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Zwei Flüchtlinge landeten in Rumänien und fingen an zu heulen, als sie es merkten

Die rumänischen Behörden bereiten sich fleißig auf Flüchtlinge vor, doch wenn dann mal welche kommen, wollen sie einfach nur wieder weg.

Wer würde denn nicht gerne in einem Land leben, wo Straßenrand-Barbecues eine feste Tradition sind? Foto: Gabriel Petrescu

Letzte Woche berichtete eine rumänische Lokalzeitung von zwei afghanischen Flüchtlingen, die sich in der Gegend um Beba Veche aufhielten—ein Dorf in der Nähe der rumänischen Grenzen zu Serbien und Ungarn. Das war für uns Rumänen schon eine ziemlich große Sache, denn im Gegensatz zu den mittel- und südeuropäischen Ländern, deren Straßen und Bahnhöfe derzeit voll mit Menschen sind, die vor Krieg und dem Tod flüchten, wurde in unserem Land noch kein wirklicher Flüchtlingsstrom verzeichnet. Aber jetzt konnten wir endlich mitreden, uns mit der Krise auseinandersetzen und genauso wie unsere Brüder und Schwestern aus dem Westen richtig wütend werden. Wir hatten endlich einen Grund, uns richtig europäisch zu fühlen. Das ganze Land frohlockte.

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Aber dann fanden wir heraus, dass die zwei Afghanen nur aus Versehen in Rumänien gelandet waren. Anscheinend sind sie über Serbien gekommen und haben dann einfach dort, wo Ungarn auf Rumänien trifft, die falsche Abzweigung genommen. Die rumänischen Grenzbehörden griffen die zwei Flüchtlinge drei Meter vor der Grenze auf und klärte sie darüber auf, dass sie sich in Rumänien befinden würden. Daraufhin taten die beiden das, was jeder Rumäne innerlich tut, wenn er oder sie aus einem Urlaub im Westen Europas nach Hause kommt: Sie fingen an zu weinen. Das ganze Land hatte Mitleid.

Auf dem Polizeirevier wurde den beiden Afghanen dann mitgeteilt, dass sie nicht nach Ungarn weiterreisen dürften. Also baten sie die Behörden darum, wieder nach Serbien zurückgeschickt zu werden, anstatt in Rumänien zu bleiben. Und genau so ist es auf der Grundlage eines Rückübernahmeabkommens mit Serbien dann auch gekommen. Rumänien hat seine Chance nicht genutzt, die ersten Flüchtlinge aufzunehmen. Allerdings wurden die Behörden durch diesen Zwischenfall auch nicht davon abgehalten, ihre Gastfreundschaft eifrig zu üben. Über Nacht wurden ungefähr 50 Zelte erst auf- und dann gleich wieder abgebaut, um für den Ernstfall perfekt vorbereitet zu sein.

Hier wurden die beiden Afghanen aufgegriffen.

Des Weiteren trifft die rumänische Stadt Târgoviște (die sich übrigens nicht mal in Grenznähe befindet) seit August Vorbereitungen, um 5.000 Flüchtlinge aufnehmen zu können. Das Innenministerium arbeitet derzeit an einem Gesetzesentwurf, der eine härtere Bestrafung von Schleppern vorsieht, und die Polizei ist drauf und dran, 6.000 neue Beamte einzustellen. „Wir wollen unsere Mittel erhöhen und unsere Möglichkeiten verbessern, falls es wirklich zu einer Krisensituation kommen sollte", meinte Corneliu Calotă, der Pressesprecher der rumänischen Regierung, während einer Pressekonferenz.

Als man sie interviewte, behaupteten die Einwohner Beba Veches, kein Problem mit den Flüchtlingen zu haben, weil die ja sowieso nicht bleiben wollen. „Die planen doch eh schon ihre Weiterreise nach Schweden oder Deutschland", sagte einer der Befragten. In einem anderen Interview wollte eine Gruppe Flüchtlinge in Budapest gar nichts von einem Verbleib in Rumänien wissen, denn laut ihrer Aussage ist das Land einfach zu arm. Zum Glück hat die EU Rumänien Anfang des Monats 6.359 Flüchtlinge zugewiesen—wir können uns also doch wie echte Europäer fühlen.


Thumbnail: Dennis Jarvis | Flickr | CC BY-SA 2.0