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Einem Teenager aus Texas droht für das Backen von Hasch-Brownies lebenslänglich

Ein 19-jähriger Texaner soll lebenslänglich ins Gefängnis, weil er anderthalb Pfund „Drogen“ hergestellt haben soll—in Form von weichen, süßen Brownies, die Haschischöl enthielten.

Foto: jeffreyw | FlickrCC BY 2.0

Falls noch irgendjemandem nicht bewusst war, wie absurd das amerikanische Justizsystem wird, wenn es um Drogen geht: hier eine besonders verrückte Geschichte aus Texas.

Jacob Lavorno, einem 19-Jährigen aus der Gegend von Austin, der vorher noch nie strafrechtlich auffällig geworden ist, droht jetzt eine lebenslange Haftstrafe, weil er getan haben soll, was jeden Tag zahllose Menschen auf der ganzen Welt tun: Hash-Brownies backen.

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In Texas gilt das normalerweise als Ordnungswidrigkeit. Aber Lavorno soll für seine Brownies Haschisch-Öl benutzt haben—das eine höhere Marihuana-Konzentration aufweist als Cannabis—und wird beschuldigt, sie nach dem Backen verkauft zu haben. Diese zusätzliche Zutat hat seine Ordnungswidrigkeit in ein Kapitalverbrechen verwandelt, auf einem Niveau mit Mord.

Travis McDonald, der Staatsanwalt von Williamson County, hat das Strafmaß zwischen 5 und 99 Jahren angesetzt. Zum Vergleich: In Texas bekommt man für sexuelle Übergriffe oder schwere Körperverletzung mit einer tödlichen Waffe leichtere Strafen.

Und weil das Hasch in die Brownies eingebacken wurde, gilt der ganze Kuchen als illegale Substanz. Ein herkömmlicher Brownie-Teig enthält Zucker, Butter und Kakaopulver, so dass man mit einer viel höheren Menge an „Drogen“ dasteht—in Lavornos Fall um die 680 Gramm.

„Das ist ein weiteres Beispiel, dass der Krieg gegen Drogen nichts mit der Realität zu tun hat“, erklärte Amanda Reiman, eine Politikberaterin bei Drug Policy Alliance, einem bundesweiten Interessenverband. „Einen jungen Menschen für den Besitz oder Verkauf egal welcher Substanz mit einer lebenslangen Gefängnisstrafe zu bedrohen, steht in direktem Gegensatz zu allem, was wir darüber wissen, wie man die Entwicklung und das Benehmen eines Menschen positiv beeinflusst. Diesen jungen Mann mit einer solchen Strafe zu belegen, wird nicht dazu beitragen, den Drogenkonsum einzuschränken oder die öffentliche Gesundheit oder Sicherheit zu verbessern. Alles, was es erreichen wird, ist, diesen jungen Mann daran zu hindern, ein erfolgreiches Leben zu leben—vor allem wenn man die schweren Kollateralstrafen berücksichtigt, die mit Drogenverurteilungen einhergehen.“

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Außer seiner Freiheit könnte Lavorno auch seine Chancen auf eine Ausbildung, auf Anstellung, eine Wohnung und Gesundheitsversorgung verlieren, fügte sie hinzu.

Dass man das Backen von Hasch-Brownies mit lebenslänglich bestraft, sei glatter Wahnsinn, erklärte der Anwalt des Teenagers—ein ehemaliger Polizist.

„Ich war wütend. Ich arbeite seit 22 Jahren als Anwalt und habe davor zehn Jahre als Polizist gearbeitet, und so etwas habe ich noch nie gesehen“, sagte Jack Holmes zu Journalisten. „Sie haben in dem Fall einfach Backwaren abgewogen. Das sollte eine Ordnungswidrigkeit sein.“

Der Vater des Teenagers war auch ziemlich schockiert.

„Es ist unfassbar. Es ist verrückt. Ich kann das nicht verstehen. Fünf Jahre bis lebenslänglich? Tut mir leid. Ich bin ein gesetzestreuer Bürger. Ich bin konservativ. Ich liebe mein Land. Ich bin Vietnam-Veteran, aber verdammt noch mal. Das ist verdammt noch mal falsch“, sagte er gegenüber Journalisten. „Wenn er etwas Falsches getan hat, dann sollte er in einem sinnvollen Maß bestraft werden. Aber das hier ist unlogisch. Ich bin sehr wütend, und ich habe Angst, Angst um meinen Sohn.“

Obwohl der junge Lavorno vielleicht noch davonkommt, ohne sein Leben damit zuzubringen, hinter Gittern seine Brownie-Backkünste zu bereuen, wäre er nicht der Erste, der die volle Wucht der lächerlichen amerikanischen Drogengesetze zu spüren bekommt.

Mindestens 25 Menschen wurden für gewaltlose Drogenvergehen zu lebenslänglichen Haftstrafen verurteilt, gibt die Interessengruppe The Human Solution an. Eine andere Gruppe, Life for Pot Release Non-Violent Drug Offenders, hat sich mit der ACLU und anderen zusammengetan, um immer nachdrücklicher eine kollektive Begnadigung gewaltloser Drogenstraftäter zu fordern.

„Unser langwieriger Krieg gegen Drogen hat diesem Land Tausende von nicht gewalttätigen Straftätern eingebracht, die teilweise Haftstrafen bis zu ihrem Tod hinter Gittern absitzen“, schrieb die Gruppe in einem offenen Brief. „Gegenwärtig wird der legale Status von Marihuana in einem Bundesstaat nach dem anderen angefochten. Die grausame Ironie ist, dass jedes Jahr 700.000 bis 800.000 Verhaftungen gemacht werden—wegen Marihuanas, das der Großteil der Bevölkerung als nicht schädlicher als Alkohol ansieht. Der Beweis ist die Legalisierung von Marihuana, die im ganzen Land von Bundesstaat zu Bundesstaat mit atemberaubender Geschwindigkeit durchgesetzt wird.“

Die Logik der Legalisierung, so hofft man, wird sich irgendwann gegen den Wahnsinn von Bestrafungen wie der von Lavorno durchsetzen.

„Wie kann irgendein vernünftiger Mensch behaupten, dass die Strafe der Tat gerecht wird?“, sagte Reiman. „Je mehr Bundesstaaten sich auf rationale Regulierung von Marihuana zubewegen, desto deutlicher werden Fälle wie dieser als hart, ungerechtfertigt und unmenschlich streng erkannt werden.“