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Freedumb: Kein Ruhm, kein Geld und keine Gnade vor Gericht

Züge bemalen ist eines der schrecklichsten Kunst-Hobbys, die man haben kann. Du kannst dabei draufgehen und wenn sie dich erwischen kommst du in den Knast.

Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung von Freedumb

Eigentlich ist Graffiti ja ein unterbewerteter Dienst an der Gesellschaft. Diese meist jungen Menschen verzichten auf ihren Schlaf, um auf beachtliches eigenes Risiko und eigene Kosten, deiner Umwelt einen optischen Mehrwert zu verpassen.

Natürlich sieht man das an vielen Stellen etwas anders—im Stadthaus zum Beispiel. Dort freut sich die Graffiti-Beauftragte Priska Rast darüber, dass ihr ausgeklügeltes System die „Verschandelung" der Langstrasse um 80% reduziert hat.

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Ausgeklügelt ist das System deshalb, weil die Wände, Ampeln und Scheiben von Leuten geputzt werden, die selber wegen diversen Vergehen zu Sozialstunden verdonnert sind. Der ganze Gentrifizierungs-Spass kostet also mindestens in der Reinigung wenig bis gar nichts.

Zum Glück hat die SBB, im Gegensatz zur Stadt, keine eigenen Sklavenkontingente zur Verfügung. Deshalb ist es möglich, die aufwändigen Werke der selbstaufopfernden Sprayerinnen und Sprayern wenigstens noch vorbeiziehen zu sehen. Wie hier zum Beispiel.

Um den sozialen Dienst dieser Kunstsamariter transparenter zu machen, findet morgen (Donnerstag) in der Perla Moda eine Ausstellung statt. „Freedumb" heisst das Projekt und wird von Phil America, Taps and Moses, sowie Utah and Ether durchgeführt und mit Inhalten versorgt.

Es werden dort aber keine Züge ausgestellt, denn diese Bisons des zivilisierten Lebens sollen weiterhin in Freiheit über die Stahl- und Asphaltprärie ziehen. Stattdessen bieten uns diverse Fotodrucke und eine Videoinstallation multimedialen Einblick in das Leben und die Ideen dieser Kunstaktivisten.

Die Ausstellung findet übrigens zeitgleich in Sofia statt und eine Woche später in Paris, Interrail sozusagen.