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Popkultur

Religiöse Erweckung, einstürzende Stollen und Selbstmord-Fliegen: Das ist die "Ethnocineca"

Das und einiges mehr gibt es dieses Jahr beim "Ethnocineca" Filmfestival in Wien. Außerdem: Tickets! Gratis! Gewinnen!

Filmstill aus Oriented, via Ethnocineca

Wir lieben Dokus. Egal, ob sie die Terrormiliz Islamischer Staat, die Situation um Armut in Wien oder österreichische Burschenschaften beleuchten. Manchmal lieben wir Dokus sogar so sehr, dass wir uns wünschen, es würde ein eigenes Festival nur für Dokumentationen geben. Und man sollte ja bekanntermaßen vorsichtig sein mit seinen Wünschen—ihr wisst schon, you just might get it. In diesem Fall aber wollen wir es wirklich getten. Und wir haben es gegettet.

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Das Ethnocineca-Dokumentarfilmfestival, das vom 17. bis 22. Mai über die Bühne geht, feiert dieses Jahr tatsächlich schon wieder 10-Jähriges und hat sich mit 61 Filmen, sechs Tagen und zwei Spielstätten (Votivkino & De France) schon mal ordentlich ins Zeug gelegt, was die schiere Zahlengewalt der diesjährigen Inkarnation angeht. Seit 10 Jahren bietet das Festival eine Plattform für ethnografischen Film und fördert mit dem Austrian Documentary Award heuer auch erstmals die österreichische Szene.

Gezeigt wird deshalb unter anderem Johannes Grenzfurthners Nerdlife-Doku Traceroute, über die wir an dieser Stelle schon alles gesagt haben.

Das alles können und wollen wir euch nicht vorenthalten, weshalb wir auch kurzerhand für jede der unten genannten Vorführungen jeweils 2 Tickets verlosen. Um folgende Schmankerl handelt es sich:

Riding my Tiger

18. Mai, 20.15 Uhr

Riding my Tiger ist einer der Anwärter auf den Austrian Documentary Award und so verdammt gut, verschlusswürdig und umwittert, dass auf den gängigen Videoportalen des großen, weiten Internets nicht mal ein Trailer zu finden ist. Wenn ihr also wissen wollt, was diese hübsche Landschaft da oben mit der indonesisch-chinesisch Familiengeschichte des Filmemachers und einem Tigergeist zu tun hat, ist das hier euer Film. Aber nicht nur dann. Es geht hier, ohne zu spoilern, um das schwierige Verhältnis indonesischer Film-, Familien- und Zeitgeschichte, das bereits in Act of Killing von Joshua Oppenheimer thematisiert wurde. Nur damit niemand mit dem völlig falschen Mindset auf Tigerbild-Decodier-Suche im Kino geht.

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Fest of Duty

19. Mai, 19.30 Uhr

Zwei 9-jährige Mädels werden in Teheran beim sogenannten "Fest of Duty" über ihre künftigen religiösen Pflichten aufgeklärt. Acht Jahre später trägt die eine Hijab, die andere träumt von Hollywood. Wir haben euch bereits in einer Fotoreportage die unbekannteren Seiten des Iran vorgestellt, aber dieser Film setzt dem noch mal einiges an Kopfbedeckungen auf (und wieder ab). Wer sich halbwegs bis sehr für differenzierte Gesellschafts(bewegt)bilder interessiert, die Religion zwar streifen, aber zum Glück nie bei ihr picken bleiben, sollte hier unbedingt vorbeischauen. Der Film wurde bisher mit zwei Awards ausgezeichnet.

Reveka

20. Mai, 21.15 Uhr

Trailer REVEKA (english subs) from Playtime Films on Vimeo.

Auch hier gibt's einen Geist—und eigentlich sogar mehrere, die allesamt einen Berg in Bolivien bewohnen sollen. Reveka begleitet drei Brüder, die auf der Suche nach Silber tagtäglich in Bergbauschächte hinabsteigen, wissend, dass die unterirdischen Gänge jederzeit einstürzen könnten. Eine ähnliche, wenn auch weniger dramatische Geschichte kennen manche von euch vielleicht aus unserer Fotoreportage "Schwarzes Gold aus dem Elendsschacht", für die der Fotojournalist Michael Biach illegale Kohlearbeiter in den Grenzorten Polens begleitet hat. Auch hier geben Bewegtbild und Bolivien dem Ganzen eine dramaturgische Tiefe, der man fast so schwer entkommt, wie den Stollen im Film.

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The Silence of the Flies

21. Mai, 22.00 Uhr

Das Thema Selbstmord ist seit jeher ein gleichermaßen beschissenes und in seiner Unbegreiflichkeit faszinierendes—ob es um den Selbstmord-Wald in Japan, die literarische Aufarbeitung von inerfamiliären Fällen oder die grenzwertigen Absichten junger Liebenden geht. Noch schlimmer und unbegreiflicher wird das Ganze, wenn die Protagonisten noch jünger werden und die Vorfälle epidemisches Ausmaß erreichen.The Silence of the Flies leiht sich seinen Titel bei Hannibal Lecter, wurde bereits mehrfach ausgezeichnet und feiert auf der Ethnocineca seine Österreich-Premiere. Erzählt wird die Geschichte von zwei venezolanischen Mädchen, die sich in den 90er Jahren während einer mysteriösen Selbstmordepidemie im Alter von nur 15 Jahren das Leben nahmen.

Wir möchten eurem Glück oder auch eurer glücklosen Erkenntnissuche nicht im Weg stehen und wollen euch den Kinobesuch daher nicht unnötig schwer machen. Eine E-Mail mit eurem Wunsch-Film an win@vice.at und ihr seid dabei. Los.