Eritreer in der Schweiz

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Eritreer in der Schweiz

Allein 2014 stellten knapp 7000 Eritreer ein Asylgesuch in der Schweiz. Weiterhin kommen aus dem Nordkorea Afrikas am meisten Flüchtlinge in die Schweiz.

Seit Sommer 2014 dokumentiere ich den Alltag von mehreren jungen Männern aus Eritrea, die wegen den prekären Verhältnissen in ihrer Heimat aus dem Militärdienst desertierten und nun ein sicheres Leben in der Schweiz suchen. Isolation und eine Art Schwebezustand zwischen Flucht und Asyl lähmt diese Menschen.

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Bevor ich Solomon kennenlernte, verlor ich mich fast in Anfragen für Bewilligungen an Hilfsorganisationen und Ämter für Migration. Schliesslich half mir die Caritas in Obwalden dabei, einige Flüchtlinge kennenzulernen. Dann lag es an mir, den Kontakt zu knüpfen und ihr Vertrauen zu gewinnen. Bei meinem ersten Besuch war die Skepsis gross, die eritreischen Flüchtlinge im Hotel Tell, der Asylunterkunft in Alpnach Dorf haben mir das Fotografieren anfänglich verboten.

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Indem ich wöchentlich vorbeiging und jeweils viele Stunden mit ihnen verbrachte, etablierte sich nach und nach eine Beziehung zwischen uns. Da sie kaum Deutsch oder Englisch sprechen, war die Kommunikation immer sehr schwierig. Man verstand sich jedoch trotzdem irgendwie. Mit der Zeit wurde es ganz normal, dass ich stets mit der Kamera auftauchte. Trotzdem war es immer schwierig, die Konzentration nicht nur auf die Gespräche zu richten, sondern auch auf meine Fotos.

Die entstandenen Bilder dokumentieren den Alltag dieser Menschen. Ungewöhnliche Ansichten, die—oft anonymisiert—keine spezifische Person zeigen, sondern sinnbildlich für viele eritreische Flüchtlinge in der Schweiz stehen können. Ich begleitete Solomon im November 2014 zu seiner zweiten Anhörung im Bundesamt für Migration in Bern. In einem vier Stunden langen Gespräch musste er alles haargenau erzählen, vom Zustand seines Landes, von seiner Heimatstadt und natürlich von den Gründen und dem Ablauf seiner Flucht.

Solomon ist inzwischen 23 Jahre alt, ich sehe ihn immer noch regelmässig. Sein Deutsch hat sich, seit ich ihn kenne, erheblich verbessert. Kürzlich konnte ich ihn zum positiven Asylentscheid beglückwünschen. Er darf nun in eine eigene Wohnung ziehen, sich einen Job suchen und ins Ausland reisen. In Schweden wartet nämlich die Frau auf ihn, mit der er seit Jahren zusammen ist.

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