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Sport

Fußball ist der größte Scheiß

Aus diesen Gründen ist es okay, Fußball zu hassen.

Fußball im Kackehaufen von VICE Media.

Zuerst muss ich gestehen, dass ich auch ab und zu ein aktives Kickerl mit meinen Freunden genieße, also gegen den Akt Fußball als Betätigung überhaupt nichts einzuwenden habe. Was mir vielmehr am Oasch geht, sind die ganzen Typen, die nur Fußball schauen und von nichts anderem mehr reden. Damit meine ich nicht die spritzerschwangeren Dorfalkoholiker, die jeden Sonntag beim Regionalliga-Match am Sportplatz der 2.000 Einwohner-Gemeinde den Schiri am liebsten abkrageln würden, meist aber schon in der Artikulation selbiger Intention klaglos scheitern. Vielmehr meine ich diese aufgeblasenen Vorzeigemetros und ihre Anhängerschaft. Hier ein paar Gründe, warum ich Fußball aus tiefstem Herzen hasse.

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Scheinbar ist es cool geworden, Fußball zu mögen

WTF? Wie ist das passiert? Vielleicht wegen diesem englischen Chav, der es tatsächlich geschafft hat, dass sehr viele Männer vor einigen Jahren solche Frisuren in Kombination mit Flinserln trugen. Vielleicht liegt es auch daran, dass Die Zeit eine eigene Fußballseite eingeführt hat oder der Jugendsender FM4 seit Jahren das WM Quartier veranstaltet. Oder es hat damit zu tun, dass man heutzutage auch Miley Cyrus und O.C. California gut finden kann und aus dem „heimlichen Lieblingslied" plötzlich einfach nur das Lieblingslied geworden ist. Möglicherweise friert auch einfach nur gerade die Hölle zu.

Foto Credit: kenjipunzalan {http://www.kenginapunzalan.com} via photopin cc

Eine andere Erklärung, warum seit ein paar Jahren mittlerweile jeder Fußball gut findet, könnte darin liegen, weil es wirklich scheißeinfach ist, einen Ball zu treten. Du kannst jedem Kind das runde Leder hinlegen und es kann, wenn es bereits gehen kann, mit dem Fuß draufkicken. Dieses Gefühl scheint viele Menschen glauben zu machen, dass sie bei den Profis mitspielen könnten und natürlich auch alles besser machen würden. Aber was mich wirklich ärgert ist, dass du plötzlich selbst unter den Außenseitern der Außenseiter bist, wenn du dich nicht für die WM, Championsleague oder ähnlichen Dreck interessierst. Was ist aus den Zeiten geworden, wo Jocks noch Jocks, die coolen Kids noch Slacker und die Fußballer noch idiotische, vorstädtische, unterschichtige Männer mit ungestutzten Schnauzern waren?

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Die Fan-Parolen

Schon klar. Genauso wie Wahlkampf-Slogans nicht den Anspruch haben, literarisch wertvoll zu sein, war auch bei den Fanchören sprachlicher Witz eher ganz unten auf der Prioritätenliste, als die ersten mit dem genialen Slogan „OLÉ!!!" aus dem Soccer Think Tank gestiegen sind. Aber gerade, wenn man glaubt, sie wären so deppert, dass sie schon wieder lustig sein könnten, stellt man fest, dass es doch der rassischiste, beleidigendste Schwachsinn ist, den man jemals gehört hat. Und wenn 22 verschwitzte Männer durchs Stadion laufen, sich nach Toren umarmen, sich beim Freistoß auf die Eier greifen, und dabei von vorwiegend männlichen Fans brüllend unterstützt werden, muss man sich schon fragen, was homophobe Sprüche dort eigentlich verloren haben.

