kurzem hat der Fotograf Ben Thompson mit Whineray über sein Projekt gesprochen und wollte wissen, wie die Zusammenarbeit überhaupt zustande kam.

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VICE: Was hat dich in die Düne gezogen?
James Whineray: Joel ist da eigentlich nur durchgefahren. Er war gerade an einem anderen Projekt dran, bei dem er Fotos von einem Fischerdorf im Norden gemacht hat. Er stieg aus, um ein paar Porträtbilder zu schießen. Wir teilten uns damals ein Studio und als wir uns seine Bilder anschauten, dachten wir beide, dass man daraus eine tolle Fotoreportage machen könnte. Das ist eine wirklich interessante Community dort mit einer spannenden Subkultur. Wir haben uns gedacht, dass wir diese Motive unbedingt der Allgemeinheit zugänglich machen sollten.
Außerdem wollten wir dem Vorurteil auf den Grund gehen, dass in den Dünen nur Proleten unterwegs sind, wie viele Leute in Perth behaupten. Natürlich gibt es die dort en masse, aber genauso trifft man auch auf ganz normale Leute wie Ärzte, Bäcker oder Künstler—also einfach ein Haufen Menschen, die ihren Spaß daran haben, in der Freizeit in die Dünen zu fahren.
Der wichtigste Teil unseres Projektes bestand darin, vor Ort Menschen kennenzulernen. Wie du aus persönlicher Erfahrung bestimmt weißt, kann man nicht einfach so zu den Leuten hingehen und ein anständiges Foto schießen. Wir haben viele Stunden mit den Leuten abgehangen, um tolle Aufnahmen von ihnen zu machen.
Wir haben das in unserem Projekt zwar nur ansatzweise berücksichtigen können, aber in den Dünen gibt es auch eine Menge Touristen. Scheinbar machen die meisten dort im Rahmen einer größeren Rundfahrt Halt. Und viele von ihnen wollen die wilde „Mad Max"-Seite von Australien kennenlernen, was doch ziemlich komisch ist. Wir hatten aber unsere liebe Mühe, das Ganze fotografisch festzuhalten. Wir haben zwar ein paar Porträtfotos geschossen, aber so richtig überzeugt waren wir nicht davon.
Also haben wir uns entschieden, den touristischen Aspekt mittels eines Kurzfilms darzustellen. Man sieht häufig Touristen die Straßen runterlaufen und ihre Camcorder in Richtung der weiten, leeren Landschaft ausrichten. Genau so sollte unserer Film aussehen, also unsinnig.

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Ich frage mich auch immer, was am Ende mit all diesen Aufnahmen passiert. Treffen sich all die deutschen Touristen, die auf der Great Ocean Road die Felsenformationen filmen, nach ihrer Rückkehr mit Freunden, um ihnen dann Bildmaterial von Felsen zu zeigen?
Wahrscheinlich schon. Darum haben wir ein ähnliches Video über die Dünen gemacht, das unsere Interpretation des Tourismus vor Ort zum Ausdruck bringen soll.

Glaubst du, dass sich der Tourismus positiv oder negativ auf die Dünen auswirkt?
Ich habe den Eindruck, dass viele Leute nach Australien kommen, aus dem Flugzeug aussteigen, zu den Dünen fahren und dann wieder zurückfliegen. Sie nehmen also ein ziemlich verzerrtes Bild von Australia mit. Ich habe gemischte Gefühle zu dem Thema. Na klar ist es ein faszinierender und wunderschöner Ort, dem Fotos nur schwer gerecht werden können. Ich würde mir manchmal wünschen, dass sie auch Fotos in anderen, schöneren Ecken des Landes schießen würden.

Was hältst du vom dortigen Offroad-Aspekt?
Na ja, du brauchst ja dort nicht mal einen Führerschein. Es gibt auch keine Polizisten, die Alkoholkontrollen machen. Dein Auto muss noch nicht mal straßentauglich sein. Hauptsache, es fährt. Wir haben da Typen gesehen, die V8-Motoren in winzige Wüstenbuggys gesteckt hatten. Die haben weit über 100 Sachen im ersten Gang geschafft. Du triffst dort auch auf Typen, die stockbesoffen in extrem schnellen Autos unterwegs sind und buchstäblich über die Dünen fliegen. Wir haben sogar ein gerade mal vierjähriges Mädchen kennengelernt, das schon ein eigenes Motorrad besaß. Dieses Bild hat sich bei mir eingebrannt. Die Kleine ist mit 60 km/h auf andere Fahrzeuge zugerast, kein Witz.
Darum bin ich auch kein großer Fan von dem dortigen Offroad-Gedanken. Da sind doch furchtbare Unfälle vorprogrammiert. Kein Wunder also, dass da jedes Jahr im Schnitt ein Mensch umkommt.

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