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Ecstasy ist zurück – Wegen hoher Dosierung und "kreativen Marketings"

Der neue Europäische Drogenbericht erklärt, wieso MDMA und Ecstasy wieder in Mode gekommen sind.
Foto: imago | Horst Rudel

Die kleinen bunten Pillen sind zurück, und sie sind stärker denn je. Das ist eine Erkenntnis aus dem am Dienstag veröffentlichten Europäischen Drogenbericht der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA).

Dabei war der Handel und Konsum mit Ecstasy-Tabletten in ganz Europa jahrelang immer weiter abgefallen: Während 2002 zum Beispiel europaweit noch an die 22 Millionen Pillen beschlagnahmt worden waren, fiel diese Zahl in den nächsten Jahren drastisch ab und erreichte 2009 mit knapp 2 Millionen einen absoluten Tiefpunkt. Die Zeit von Ecstasy schien abgelaufen.

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Seitdem hat der Konsum allerdings langsam wieder angezogen: 2014 waren es schon wieder 6,1 Millionen beschlagnahmte Pillen, und der Trend geht nach oben. Wenn man dem europäischen Drogenbericht glauben kann, liegt das zum einen an der höheren MDMA-Dosierung der neuen Pillen—und weil die Produzenten zunehmend auf "ausgefeiltes, gezieltes" Marketing setzen.

"Es sind hoch dosierte Pulver, Kristalle und Tabletten mit einer Vielzahl von Logos in den unterschiedlichsten Farben und Formen verfügbar, wobei Herstellungsnachweise angefordert werden können", heißt es in dem Bericht. "Möglicherweise verfolgen die Hersteller damit bewusst eine Strategie, um die Wahrnehmung dieser Droge zu verbessern, nachdem sie lange Zeit in dem Ruf stand, von schlechter Qualität und Gegenstand von Fälschungen zu sein."

Sehr viel konkreter wird es in dem aktuellen Bericht nicht, so dass man leider nicht erfährt, wie dieses Marketing in der Praxis aussieht. Immerhin können auch die dreistesten niederländischen Pillenfabrikanten nicht einfach Plakate aufstellen, auf denen "Ecstasy ist jetzt wieder richtig gut, ehrlich!" steht.

Mehr darüber erfährt man in einem im April erschienenen Bericht derselben europäischen Beobachtungsstelle, in dem es ausschließlich um Trends auf dem EU-weiten Markt für MDMA und Ecstasy geht. "Ein wichtiges Merkmal des aktuellen MDMA-Marktes ist das kreative und manchmal aggressive Marketing für die Produkte, vor allem wenn es um 'Marken' von MDMA-Tabletten geht", heißt es dort.

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Im Zuge dieser "Branding"-Initiativen setzen die Hersteller deshalb auf Differenzierung: größere Pillen, schwerer Pillen, Pillen mit Logos (Superman, UPS, MasterCard), in ausgefallenen Formen oder hellen und leuchtenden Farben. Während die niederländische Polizei 2012 noch 50 neue Pillen-Designs zählte, waren es zwei Jahre später schon 174.

Ein Grund, warum die Hersteller immer neue Pillen-"Marken" auf den Markt werfen, sind die Nachmacher: "Wenn ein neuer Typ MDMA-Tabletten hoher Qualität auf den Markt kommt, wird er meist mit einem bestimmten niederländischen Produzenten verbunden", schreiben die EU-Drogenexperten. "Sie erwerben sich dann Ansehen bei den Konsumenten, werden aber schnell von anderen Produzenten kopiert, so dass schwächere Versionen desselben Produktes auf den Markt kommen."

Wirklich "ausgefeiltes" Marketing ist das noch nicht. Was aber schon eher in die Richtung geht, sind die "Festival-Pillen": Ecstasy-Pillen, die speziell für ein bestimmtes Festival hergestellt und mit dem Logo der Veranstaltung gepresst werden—das berühmteste Beispiel ist zum Beispiel die lila "Tomorrowland-Pille".

Dass diese Bemühungen von den Konsumenten durchaus bemerkt und gewürdigt werden, zeigen die regen Diskussionen und zahlreichen Erfahrungsberichte, die Nutzer in Rave -und Drogen-Foren austauschen.

Welchen Anteil solche Gimmicks aber wirklich an der Renaissance des MDMA-Konsums in Europa haben, ist natürlich schwer festzustellen. Andere machen eher die elektronische Musikkultur oder eben die neue Wirkungskraft der Teile dafür verantwortlich. Trotzdem ist nicht zu leugnen, dass Ecstasy-Produzenten sich mehr Mühe geben, ihre Kunden anzusprechen und zufriedenzustellen. Den Zahlen nach zu urteilen, haben sie damit Erfolg.