Die Vergötterung der Spieler

Die Spieler selbst können ja grundsätzlich nichts dafür, dass sie oft Probleme haben, einen geraden Satz herauszubringen—schließlich werden besondere Talente ja früh genug aus der klassischen Schullaufbahn herausgeholt und tun sich später sehr schwer dabei, zu akzeptieren, dass sie nicht über den Gesetzen stehen. Allerdings frage ich mich dann doch, ob man die Gott-Komplexe mancher berühmter Fußballer auch noch durch eine dermaßen aufgeblasene Medienpräsenz und vollkommen unreflektierte, kollektive In-den-Arsch-Kriecherei fördern muss, nur weil diejenige Person besonders gut mit Bällen umgehen kann.

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Im Fußball steckt unfassbar viel Geld

All das wäre schon beschissen genug, wenn nicht auch so unglaublich viel Kohle in diesem Sport stecken würde. Dass die Fußballlandschaft in Österreich vergleichsweise bescheiden aussieht, brauche ich hier ja wohl nicht weiter auszuführen. Trotzdem zeigt das öffentlich-rechtliche Fernsehen ständig Spiele und die Fußballer verdienen auch hierzulande Summen, von denen die, die andere Sportarten ausüben, nur träumen können. Vielleicht wäre es ja cool, wenn auch Profis anderer Sportarten vom Sport leben könnten und die Fußballer dafür Autos mit 200 PS weniger fahren müssten. Denn im Grunde genommen geht's nur darum—und das muss man sich immer wieder vor Augen führen—das Runde ins Eckige zu bringen.

Leute schlagen sich deswegen tatsächlich zusammen

Wenn einmal die falsche Mannschaft gewinnt, hauen sich die Fans auch gerne gegenseitig in die Goschen. Manchmal reicht auch ein Unentschieden oder einfach nur, dass grad keine Sonne scheint. Nicht, dass es mir nicht egal wäre, solange das im gegenseitigen Einverständnis geschieht—wenn also quasi ein Hooligantrottel dem anderen den Schädel einschlägt—, aber wenn irgendwelche Außenstehenden angepöbelt werden oder Typen, die sich im Stadion wirklich nur ein Match anschauen wollen, ist das schon wieder mehr als verabscheuungswürdig. Warum ficken diese Schlägertypen stattdessen nicht einfach ihre Freundinnen? Stimmt, bierbäuchige Hooliganprolos haben leider in den seltensten Fällen ein Mädchen. Woran das wohl liegen mag … Wie wäre es dann zumindest mit Energieabbau in Form von Kampfsport anstatt auf andere wegen einer verdammten Fußballmannschaft loszugehen? Oder (Vorsicht Fettleibigkeitskritik:) sie probieren es direkt selber einmal mit, sagen wir zum Beispiel, FUSSBALLSPIELEN?

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Der Sport ist langweilig

Komischerweise ist Fußball eigentlich im Grunde relativ langweilig anzusehen, denn während z. B. bei einem Basketballmatch ständig Punkte gemacht werden, sieht ein Fußballspiel mitunter so aus:

90 Minuten und kein Tor? Sehr spannend.

Der damit verbundene Patriotismus

Damit meine ich nicht nur, die offensichtlichen Deutschland-, Schweiz- bzw Österreichflaggen, die von Häuserwänden hängen und einem gepaart mit den im Chor geschrieenen, oft nationalistischen Sprücherln natürlich auch das letzte Essen hochkommen lässt. Was mich im Alltagsleben aber fast noch mehr nervt, ist das klassische „Gestern homma gwunna". Ah, „wir" haben also gewonnen. Und was genau hast du dazu beigetragen? Vor dem Fernseher Bier in dich reingeleert und so getan, als würdest du mitspielen, obwohl du in der zweiten Halbzeit aufgrund deiner buchstäblichen und metaphorischen Fett´n schon Probleme hattest, überhaupt zum Kühlschrank zu kommen? Sehr gut, ich hoffe, du hilfst „deinem" Team nächste Woche wieder. Aber bitte erzähl mir dann nichts mehr darüber.