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Sex

Ein Sexblogger erklärt jungfräulichen Freiern die Bordell-Netiquette

Ein erfahrener Sexblogger erklärt euch, wie ihr die Mädels im Puff in jeglicher Hinsicht von euch überzeugt.
Misslungener Ablauf in einem Bordell, Illustration

Seit September hängen an den Fenstern der Bordelle in Amsterdam Aushänge, die potenzielle Kunden über drinnen geltende Verhaltensregeln informieren. In der Praxis sind diese Aushänge Ergebnisse gut gemeinter Bürokratie, die sich jedoch nie jemand durchlesen wird. Wenn du dir die Größe des Zettels, den Alkoholpegel und all die anderen Ablenkungen im und um das Fenster herum vor Augen führst, ist es wahrscheinlich, dass du die Anweisungen nicht einmal wahrnimmst. Sie sind jedoch für diejenigen unter euch interessant, die noch nie für Sex bezahlt haben, dies aber beim nächsten Ausflug nach Amsterdam, Nevada oder Köln eventuell tun und dabei nicht wie ein Amateur und ein Arschloch rüberkommen wollen. Ich habe jetzt schon seit einer Weile Sex mit den „Fenstermädchen" aus Amsterdam und schreibe einen Blog über meine Erfahrungen, der mir letzten Monat ein Interview mit VICE eingebracht hat. Damit du dich nicht auf das Kleingedruckte im Rotlichtbezirk verlassen musst, möchte ich mein Wissen aus den letzten Jahren dazu nutzen, um meinen eigenen, sachkundigen Guide zu Umgangsformen mit Sexarbeiterinnen zu überreichen.

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Neue Mädchen sind genauso ahnungslos wie du

Wenn es eine Sache gibt, die ich bei meinen Gesprächen mit den Mädchen gelernt habe, ist es, dass sie am Anfang ihrer Laufbahn genauso ahnungslos sind wie Freier vor ihrem ersten Besuch. „Du weißt nicht, was du machen sollst—du weißt nicht, wie viel Geld du nehmen sollst", sagen sie. „Die Typen sagen, dass dies und jenes klargeht, und du glaubst ihnen." Abgesehen davon können die Vorstellungen der Typen, die vorher noch nie ein Bordell besucht haben, schädlicher, angreifender oder einfach nur unkultiviert sein. „Sie kommen rein und grabschen einfach nur", wurde mir mehrfach berichtet, meist begleitet von einem Augenrollen.

Soweit ich es sagen kann, kommt das Gegrabsche von Erwartungen, die jungen Männer durch die Internetpornografie vermittelt wird, wie zum Beispiel die Sache, dass männliche Pornostars den Frauen beim Analsex ihre ganze Hand in den Mund zu stecken versuchen. Derartige Verhaltensweisen werden von den Fenstermädchen verständlicherweise nicht allzu sehr geschätzt. Sie verkaufen ihre Zeit und mithin den Zugang zu bestimmten sexuellen Handlungen. Sie sagen nicht: „Gib mir 50 Euro und mach alles, was deinem dummen Hirn einfällt."

Behandle die Frauen so, wie du deine Freundin behandeln würdest (zumindest annäherungsweise)

Ich persönlich behandele Prostituierte so wie meine Freundinnen. In Beziehungen verhalte ich mich respektvoll und kümmere mich um das Wohlergehen meiner Partnerin. Der Wert dieses Ratschlags ist natürlich davon abhängig, wie du dich in Beziehungen verhältst, aber ich gehe mal davon aus, dass du ein guter Mensch bist und deine bisherigen Beziehungen kein Shitstorm von häuslicher Gewalt, Vernachlässigung und psychologischer Grausamkeit waren. Was du nicht mit deiner Freundin tun würdest, solltest du auch keiner Prostituierten zumuten. Letztlich ist es eine Sache elementarer Sozialkompetenz.

Ein Laufhaus mit Fenster in Amsterdam
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Zögere nicht, sondern sei bestimmt

Die Fensteretikette beginnt am Fenster, wenn der Typ noch auf der Straße steht. Wenn du dich einem Fenster näherst, ist es recht ziemlich wahrscheinlich, dass das Mädchen auf der anderen Seite aus der Tür kommt und dich auscheckt. Aber es kann auch sein, dass sie es nicht tut, denn es gibt eine Menge Leute, die ihre Zeit verschwenden und nur vor dem Fenster stehen und glotzen. Das mögen die Frauen auch nicht. Würdest du es gut finden, wenn ein Fremder für einen längeren Zeitraum deinen halbnackten Körper anstarrt, während er sich überlegt, ob er seinen Penis in ihn stecken will?

