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Eine Frau ist im Koma schwanger geworden

In dieser albtraumhaften Situation muss die Familie des Opfers entscheiden: Was tun, wenn eine Schwangerschaft nicht nur medizinisch riskant, sondern das Ergebnis einer Vergewaltigung ist?

Foto: Miki Yoshihito | Flickr.com | CC BY 2.0

Im April 2015 erschien in einer argentinischen Zeitung eine entsetzlichen Geschichte, die so bisher selten vorkam: Eine Frau wurde durch eine Vergewaltigung schwanger, während sie im Koma lag.

Es ist unbekannt, wer den Angriff auf die Frau, die zum Schutz ihrer Privatsphäre nicht namentlich genannt wurde, verübt hat, denn sie wurde vor Kurzem von einer Einrichtung in eine andere verlegt und war mit mehreren männlichen Angestellten und Verwandten in Kontakt. Die Familie hat keine Anzeige erstattet, was bedeutet, dass die Polizei in dem Fall nicht ermitteln wird.

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Die Frage, die sich jetzt noch stellt, ist eine, die man nicht oft fragen muss: Was tun, wenn eine bewusstlose Frau schwanger wird?

Ich stellte diese Frage dem Bioethiker Arthur Caplan, Leiter der Division für medizinische Ethik an der NYU Medical School. „Könnte eine Frau, die im Koma liegt, ein Baby zur Welt bringen? Ja, und das ist auch schon geschehen", sagte er. Er fügte hinzu, dieser Fall sei zwar sehr seltsam, doch es könne schließlich auch geschehen, dass eine schwangere Frau ins Koma fällt.

„Eine Person könnte im Koma sein, was also heißt, dass sie möglicherweise wieder aufwacht, oder sie könnte permanent bewusstlos oder hirntot sein", sagte Caplan. „In allen drei Fällen wäre es möglich, einen Fötus auszutragen, doch es kommt darauf an, wie weit fortgeschritten die Schwangerschaft ist. In der 28. Woche könnte man wahrscheinlich einen Kaiserschnitt durchführen. Doch wenn du erst in der zweiten Woche bist, dann würde man so etwas in den meisten Krankenhäusern nicht versuchen, denn es könnte dem Fötus schaden."

VIDEO: Als Frauen in der bolivianischen Kolonie Manitoba mit Blut und Sperma befleckt aufwachten, sprach man von „wilden Frauenfantasien" und Dämonen.

Komatöse Schwangerschaften sind extrem selten, doch es gibt bereits andere Fälle. 2001 fiel eine Frau namens Chastity Cooper ins Koma, nachdem sie bei einem Autounfall schwere Kopfverletzungen erlitt. Ein Routinetest im Krankenhaus offenbarte, dass sie in der zweiten Woche schwanger war. Cooper blieb für die gesamte Dauer ihrer Schwangerschaft im Koma—einer der wenigen bekannten Fälle, bei denen das zutrifft. Schließlich hatte sie doch eine normale, vaginale Geburt (ein Kaiserschnitt wurde aufgrund des Risikos einer Anästhesie bei einer komatösen Person ausgeschlossen). Es wirkt wie ein Wunder, dass das Baby kerngesund zur Welt kam, mit einem Gewicht von 3,4 Kilogramm.

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Fälle wie Coopers sind allerdings extrem selten. Als sie ihr Kind zur Welt brachte, sagte ein Geburtsmediziner der Associated Press, dass er in der medizinischen Literatur nur acht Fälle von Koma-Schwangerschaften in den USA finden konnte, von denen keine zur Vollendung gekommen war. (Caplan schätzte, dass es in den vergangenen zehn Jahren in den Staaten etwa 50 Fälle gegeben hat.)

Wenn schwangere Frauen ins Koma fallen, entscheiden Ärzte oft, die Babys früher auf die Welt zu bringen, um Komplikationen zu vermeiden. Christine Bolden, eine 26-Jährige aus Michigan, brachte 2012 Zwillinge zur Welt, nachdem sie zwei Hirnaneurysmen erlitten hatte und für hirntot erklärt worden war. Die Zwillinge wurden per Kaiserschnitt geboren und wogen bei der Geburt nur jeweils etwa 500 Gramm. Die Kinder überlebten, während Christine Boldens lebenserhaltende Maßnahmen schließlich abgestellt wurden.

Doch keiner dieser Fälle enthält die verstörende Komponente der Schwangerschaft der argentinischen Frau, nämlich die Tatsache, dass sie erst im Koma schwanger wurde. Die Entscheidung, die nun getroffen werden muss, ist sowohl ethisch als auch medizinisch komplex. Was tun, wenn eine Schwangerschaft nicht nur medizinisch riskant ist, sondern auch noch das Ergebnis einer Vergewaltigung?

Die Tatsache, dass die Frau für die gesamte Dauer der Schwangerschaft in einem Koma wäre, ist aus medizinischer Sicht besorgniserregend, denn das könnte sich negativ auf die Gesundheit des Fötus auswirken. Doch die Entscheidung ist keine rein medizinische. „Vielleicht will die Familie das Baby, weil sie ihre Tochter verloren hat?", gab Caplan zu bedenken.

Die New York Times berichtete 1996 über eine 29-jährige Frau—nur mit ihrem Vornamen, Kathy, bezeichnet—die schwanger geworden war, nachdem sie 10 Jahre in einem Koma verbracht hatte. Als sie einen Jungen zur Welt brachte, bezeichnete man dies als „den einzigen bekannten Fall, bei dem eine Frau in einem komaartigen Zustand schwanger geworden ist und entbunden hat."

Kathy starb etwa ein Jahr später, nur ein paar Wochen bevor ihr Vergewaltiger—ein Krankenpflegehelfer—für den Übergriff verurteilt wurde. Das Baby wurde von Kathys Mutter großgezogen, die sich für Hintergrundüberprüfungen bei Krankenpflegern und andere Schutzmaßnahmen gegen Missbrauch in Pflegeeinrichtungen im Staat New York einsetzte. Das Gesetz, für das sie kämpfte, wurde „Kathy's Law" genannt und 1998 verabschiedet.