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Sex

Luststreifen: Filme über und von Vulven und anderen Geschlechtsteilen

Drei Männer sprachen miteinander über Vulven, das Luststreifen 2014 und queere Lust—auch für Heteros. Freitickets verlosen wir an Frauen und Männer.

Alle Stills zur Verfügung gestellt vom Luststreifen—queer cinema basel

Was ist die Vulva? Was die Vagina? Wer zu viel einschlägige Musik gehört hat, sagt eh standardmässig Pussy. Der Umgang mit den weiblichen Geschlechtsorganen ist nicht wirklich unbeschwert, aber der Umgang mit Geschlechtsorganen ist sowieso nicht unbeschwert. (An dieser Stelle grüsse ich all meine Freunde, die letztes Jahr Hodenkrampfadern hatten.)

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Darum tut jede Auseinandersetzung mit ihnen und dem Drumrum gut, selbst wenn sie pure Draufsicht ist. Beim queeren Filmfestival „Luststreifen" ist spätestens ab diesem Jahr Draufsicht aber keine Option mehr, denn mit dem SM- und dem Shibari-Workshop—„Ab 18 Jahren. Die Teilnehmenden bleiben während des Workshops angezogen."—wird von den Interessierten Ganzkörper-Action gefordert.

Bei „Luststreifen" geht es natürlich um Lust. Und visuelle Lust kommt irgendwann an ihre Grenzen, deshalb ist es gut, dass man sich an der 7. Ausgabe des Festivals neu auch anfassen darf.

Zu sehen gibt es trotzdem viel Lesbisches, Schwules, Sich-nicht-auf-Genderseminare-Einlassendes, Heterosexuelles und Genitales. Diese Breite ist überhaupt nicht selbstverständlich, so erzählte mir „Luststreifen"-Pionier Jörg von einem Schweizer Festival, das „Transgender-Filme ablehnt, weil sie nicht eindeutig schwul oder lesbisch sind. Queer ist nie ein LGBT-Ersatz, sondern andersartig im wahrsten Sinne. Es gibt jetzt auch keine Schwulen- oder Lesbenquote, die wir in irgendeiner Form einhalten."

Niemand von uns weiss, welcher sexuellen Orientierung wir jetzt die Schweizer Premiere von Vulva 3.0 am „Luststreifen"-Festival zuordnen sollen. Schräg genug, dass ich (ein Mann) Dirk und Jörg (zwei Männer) vor allem zu einem Essayfilm über weibliche Geschlechtsorgane befragt habe.

Quelle: Youtube

Ob durch Direkterfahrung oder über „den Share an Geschlechtsteilen in Filmscreenings" (Dirk von „Luststreifen") haben wir alle schon Vulven gesehen und benötigen auch keine Plüsch-Vulven wie einige der im Film thematisierten erwachsenen Frauen. Trotzdem fühle ich mich im Gespräch komisch, denn wir haben „das" da unten nicht und kommen darum nicht über die Draufsicht raus.

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Und ja, „das" da unten ist immer wieder konfliktbehaftet, so meint etwa Dirk: „Die Eingriffe bei Genitalverstümmelungen und bei diesen Labialkorrekturen sind so nah beieinander. Ich finde, dass das schon eine Dimension ist, die es so früher nicht gab. Natürlich sollte es nach

auch einen Penis, Eichel, Prostata 3.0-Film geben." Vulva 3.0 steigt zwar mit etwas altbackenem „Frauen müssen einfach lernen, ihren Körper zu lieben."-Mief ein, aber legt das Lehrerhafte bald ab, um das Absurde an Geschlechtsteilkomplexen aus- und aufzuarbeiten. (Wie soll man auch ohne Lehrerton über Plüschvaginas für Erwachsene berichten?)

Und so prusten Dirk, Jörg und ich los, wenn wir an den dicklichen Grafiker denken, der die inneren Schamlippen eines Models wegphotoshoppt, von der beruflichen Verantwortung, die er trägt, spricht und dann verlautbart, wie froh er sei, dass seine Partnerin seinem Schamlippen-Schönheitsideal entspreche. Vor diesem Film hatte ich nicht mal eine Vorstellung von Schamlippen-Präferenzen—Schamlippen sind doch einfach schön?

Ulrike Zimmermann, die Regisseurin von Vulva 3.0, mailte uns dann hinterher ihre Zustimmung dazu, dass drei Männer über Vulven sprechen.

Dabei hielt sie fest, dass „der Heteromänner-Blick auf Vulven liebevoller und kenntnisreicher ist als der Blick, den Frauen selbst auf ihre Intimregionen haben." I am a heterosexual masculine being and I approve (the first part of) this message.

Den Film Eichel 3.0 gibt es bis jetzt—jedenfalls soweit ich weiss—nicht, aber dafür kann vom 2. bis 5. Oktober im Neuen Kino Basel alles geschaut werden, was irgendwie sinnlich ist: Von Porn Shorts, die laut Jörg „Porno-Reflexionen, aber immer auch Triebabfuhr" sind über den verzuckerten LGBT-Klassiker Fresa y Chocolate bis zu SM-Filmen, die wie Jörg sagt „schon alleine durch die visuelle Erfahrung schmerzen".

Wir verlosen zwei Freikarten für Filme nach Wahl am Luststreifen 2014 an die ersten zwei, die an benjamin.vonwyl@vice.com in eigenen Worten mailen, was die Vulva denn eigentlich ist.

Benj auf Twitter: @biofrontsau