Glotz nicht. Triff vorher eine Entscheidung und mach den ersten Schritt, indem du leicht ans Fenster klopfst. So komisch das klingen mag, ist es die beste Weise, dein Interesse zu zeigen. Wenn du allerdings auf De Wallen entlanggehst, eine der geschäftigeren Straßen im Amsterdamer Rotlichtbezirk, und viele Frauen an ihre Fenster klopfen, wenn du an ihnen vorbeigehst, ist das ein Zeichen dafür, dass es ein ruhiger Tag und damit ein vom Käufer bestimmter Markt ist. Dies ist das einzige Szenario, in dem es in Ordnung ist, ein bisschen länger zu überlegen.

Setze vorher fest, was du für dein Geld bekommst

Wenn du nicht möchtest, dass innerhalb von 10 Minuten alles furchtbar schiefgeht, fragst du als nächstes nach dem Preis. Normalerweise wird der bei 50 Euro liegen, aber es kann auch sein, dass sie 40 Euro sagt. (Mit einer Frau, die 50 oder 40 Euro verlangt, kann man sich wahrscheinlich auch auf 40 bzw. 30 Euro einigen.) Ich persönlich habe keine Lust zu versuchen, den Preis herunterzuhandeln, aber wenn du so ein Typ bist und über den Preis von Blowjobs feilschen möchtest, kannst du jetzt damit glänzen. Wenn die Frage geklärt ist, gibt es eine zweite wichtige Frage: „Was machst du für 50 Euro?" Wenn du diese Frage nicht stellst, kann es zu Missverständnissen kommen. Für dich beinhaltet dieser Preis wahrscheinlich ein bis zwei Minuten Fellatio und anschließend penetrativen Sex. Für sie bedeutet es wahrscheinlich ein bis zwei Minuten Fellatio und dann die Möglichkeit, für penetrativen Sex weitere 50 Euro zu verlangen. Sie wird wahrscheinlich versuchen, diese Masche zu legitimieren, indem sie dir erzählt, dass alle Frauen es so machen. Das ist natürlich Betrug (und schlechtes Benehmen), aber es ist die fairste Art des Betrugs, weil du dich selbst in diese Situation gebracht hast.

Geh kein Risiko ein (was generell ein guter Ratschlag ist)

Zu diesem Zeitpunkt ist der Preis ausgehandelt, du weißt, was du für diesen Preis bekommst und du bist drinnen. Vielleicht bist du schon im richtigen Raum, vielleicht musst du noch in einen anderen Raum auf der anderen Seite des Ladens gehen. Es kann auch sein, dass du ein paar Treppen steigen musst. Wie auch immer, der Anstand erfordert es, dass du vorgehst. Du wirst merken, dass die Frauen genauso verfahren wie Makler, denn in beiden Fällen bist eine unbekannte Größe und dadurch eine potenzielle Gefahr. Dieser Ratschlag gilt wahrscheinlich auch für den Alltag, aber versuche, nicht bedrohlich rüberzukommen.

Missglückter Ablauf eines Besuchs im Puff, Illustration
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Stürz dich nicht gleich hinein

Es gibt offenbar Typen, die ihren Schwanz auspacken, sobald sie den Raum betreten. Allein dieser Satz sollte dir zu verstehen geben, dass das kein gutes Benehmen ist. Falls du deutlichere Anweisungen brauchst: Du solltest zuerst dein Portemonnaie herausholen und dich von den 50 Euro trennen, die an der Tür vereinbart wurden. In Bordellen zahlst du im Voraus. Wenn ich mich zum Handeln entschließe, ist das der Zeitpunkt dafür. Malcolm Gladwell hat ein Buch mit dem Titel Blink geschrieben und postuliert, dass Experten Einschätzungen, die normalerweise Stunden oder Tage genauer Analyse voraussetzen, in einem einzigen Augenblick treffen können. Ich treffe die Entscheidung darüber, ob ich der Frau mehr Geld für mehr Zeit biete, wenn es soweit ist (in dem Augenblick, in dem wir persönlich Kontakt aufgenommen haben).

