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The True Crime Issue

Ein Modeshoot mit Ex-Kriminellen

Ex-Kriminelle erzählen dir von ihren Jugendsünden und wie sie auf die falsche Bahn geraten sind.

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MIACHI
Ich glaube, die meisten Leute würden sagen, ich hatte eine harte Kindheit, aber ich habe das nie so gesehen. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich in einer schlechteren Position bin als die anderen, als ich zur Schule gegangen bin. Dann ist mir aufgefallen, dass meine Situation doch anders war. Und ich habe das kultiviert. Als ich elf war, lief ich mit meinem Bruder die Straße entlang und plötzlich wurde einem Mann ins Gesicht geschossen. Meine Mutter hat danach eine Veränderung in meinem Bruder und mir gesehen. Danach haben wir ziemlich viel Mist gemacht, den wir nicht hätten machen sollen. Wir sind damit aufgewachsen zu wissen, was richtig und falsch ist, aber dann habe ich angefangen, Waffen zu transportieren, Drogen zu dealen und Leute und Geschäfte auszurauben usw. Mir war klar, dass das falsch war, aber ich empfand keine Reue. Als David Cameron gewählt wurde, wurde die Sozialhilfe meiner Mutter gekürzt. Sie konnte aber nicht arbeiten, weil sie behindert ist. In meiner Logik, war das Geld, das ich nach Hause brachte, für meine Familie.

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Am Ende wurde ich wegen bewaffneten Raubüberfalls angezeigt. Ich konnte diese Sachen irgendwann nicht mehr machen. Ich studiere jetzt Film- und TV-Produktion und es geht oft um Ethik in dem Bereich. Wie kann ich jemanden im Fernsehen wegen eines Fehlers kritisieren, wenn ich das früher selbst gemacht habe. Heute könnte ich das nicht mehr.

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LEE
Ich bin im Southend aufgewachsen, mit Skateboards, Graffiti und hatte immer Ärger. Man konnte nicht viel anderes machen, außer sich zu prügeln. Komplett sinnlos. Irgendwann wurde ich dann wegen Körperverletzung und dem Tragen einer Waffe angezeigt. Ich war gut fünf Jahre mit meiner Freundin zusammen. Sie ist alleine ausgegangen und hat es darauf angelegt mit anderen Jungs zu flirten und sie überredet, sie nach Hause zu bringen. Es ist nie was passiert. Aber einmal habe ich sie zusammen mit einem Freund von mir bei uns zu Hause erwischt und dann bin ich ausgeflippt. Ich hab die Tür eingetreten und ihn zusammengeschlagen. Das war mich echt peinlich. Mein Vater ist Polizist. Ich bin weggefahren, habe ihn angerufen und gesagt, „Ich habe Mist gebaut, ich brauche Hilfe und deinen Rat." Er hat mir geraten, mich zu stellen. Zwei Tage später wurde ich auf Kaution entlassen und ich durfte mich keinem von beiden nähern. Ich habe zwei Wochen normal weitergelebt. Aber sie ist immer wiedergekommen und hat gegen die Tür geschlagen und geschrien. Wenn ich sie ignoriert habe, hat sie der Polizei gesagt, sie hätte mich in ihrer Straße gesehen oder dass ich sie angerufen hätte. Dann musste ich irgendwann in den Knast. Irgendwann ist das alles kein so großes Problem mehr. Wenn du älter wirst, findest du andere Dinge, auf die du dich konzentrieren kannst.

