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Eric Weber nervt Basler mit Wahlkampf-Anrufen

Wiederholter Wahlbetrug, ein vorgetäuschter Rücktritt und rechtsradikales Gedankengut: Basels nervigster Politiker ist wieder einmal auf Stimmenfang—mit unlauteren Methoden.

Screenshot von YouTube

Eric Weber ist zurück. Der Basler DJ Daniel Vogel veröffentlichte gestern via Facebook einen Anruf, den er unerwartet vom Basler Grossrat erhalten hatte. Darin ist zu hören, wie sich der Lokalpolitiker einer dreisten Werbemethode bedient, der telefonischen Kaltakquise. In der Nachricht bezeichnet sich Weber als einziger Grossrat, der die Probleme in Basel benennt. Die Probleme, das sind gemäss Weber Raubüberfälle, Drogen, zu viele Asylsuchende und Kriminelle. "Bitte, bitte, wählen Sie Liste 14," schliesst Weber den ungebetenen Anruf ab.

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Dass auf der Liste von Webers rechtsextremer Partei "Volksaktion gegen zu viele Asylanten und Ausländer in unserer Heimat" auch eine Surprise-Verkäuferin mit schlechten Deutschkenntnissen gelandet ist, verschweigt der Grossrat jedoch in seiner Wahlkampagne. Anfang Monat bedrängte Weber die unwissende Verkäuferin so lange, bis die 68-Jährige den Zettel unterschrieb, den Weber ihr entgegenstreckte. Erst durch die Recherche von Schweiz am Sonntag hat die Frau erfahren, dass sie durch die Unterschrift gegen ihren Willen auf einer Kandidatenliste landete.

Bei Weber haben unlautere Methoden Tradition. Seine Liste von wahlpolitischen Verfehlungen ist lang. Bereits 1988 wurde der damals jüngste—und nach eigenen Aussagen auch schönste—Grossrat Basels auf Grund von Unregelmässigkeiten bei den Wahlen wegen Urkundenfälschung verurteilt. Viel gelernt scheint der Querulant dadurch nicht zu haben, 2004 sowie 2008 wurde er sich abermals der Wahlfälschung bezichtigt. Zuletzt wurde der Politiker 2014 wegen Wahlbetrugs zu 340 Stunden gemeinnütziger Arbeit verdonnert. Im Sommer drohte dem Lokalpolitiker gar ein Ratshausverbot, weil er eine im Hof schlafende Frau mit einer Zeitung attackiert hatte.

Alles nur Show

Dabei freute sich Basel einst, den politischen Störenfried los zu sein. Vor drei Jahren verkündete Eric Weber in einem legendären Videointerview mit bazonline seinen abrupten Rücktritt aus der Basler Politik. Nach fünf Monaten hatte der Grossrat in seiner dritten Amtszeit genug vom "Schweizer Verbrecherstaat". Er wollte lieber nach Abu Dhabi, wo Immigranten nach eigenen Angaben noch die Hand abgehackt werde, wenn sie sich kriminell verhalten würden. Dort sollte er Pressearbeit für einen Scheich leisten. Der selbsternannte Schönling verabschiedete sich mit den Worten: "Staatsanwaltschaft leckt mich am Arsch." Und klatschte sich dabei auf seinen entblössten Allerwertesten.

Webers medial äusserst wirksam inszenierte Abreise führte ihn aber gar nie in die Arabischen Emirate. Wie er in der Basler Zeitung selber zugegeben hat, war das ganze Theater nur eine Show: "Ich fuhr damals mit dem Zug bis Freiburg im Breisgau, stieg aus und in den nächsten Zug zurück nach Basel." Auch sein Rücktritt war bloss inszeniert. Das Rücktrittsschreiben habe Weber bloss vorgetäuscht, aber gar nie abgeschickt, erklärte er dem Basler Lokalblatt. Das Basler Parlament hatte sich zu früh gefreut.

Nach seiner "Rückkehr" lamentierte der Rechtspopulist über 17 Stunden lang im Grossen Rat, lähmte dadurch die parlamentarische Kammer und verursachte Kosten von 120.000 Franken. Weber bezeichnete sich selbst als "durchgeknallt" und hatte sich zwischendurch auch schon freiwillig in psychiatrische Behandlung begeben. Eigentlich ist es unverständlich, dass der politische Albtraum Weber im Oktober 2016 weitergehen soll. Er scheint in Basel aber über eine treue Stammwählerschaft zu verfügen. Diese könnte ihm ein weiteres Mal ermöglichen, sein Theater auf der Basler Polit-Bühne weiter zu spielen.

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