Ich habe keine Ahnung, was andere Typen wollen—Fußjobs, Wetplay oder etwas mit den knubbeligen Dildos, die neben dem Bett liegen? Wenn du etwas davon willst, ist jetzt die letzte Gelegenheit, danach zu fragen. Es kann der Moment sein, in dem sie versucht, den Preis zu erhöhen. Das ist schlechte Etikette. Du hast gerade 50 Euro hingelegt und sie sagt so etwas wie: „Für 100 Euro kannst du noch mehr Spaß haben." Das mag sein. Ich habe mich nur einmal dazu überreden lassen und mehr als meine Lektion gelernt.

Jetzt zieh dich aus

Was auch immer ihr vorher ausgemacht habt—jetzt solltest du dich ausziehen. Und sie sich auch. Es sind zwar ihre Regeln, aber es ist kein gutes Zeichen, wenn sie den Bikini anbehält. Ein weiteres Zeichen, dass nicht alles glatt läuft: Wenn sie darauf besteht, dir die Hand zu schütteln und sich förmlich vorzustellen, sobald der Vorhang gefallen ist. So ein Händeschütteln ist normalerweise ein Zeichen, dass die nächste halbe Stunde im besten Fall ein kleines bisschen interessanter als eine Auseinandersetzung im mittleren Management einer Versicherungsfirma wird. Und im schlimmsten Fall hat sie vor, dich zu verarschen. Obwohl ich mich damit einmal auch richtig (und glücklicherweise) geirrt habe.

Achte abgesehen von diesen Details darauf, nicht zu sehr zu trödeln. Denn auch wenn du dachtest, dass du gerade 15 Minuten Sex gekauft hast, gehört das ganze An- und Ausziehen auch dazu. Und manche Mädchen haben eine ziemlich flexible Definition von 15 Minuten.

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Wenn das Ausziehen erledigt ist, bitten dich manche Mädchen, deine Hände und deinen Schwanz zu waschen. Manche machen das mit Feuchttüchern einfach selber, und manche fangen einfach gleich mit dem Geschäft an.

Erledige das, weshalb du hier bist

Die Action fängt meistens damit an, dass das Mädchen dich bittet, dich aufs Bett zu legen, bevor sie dir ein Kondom anzieht und anfängt, dir einen zu blasen. Die erste Frage, die du dir stellen wirst: „Darf ich sie berühren, während sie das macht?" Die Antwort: vielleicht. Sie könnte die Frage auch schon geklärt haben, indem sie sich am Fuß des Bettes positioniert hat, so weit weg von deinen Händen wie möglich. Sie könnte aber auch neben dir stehen oder knien.

Wenn du sie also anfassen willst, kannst du das herausfinden, indem du es versuchst. Sie wird dich wissen lassen, ob es OK ist. Und sie wird es dich bestimmt wissen lassen, wenn es nicht OK ist. Sie könnte zum Beispiel auch „Anfassen kostet mehr" sagen oder deine Avancen tolerieren, dir dabei aber sanfte Ratschläge wie „nicht innen, Schatz" geben.

Sie mag auch Vorstellungen haben, wie das penetrative Zeug laufen sollte, aber zwei Positionen—die sich der Kunde aussuchen kann—sollten drin sein. Wenn man so weit gekommen ist, gibt es noch ein paar Punkte, die zu beachten sind. Wenn du nicht kommen kannst, ist das dein Problem. Genauso ist es vorbei, wenn du gekommen bist. Aus und vorbei, auch wenn du noch mehr Zeit auf der Uhr hattest. Die Ausnahme dieser Regel ist, wenn ein Typ eine Stunde gebucht und vorher signalisiert hat, dass er den Sex gleich am Anfang erledigen und dann noch reden will. Was öfter passiert, als man glauben würde. Der Punkt ist, alles hängt von dem ab, was vorher ausgemacht wurde.

Räum auf und trödel nicht rum

Es gibt ein letztes Stück Etikette: das Aufräumen.

Die zivilisierteste Methode ist nicht mehr so Mode wie früher, aber man sieht es hin und wieder noch. Grundsätzlich setzt du dich aufs Bett, sie reißt ein paar Stücke von der Küchenrolle ab, drückt sanft auf deinen Schwanz (um den letzten Rest rauszukriegen), nimmt das Kondom ab und trocknet dich mit noch mehr Küchenrollenpapier ab. Andere lassen dich das selber machen, was ich auch fair finde—du hast für Sex bezahlt, nicht fürs Gebadetwerden.

Meine Lieblingsmädchen behandeln ihren Typen weiter wie einen geschätzten Kunden, und zwar bis er aus der Tür ist, wo sie ihm noch ein paar Luftküsse aufdrücken. Manche Thai-Mädchen geben dir sogar Süßigkeiten mit.