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JACK
Meine Mutter hat alles für uns getan und versucht uns richtig zu erziehen. Mein Vater starb als ich neun war, was natürlich nicht toll war, aber ich frage mich immer, ob ich es wirklich jemals verstanden habe, weil ich noch so jung war. Ich war immer mit meinem Bruder zusammen, wenn meine Mutter arbeiten war, ironischerweise bei der Polizei. Ich war immer mit Älteren zusammen und damals habe ich angefangen kriminelle Sachen zu machen. Irgendwann habe ich angefangen Hasch zu dealen und auch ein bisschen davon selbst zu rauchen und bin immer mehr in diese Vorstadtgangster-Szene reingerutscht. Ich habe damals nichts bereut, weil je schlimmer und aggressiver wir uns damals benommen haben, desto mehr Anerkennung hatten wir untereinander. Jetzt ist das anders, aber es ist immer noch mein Leben und ich würde es heute vermutlich nicht anders machen. Zum ersten Mal wurde ich auf der anderen Seite der Erde, in Neuseeland, verhaftet und das hat damals nichts für mich verändert. Als ich wieder raus war, war das alles, und ich war froh darüber. Alles was ich wollte, war Geld machen. Mein zweites Mal im Knast war zu Hause. In der Nähe meiner Freunde und Familie. Einmal bin ich Gefängnisbus sogar an unserem Haus vorbeigefahren. Und das hat alles verändert. Nach dem Urteil wusste ich, dass es vorbei ist. Ich bin aus dem Gefängnis gekommen und habe mir geschworen, dass ich nie wieder zurück will. Ich bin nach Hause, habe mein Telefon abgegeben und seitdem gibt es keine Verbrechen mehr in meinem Leben. Ich arbeite hart. Ich habe eine wunderschöne Freundin. Ich zahle Miete und meine Rechnungen, ich habe ein Auto. Ich arbeite auf der ganzen Welt. Und ich verdanke alles meiner Mutter und meiner großen Schwester, die immer zu mir gehalten haben. Wir waren immer das Gegenteil voneinander und sie haben die Dinge verabscheut, die ich getan habe, aber sie sind trotzdem immer noch auf meiner Seite. Das muss hart für sie gewesen sein.

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Schuhe von Nike, Jeans von H&M, Oberteil von Stone Island

JORDAN
Wenn man in einer Sozialsiedlung aufwächst, rutscht man da rein, egal ob es Dealen ist, Leute ausrauben oder sich prügeln. Bei mir ging es meistens ums Verprügeln. Es hatte auch was damit zu tun, dass die Leute auf meiner Schule Probleme mit den Leuten auf zwei anderen Schulen hatten. Auf dem Nachhauseweg musste ich immer alleine da vorbeilaufen. Ich musste lernen, wie man kämpft und dann hat es angefangen, mir Spaß zu machen. Aber das war alles. Schlägereien viel eher, als andere Verbrechen. Und später hatte es dann meistens mit Fußball zu tun. Millwall ist mein Team und wenn du zu einem Spiel gehst, dann kämpft du immer mit irgendjemanden, seien es die anderen Fans oder die Polizei. Polizisten sind praktisch legale Hooligans. Sie kommen auf dich zu und schlagen dir ins Gesicht oder sprühen dich mit Tränengas ein. Die sind meistens schlimmer als die Fans.

Ich hatte einige Vorstrafen, aber verurteilt wurde ich für die Teilnahme an Krawallen. Und ich hatte zwei einstweilige Verfügungen, wegen Schlägereien auf der Straße und in Kneipen. Einmal wollte ein Jamaikaner mich in Tooting ausrauben und hat mich provoziert. Den habe ich dann fertiggemacht. Dafür wurde ich verhaftet. Heute denke ich: Geh nicht raus, mit dem Gedanken, dass dir was schlechtes passieren wird, weißt du? Da draußen gibt es auch die Möglichkeit, dass dir was gutes passiert, zieh dich nicht selbst runter. Das habe ich nämlich früher gemacht. Ich musste das auf die harte Tour lernen und zwar ziemlich früh. Ich musste zum ersten mal mit 20 in den Knast. Und das hat mir geholfen, ich kam raus und dachte, „das ist kein Leben für mich," und ab da habe ich mich geändert.

FOTOS VON ALEX DE MORA
PRODUKTION: TABITHA MARTIN UND KYLIE GRIFFITHS