Eure Filmbestenlisten sind alle falsch

Seit knapp zwei Wochen versuche ich jetzt eine Jahresbestenliste in Sachen Film zu erstellen. Damit würde ich mich endlich in der Reihe von Experten wiederfinden, die letztes Jahr zumindest einmal um die 15 Euro für einen Film und schlechte Popcorn ausgegeben haben, und sich dank Facebook dazu bemüßigt fühlen, ihre Expertenmeinung mit der ganzen Welt zu teilen. Aber egal wie sehr ich mich auch bemühe, wenigstens fünf geeignete Kandidaten für ein Ranking zu finden, ich scheitere. Das ist an sich schon etwas traurig, viel bitterer ist allerdings die Erkenntnis, dass es nicht an meiner Unfähigkeit, sondern an einem echt beschissenen Kinojahr liegt. So schlecht, dass ich mittlerweile versucht bin, komplett auf das gemeinschaftsstiftende Erlebnis zu verzichten, in einem dunklen Raum zwischen lauter Popcornkauender Vollidioten zu sitzen. Vor allem, da mein Fernseher jetzt groß ist und ich beim Schauen gerne die Schuhe ausziehe und die Hand in die Hose stecke.Aber seht selbst.

TDKR

Der Umstand, dass der dritte Batman-Teil von Nolan im Gegensatz zu allen anderen Blockbustern des Jahres NICHT in 3D gedreht wurde, reicht noch nicht, um TDKR zum besten Film des Jahres zu machen. Wenngleich es ein ziemlich großer Vorteil ist. Dank 3D war The Avengers über große Strecken eher ein sehr dunkles, vom Höhlengleichnis inspiriertes Schattenspiel und bei The Hobbit konnte man entweder noch einmal 5 Euro auf die eh schon überteuerte Kinokarte drauf zu legen um sich in einer Mittelerdetelenovela wiederzufinden, oder 90% des Films waren so unscharf wie Taylor Swift als Kind (siehe oben). Einzig bei Prometheus hat der 3D Effekt am Anfang beeindruckt, aber Ridley Scotts Reboot (und ja, es ist eindeutig ein Reboot und kein Prequel) hatte das auch nicht retten können.

AMOUR

Der neue Haneke ist wahrscheinlich am ehesten das, was der Idee vom besten Film des Jahres nahe kommt und ich verwette meinen linken Hoden dafür, dass Amour nicht nur den Auslands-Oscar sondern auch einen Darstellerpreis gewinnen wird. Aber kann ein Film, egal wie berührend oder gut gespielt oder spannend das Thema (was gibt es besseres als Liebe und Tod?) ist, guten Gewissens zum besten Film des Jahres ernannt werden, bei dem ich eingeschlafen bin? Das war wohlgemerkt vor dieser Traumszene im Gang mit dem Wasser, aber trotzdem… Dieser Film ist einfach zu viel Arthouse und zu wenig Unterhaltung. Ich behaupte dasselbe gilt für Paradies:Liebe, Beasts of the Southern Wild, Holy Motors, Tabu und alle die anderen Filme, die entweder in eurer Liste sind, um euch intellektueller wirken zu lassen oder aus der Falter Bestenliste stammen.

MOONRISE KINGDOM

Die markanteste Erinnerung an den letzten Wes Anderson hat mit der Frau zu tun, die im Filmcasino vor mir gesessen ist und sich darüber beschwert hat, dass ich meine Knie an ihrer Rückenlehne abgestützt habe. Ich weiß, es war eine Liebesgeschichte zwischen Teenagern und Bruce Willis hatte die letzte gute Rolle seines Lebens (oh mein Gott, was habe ich Angst vor dem neuen Die Hard), aber ansonsten ist nichts von diesem Film übriggeblieben. Hat jeder neue Wes Anderson Hipster-Film automatisch ein Anrecht auf die Top 5, nur weil ziemlich sicher weirde Charaktere, skurrile Besetzungen und komische Animationen dabei waren?

LOOPER

Es ist mir unerklärlich. Wirklich, ich kann es beim besten Willen nicht verstehen. Vielleicht sind alle Bestenlistenersteller da draußen so große Science Fiction Fans, dass sie nach der Enttäuschung von Prometheus sich beim nächsten Film, der irgendein Sci-Fi Element in sich trägt, vor lauter Freude in die Hose gekommen sind und haben den Rest des Filmes auf der Toilette verbracht. ABER: Warum soll man jemand in die Vergangenheit schicken, um ihn umzubringen, wenn Bruce Willis Frau ganz einfach erschossen wird? Und gibt es in der Zukunft kein Telebanking mehr, oder warum wird die Kohle nicht einfach überwiesen? Und verdammt noch einmal warum soll sich ein Looper selbst umbringen, wenn es doch viel effizienter wäre, ihn von einem anderen umloopern zu lassen.